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Wiedersehen macht Liebe (German Edition)

Wiedersehen macht Liebe (German Edition)

Titel: Wiedersehen macht Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie James
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vierzigminütige Flug nach Chicago und der Hubschrauberflug zum Dach des Krankenhauses waren ein verschwommenes Durcheinander. Ein paar Krankenhausmitarbeiter – Kyle hätte sie bereits zwei Minuten später nicht mehr wiedererkannt – führten ihn zu einem privaten Wartezimmer in der Unfallchirurgie. Er stürmte hinein und fand dort seinen Vater mit aschfahlem Gesicht vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Junge.«
    Kyle wich einen Schritt zurück. »Nein.«
    »Ich war auch nicht rechtzeitig da«, sagte eine leise, erstickte Stimme hinter ihm.
    Kyle drehte sich um und sah, dass Jordan in einer Ecke des Raums stand. Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Jordo.« Er zog sie an sich und umarmte sie fest. »Ich habe gestern noch mit Mom telefoniert«, flüsterte er gegen die Haare seiner Schwester. »Ich habe sie nach meiner Prüfung angerufen.« Sie war so verdammt stolz auf ihn gewesen.
    Sein Herz schmerzte schrecklich, und seine Augen begannen zu brennen.
    »Sag mir, dass das alles nur ein Albtraum ist«, flüsterte Jordan gegen seine Brust.
    Es klopfte an der Tür, und ein Arzt in einem blauen Chirurgenkittel betrat das Zimmer.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er in ruhigem Tonfall. »Ich wollte nur fragen, ob Sie sie sehen möchten.«
    Jordan wischte sich die Tränen aus den Augen und drehte sich dann zu dem Arzt um. Sie und Kyle sahen ihren Vater an.
    Er sagte nichts.
    »Einige Menschen empfinden es als tröstend, sich zu verabschieden«, bot der Arzt freundlich an.
    Kyle sah, wie sein Vater – ein Selfmademan, den man für seinen Geschäftssinn und seine Entschlossenheit lobte, dessen Gesicht es auf die Titelseiten des Time Magazine und der Newsweek geschafft hatte, ein Mann, den Kyle bei einer Entscheidung noch nie unschlüssig erlebt hatte – zögerte.
    »Ich … weiß nicht …« Die Stimme seines Vaters verlor sich. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und holte tief Luft.
    Kyle legte eine Hand auf die Schulter seines Vaters, dann antwortete er dem Arzt.
    »Das würden wir gerne. Vielen Dank!«
    Von diesen ersten Momenten im Krankenhaus an war Kyle klar gewesen, dass es seinem Vater sehr schwerfiel, die vielen Entscheidungen zu treffen, die in Bezug auf die Trauerfeier und die Beerdigung seiner Mutter aufkamen. Um ihn bei dieser Aufgabe zu unterstützen, zog er ins Haus seines Vaters und übernahm einen Großteil der Organisation. Es war eine schreckliche, emotional belastende Zeit, und er hatte sich auch sicherlich nie vorgestellt, mit vierundzwanzig Jahren entscheiden zu müssen, welche Texte und Gebete bei der Beerdigung seiner Mutter vorgetragen werden sollten oder welche Kleidung sie im Sarg tragen sollte. Aber zusammen war es ihm und Jordan gelungen, alles Nötige zu veranlassen.
    Nach der Beerdigung hatte er eigentlich vorgehabt, noch etwa eine Woche lang bei seinem Dad zu bleiben, um ihm mit den Anrufen, Beileidskarten, Blumen und E-Mails zu helfen, die sie jeden Tag überschwemmten. Angesichts des Geschäftsimperiums, das Grey Rhodes erschaffen hatte, gab es eine unfassbare Menge von Personen, die ihm ihr Beileid aussprechen wollten, und Kyle und Jordan taten ihr Bestes, um sich auch darum zu kümmern.
    Aber nach der ersten Woche schien sich nichts verändert zu haben. Sein Vater zeigte wenig Interesse daran, Besucher zu empfangen oder am Telefon mit Freunden oder Familienmitgliedern zu sprechen, sondern zog es vor, die Tage allein in seinem Arbeitszimmer zu verbringen oder lange Spaziergänge auf seinem Anwesen zu unternehmen.
    »Vielleicht muss er mal mit jemandem sprechen. Mit einem Spezialisten«, sagte Kyle eines Abends zu Jordan, als sie am Esstisch ihrer Eltern saßen und lustlos in einer Lasagne herumstocherten, die jemand am Tag zuvor vorbeigebracht hatte. Mit der Menge an Eintöpfen, Lasagnen und Gratins, die inzwischen im Kühl- und Gefrierschrank lagerten, hätte man ein kleines Land einen Monat lang ernähren können.
    »Das habe ich ihm bereits vorgeschlagen«, erwiderte Jordan. »Er sagt, er weiß, was nicht stimmt: dass Mom tot ist.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie blinzelte sie schnell fort.
    Kyle drückte ihre Hand. »Das ist nur die Trauer, die aus ihm spricht, Jordo.« Fast hatte er Lust, ins Arbeitszimmer seines Vaters zu spazieren und ihm zu sagen, dass er sich Jordan zuliebe zusammenreißen sollte, aber er bezweifelte, dass das helfen würde. Und er konnte den Schmerz seines Vaters nur allzu gut verstehen. Sie alle kämpften mit sich,

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