Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Person, die sich Gewalt, Terror und Einschüchterung bediente, um ein Ergebnis zu erzielen.
Er hingegen hatte sich lediglich seiner Dämlichkeit bedient.
Miles, der Pförtner, blickte auf seine Uhr, als Kyle am Empfang vorbeiging.
»Können Sie sich nicht mal an einem Samstagabend eine Pause gönnen?«
»Keine Ruhe den Gottlosen«, erwiderte Kyle grinsend.
Er stieg in einen Aufzug und drückte den Knopf für den vierunddreißigsten Stock, das Penthouse. Kurz bevor sich die Türen schlossen, stieg ein Mann Ende zwanzig in Jeans und einem Skipullover ein. Als er Kyle sah, blinzelte er überrascht. Offensichtlich hatte er ihn erkannt, sagte aber nichts, sondern drückte einfach nur auf den Knopf für den dreiundzwanzigsten Stock.
Schweigend standen sie nebeneinander, während der Aufzug Fahrt aufnahm, aber Kyle wusste, dass dies nicht so bleiben würde. Irgendwann würde der Typ etwas sagen. Einige Leute beschimpften und andere beglückwünschten ihn, aber sie sagten immer etwas.
Als der Aufzug im dreiundzwanzigsten Stockwerk anhielt, sah der Typ zu ihm herüber, bevor er ausstieg. »Wenn Sie mich fragen, ich fand die ganze Sache eigentlich ziemlich witzig.«
Also ein Fan. »Zu schade, dass Sie nicht unter den Geschworenen waren«, erwiderte Kyle.
Er fuhr mit dem Aufzug ins oberste Stockwerk, in dem sich neben seiner noch zwei weitere Penthousewohnungen befanden. Sobald er seine Wohnung betreten hatte, zog er die verschwitzte Trainingsjacke aus und warf sie über die Rückenlehne eines Barstuhls, der vor seiner Küchentheke stand. Die Wohnungen waren nach seinen Vorstellungen als offene Wohnfläche entworfen worden. Alle Bereiche mit Ausnahme der Schlafzimmer gingen ineinander über, um ein luftiges Gefühl zu vermitteln. Die großen Panoramafenster an zwei Wänden verstärkten diese Wirkung noch. Er hatte eine spektakuläre Aussicht auf den See, auch wenn draußen momentan nicht mehr als eine graue, trübe Suppe zu sehen war. Wie im März in Chicago auch nicht anders zu erwarten.
»Wenn du für mich jemals wieder einen Handel über Hausarrest abschließen solltest«, hatte er gegenüber seiner Schwester Jordan gescherzt, als sie und ihr Vater letzte Woche vorbeigeschaut hatten, »achte bitte darauf, dass die FBI-Leute eine Klausel hinzufügen, die besagt, dass ich die kalten Monate an einem Strand in Malibu verbringen kann.«
Ihr Vater, der den Scherz offensichtlich nicht besonders komisch fand, hatte den Raum verlassen, um einen Anruf entgegenzunehmen.
»Zu früh«, hatte Jordan kopfschüttelnd gesagt.
»Du hast kein Problem damit, Gefängniswitze zu machen«, hatte Kyle verteidigend gesagt. Tatsächlich hatte seine Schwester sogar eine nervtötende Begabung dafür entwickelt.
Gut gelaunt hatte Jordan mit einem Keks herumgewedelt, den sie aus einer Dose in seinem Schrank stibitzt hatte. »Ja, aber ich weiß schon seit unserem dritten Lebensjahr, dass du ein Idiot bist. Seltsamerweise hat Dad bis jetzt gebraucht, um dahinterzukommen.«
Sie lächelte süßlich, während sie erneut in den Keks biss.
»Vielen Dank auch! Hey, du Genie, dieser Keks ist fünf Monate alt!« Kyle grinste, während seine Schwester panisch nach einem Stück Küchenpapier suchte.
Später, auf dem Weg zur Tür, hatte Jordan das Thema erneut und dieses Mal ernsthaft angeschnitten. »Mach dir wegen Dad keine Gedanken. Er kommt schon noch an den Punkt.«
Kyle hoffte, dass Jordan recht hatte. Sein Vater hatte Kyles sehr öffentliche Festnahme und Verurteilung so gut aufgenommen, wie man erwarten konnte. Genau wie Jordan war Grey bei allen Gerichtsterminen anwesend gewesen und hatte ihn jede Woche im Gefängnis besucht. Dennoch waren die Dinge zwischen ihm und seinem Vater momentan etwas unbeholfen, und es war klar, dass ein Gespräch von Mann zu Mann bevorstand.
Irgendwann.
Kyle schob diese Gedanken erst einmal beiseite, zog seine Joggingsachen aus und duschte kurz. Er warf einen Blick auf seine Uhr und sah, dass er noch eine gute halbe Stunde hatte, bevor seine Gäste eintrafen. Also setzte er sich an den Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, um auf seinem Monitor die Abendnachrichten zu lesen.
Nachdem er die überregionalen Schlagzeilen durchgelesen hatte, überflog er den Technologieteil des Wall Street Journal . Als er sah, dass sein bevorstehender Gerichtstermin die zweite Nachricht auf der Seite war, schnaubte er genervt.
Zumindest war es nicht der Aufmacher gewesen, auch wenn er keinen Zweifel daran hegte, dass sein Bild
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