Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
für ›Bitte bring mich nicht um‹.«
Junge, Junge!
»Was hast du getan, Rae?«
»Okay, ich erzähl dir jetzt, was passiert ist: Als ich von der Toilette zurückkam, sah ich, wie Kyle Rhodes am Tresen stand und dich abcheckte«, sagte Rae. »Ich beschloss, dass du dir nach dem langen und anstrengenden Jahr ein wenig Spaß verdient hast, ob du willst oder nicht. Also haben die Jungs und ich uns durch die Hintertür rausgeschlichen.«
»Das habt ihr nicht getan.«
»Doch, das haben wir. Er ist der Sohn eines Milliardärs, Rylann. Und er ist hinreißend. Eigentlich solltest du mir dankbar sein. Wir sind nur noch einen Block von Shanes Wohnung entfernt, und ich glaube, ich werde dort eine Weile abhängen. Um dir etwas Raum zu geben.«
Rylann senkte ihre Stimme noch mehr. »Das geht gegen jede Regel des Frauenkodexes, Rae. Wir lassen niemals eine von uns zurück. Jetzt muss ich allein nach Hause laufen.«
»Nicht wenn alles wie geplant verläuft …«, raunte Rae verschwörerisch. Dann fragte sie neckisch: »Mit wessen Handy rufst du eigentlich an?«
Auf keinen Fall würde Rylann dazu etwas sagen. »Wenn ich so darüber nachdenke, werde ich dich wohl doch umbringen. Und dann werde ich dir die schwarzen Manolos stehlen, die du letzten Winter gekauft hast, und in ihnen auf deiner Beerdigung tanzen.« Sie beendete das Gespräch.
Dann ging sie wieder zu Kyle und gab ihm das Mobiltelefon zurück.
»Und?«, fragte er.
Schnell ließ sich Rylann eine Ausrede einfallen. »Einem unserer Freunde ist schlecht geworden, also haben Rae und die anderen ihn schnell nach Hause gebracht.«
»Oder sie ist gegangen, damit du hier mit mir festsitzt.«
Frustriert warf Rylann die Hände in die Luft. »Okay, das ist jetzt echt gruselig. Woher weißt du das?«
Kyle zuckte mit den Schultern. »Ich habe den ›Carpe diem‹-Teil mitgehört und den Rest erraten. Ich habe eine Zwillingsschwester und weiß, wie der unheimliche Verkuppelungsverstand von ihr und ihren Freundinnen funktioniert.«
Rylann errötete. »Ich hoffe, du weißt, dass ich nichts damit zu tun hatte.«
Kyle schien wegen Raes Ränkeschmiederei eher belustigt als beunruhigt zu sein. »Keine Sorge, Frau Anwältin. Ich werde Sie nicht als Mitverschwörerin anklagen.« Er nickte in Richtung der Tür. »Dann wollen wir mal. Ich begleite dich nach Hause.«
Rylann machte sich zum Ausgang auf. »Vielen Dank, aber das ist nicht nötig. Ich wohne nur acht Häuserblocks entfernt.«
Kyle schnaubte empört, während er ihr zur Tür folgte. »Als ob ich eine Frau nachts um halb eins alleine nach Hause laufen lassen würde. So hat mich meine Mutter nicht erzogen.«
»Wenn du es ihr nicht verrätst, werde ich es auch nicht tun.« Es war nicht so, dass Rylann unbedingt allein nach Hause laufen wollte, aber sie hatte durchaus schon ähnliche nächtliche Spaziergänge über den Campus überstanden. Außerdem war Kyle Rhodes praktisch ein Fremder für sie. Woher sollte sie wissen, dass es sicher war, von ihm begleitet zu werden?
Als sie nach der Eingangstür griff, hielt Kyle sie für Rylann auf. »Das ist nicht nur das, was meine Mutter sagen würde, sondern auch das, was ich selbst denke. Meine Schwester studiert an der Northwestern. Wenn ich herausfinden würde, dass so ein Idiot sie um diese Uhrzeit allein nach Hause hätte gehen lassen, würde ich ihm dafür in den Hintern treten. Sieht also so aus, als hättest du mich jetzt am Hals. Ob du willst oder nicht.«
Rylann ging ihre Optionen durch. Die Geschichte über seine Schwester hatte aufrichtig genug geklungen. Soweit sie es beurteilen konnte, war Kyle Rhodes großspurig und bedeutete Ärger, aber nicht diese Art von Ärger. »Also gut, meinetwegen. Du kannst mich nach Hause begleiten.« Sie hielt inne. »Danke sehr!«
»Siehst du? War das jetzt so schwer, mal nett zu mir zu sein?«
Rylann stieß die Tür auf und trat hinaus. Wie gewöhnlich hatte sich vor der Kneipe ein Haufen Studenten versammelt, die über die alles entscheidenden Fragen diskutierten: Auf welche Partys man jetzt gehen und ob man auf dem Weg dorthin noch bei La Bamba auf einen Burrito haltmachen sollte. »Ich bin sicher, dass es jede Menge Frauen gibt, die nur zu gerne nett zu dir wären«, sagte sie zu Kyle, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte. »Ich dachte, ich widersetze mich mal dem Trend.«
Kyle folgte ihr. »Wer zieht jetzt voreilige Schlüsse, hm?«
»Du hängst an der Theke ab und machst willkürlich Frauen an, die mehrere
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