Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
hatte die sonst leicht schmuddelig wirkende Studentenkneipe in eine romantische Umgebung verwandelt. Sie trat näher an ihn heran und vergrub ihre Finger in seinem Hemd. »Ich danke dir«, flüsterte sie.
Erneut strich Kyle ihr die Haare aus der Stirn. »Hab ich gern gemacht, Frau Anwältin.«
»Ich habe mich für das Falsche entschieden«, sagte Rylann, während sie Kyles Teller musterte. »Ich hätte statt der normalen die Kringelfritten nehmen sollen.«
»Ja, das hättest du wohl.« Kyle nahm eine seiner gekringelten Fritten und legte sie ihr großzügig auf den Teller.
Sie sah beleidigt auf. »Eine Fritte? Mehr kriege ich nicht?«
»Du musst mit den Konsequenzen deiner Entscheidungen leben. Wie sollst du denn sonst etwas daraus lernen?« Er grinste sie an und schob sich eine weitere Fritte in den Mund.
Der Perrier-Jouët zeigte langsam Wirkung und hatte eine hübsche Röte auf Rylanns Wangen gezaubert. Obwohl Kyle normalerweise kein großer Champagnertrinker war, musste er zugeben, dass dieser hier nicht schlecht war. Natürlich kombinierte man nicht oft eine dreihundert Dollar teure Flasche Schaumwein mit Cheeseburgern und Fritten, aber das war hier im Clybourne nun mal das Beste, was die Speisekarte zu bieten hatte.
Kyles Handy machte ihn summend auf eine neue SMS aufmerksam, und er warf einen Blick darauf, um sicherzugehen, dass es nicht Sean war, der Geschäftsführer aus Silicon Valley, den er als seine rechte Hand bei Rhodes Network Consulting eingestellt hatte. »Entschuldige bitte! Seit der Twitter-Erklärung wird meine Geschäftsführung mit Anrufen bombardiert«, sagte er zu Rylann. »Sean geht gerade alle Nachrichten durch. Ich habe ihm gesagt, dass er mich anrufen soll, falls etwas dabei ist, das nicht bis morgen warten kann.«
Sie lehnte sich interessiert vor und griff nach ihrem Glas. »Und wie sieht jetzt dein nächster Schritt aus?«
»Ich werde Meetings arrangieren und anfangen, potenzielle Kunden anzuwerben. Die beiden Jungs von der Universität fangen am Montag an, und dann sind wir so weit. Dann bleibt mir nur noch, die Daumen zu drücken und zu hoffen, dass ein paar Leute Lust darauf haben, mit dem Twitter-Terroristen ins Bett zu hüpfen.« Er grinste sie an. »Natürlich im übertragenen Sinne.«
Rylann sah ihn an. »Ich wollte dich mal etwas fragen. Wie kam es eigentlich dazu, dass du deine Meinung über die Geschäftswelt geändert hast? Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, hast du gesagt, dass du lieber unterrichten wolltest.«
Es war eine vollkommen harmlose Frage. Und Kyle wusste, dass er sie ausweichend beantworten konnte, so wie schon viele Male zuvor. Aber als er Rylann an diesem Abend vor dem neunten Todestag seiner Mutter so gegenübersaß, dachte er, dass es möglicherweise an der Zeit war, offen über diesen Teil seines Lebens zu sprechen. Immer wieder sagte er sich, dass er Rylann mit Haut und Haaren wollte – daher musste er vielleicht ein paar seiner eigenen Mauern niederreißen.
Also räusperte er sich und versuchte zu entscheiden, wo er anfangen sollte. »Nach dem Tod meiner Mutter hat sich meine Perspektive verändert. Es war für meine Familie eine schwere Zeit«, begann er.
Kyle. Es gab einen Unfall.
Diese Worte würde er sein ganzes Leben lang nicht vergessen.
Am Tonfall seines Vaters hatte er sofort erkannt, dass es etwas Ernstes war. Er umfasste den Telefonhörer ein wenig fester. »Was ist passiert?«
»Es geht um deine Mutter. Auf dem Weg von der Theaterprobe nach Hause wurde ihr Auto von einem Lastwagen gerammt. Sie denken, dass der Fahrer wohl am Steuer eingeschlafen ist. Ich weiß es nicht genau, man hat mir nicht viel gesagt. Sie wurde vor einer halben Stunde in die Notaufnahme gebracht und wird gerade operiert.«
Kyles Magen zog sich zusammen. Eine Operation. »Aber … Mom wird doch wieder in Ordnung kommen, oder?«
Das Schweigen, das folgte, schien eine Ewigkeit zu dauern.
»Ich habe den Jet losgeschickt, um dich in Willard abzuholen«, sagte sein Vater und meinte damit den universitätseigenen Flugplatz. »Am O’Hare wird ein Hubschrauber auf dich warten und dich direkt zum Krankenhaus bringen. Sie haben uns erlaubt, ihren Landeplatz zu benutzen.«
Kyles Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Dad.«
»Es sieht schlimm aus, Junge. Ich habe das Gefühl, etwas tun zu müssen, aber sie … sie haben gesagt, dass es nichts gibt …«
Der Schock setzte ein, als Kyle klar wurde, dass sein Vater weinte.
Die Fahrt zum Flugplatz, der
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