Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
dort.«
Er wechselte die Richtung und fegte kühl an ihr vorbei.
Rylann sah ihm amüsiert nach. Irgendwie gefiel ihr diese griesgrämige Seite an Kyle Rhodes. Sie fühlte sich sehr viel authentischer an als die pseudocharmante. »Ich glaube nicht, dass es als Begleiten gilt, wenn du einen halben Block vor mir läufst«, rief sie ihm zu. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da eine Zwei-Meter-Regel oder so etwas gibt.«
Kyle blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Schweigend wartete er, bis sie ihn eingeholt hatte.
Als sie auf gleicher Höhe waren, blieb sie vor ihm stehen, ein wenig näher als zuvor. »Dann muss ich dir wohl gratulieren. Erzähl mir mehr über deine Doktorandenprüfung!«
»Ach, jetzt bist du plötzlich nett zu mir«, erwiderte er.
»Ich denke zumindest darüber nach.«
Sie gingen weiter in die Richtung, in der ihre Wohnung lag. »Ich studiere Informatik«, sagte Kyle, »und habe mich auf Systeme und Netzwerkforschung spezialisiert, besonders auf Sicherheitsfragen. Schutz gegen DoS-Attacken und so was.«
»Das klingt sehr … technisch.«
Als er ihre Ahnungslosigkeit bemerkte, erklärte er: »DoS steht für Denial of Service . Einfach gesagt ist es eine Art von Computerhacking. Firmen sehen sie hauptsächlich als Ärgernis, aber meine Prognose lautet, dass solche Angriffe in den nächsten paar Jahren immer weiter zunehmen werden. Denk an meine Worte, wenn die Websites nicht anfangen, diese Bedrohungen ernst zu nehmen, wird irgendwann jemand Panik und Chaos auslösen.«
»Dein Vater muss sehr stolz auf dich sein, dass du ins Familiengeschäft einsteigst«, sagte Rylann.
Er verzog das Gesicht. »Das ist ein ziemlich heikles Thema. Denn ich habe nicht vor, für ihn zu arbeiten. Ich würde stattdessen gerne unterrichten.« Er bemerkte Rylanns überraschten Blick und zuckte beiläufig mit den Schultern. »Ein Job, bei dem man den Sommer über freihat, ist nicht zu schlagen, oder?«
»Warum machst du das?«, fragte sie.
»Was denn?«
»Absichtlich die ganze Zeit so tun, als könnte man dich nicht ernst nehmen? Ich vermute, dass das der Grund für die Arbeitsstiefel und die Flanellaufmachung ist.«
»Nein, ich trage das Hemd und diese Schuhe, weil sie bequem sind. Für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt hast, wir gehen hier mitten in einem Maisfeld zur Schule. Anzug und Krawatte sind nicht unbedingt erforderlich.« Er legte den Kopf schief. »Was kümmert es dich, wie ich nach außen hin wirke?«
»Ich denke einfach, dass hinter dem berühmten Kyle Rhodes mehr steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde.«
Sie blieben an einer Kreuzung stehen, nur zwei Häuserblocks von Rylanns Wohnung entfernt. Eine kühle Brise erinnerte sie an ihr feuchtes Oberteil. Mit einem leichten Zittern verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust, um sich warm zu halten.
»Nein. Ich bin immer noch der gleiche Typ, den du wegen seines lahmen Anmachspruchs für einen Idioten gehalten hast.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog Kyle sein Hemd aus und reichte es Rylann. Darunter trug er ein enges graues T-Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper betonte.
Rylann winkte ab und bemühte sich, nicht auf seinen Körper zu starren. Wobei sie erbärmlich scheiterte. »Oh, nein danke! Wir sind nur noch zwei Häuserblocks von meiner Wohnung entfernt. Das geht schon.«
»Nimm es einfach! Wenn meine Mutter wüsste, dass ich eine Frau in einem nassen Oberteil herumlaufen lassen, würde sie mir den Hals umdrehen.«
Rylann nahm das Hemd entgegen und zog es über. Sie spürte die Wärme seines Körpers im Stoff. »Dreiundzwanzig Jahre alt und hört immer noch auf seine Mutter. Das ist süß.«
Kyle trat näher und richtete den Hemdskragen. »Vierundzwanzig. Und meine Mutter ist einfach klasse – du würdest an meiner Stelle auch auf sie hören.« Nachdem er mit dem Kragen fertig war, nickte er zufrieden. »So.«
Als seine Hand ihren Hals berührte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer.
Schmetterlinge im Bauch.
Verdammt!
»Danke«, sagte sie. Nicht den hier , rief sie sich streng ins Gedächtnis. Sie hatte in ihrem Sechsjahresplan keinen Platz für diesen Kerl. Verdammt, nicht mal in ihrem Sechs tage plan.
Kyle warf ihr einen Blick zu. »Ich habe gelogen, als ich gesagt habe, dass ich dir zur Theke gefolgt bin, weil ich dich heiß fand.« Er berührte ihre Wange. »Ich habe dich mit deinen Freunden lachen sehen, und dein Lächeln hat mich einfach umgehauen.«
Oh … Mann! Rylanns Herz hüpfte erneut.
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