Wiedersehen macht Liebe (German Edition)

Hinweise darauf gegeben hatte, wohin sie gehen würden. Rylann hatte beschlossen, es einfach zu halten. »Ein schwarzes Wickelkleid und mittelhohe Schuhe. Wenn er mit mir zum Wildwasser-Rafting oder Viehtreiben geht, bin ich geliefert.«
    Rae lachte erneut. »Oh, hoffentlich ist es das Viehtreiben! Ich sehe es bildlich vor mir, wie du in deinem Kleid auf einem Pferd sitzt und ein Lasso über deinem Kopf schwenkst, während du gleichzeitig dein Handy in der Hand hast, um jemandem mit einer Vorladung zu drohen.«
    »Wenn er sich dafür entscheidet, war das mein erstes und letztes Rendezvous mit Kyle Rhodes.«
    »Ich bitte dich. Ein Lächeln von ihm, und ich wette, dieser Mann kann dich zu allem überreden.« Und das Unheimliche daran war, dass das Rylanns Vermutung nach tatsächlich zutraf.
    Gemäß den »Anweisungen«, die Rylann per SMS bekommen hatte, verließ sie um sechzehn Uhr dreißig mit ihrer Aktentasche über der Schulter das Gebäude durch die Drehtür und ging Richtung Norden.
    Gerade als sie die erste Kreuzung erreicht hatte, klingelte ihr Handy.
    »Okay, mein Lieber«, meldete sie sich. »Was jetzt?«
    Kyles Stimme drang wohltönend an ihr Ohr. »Geh zwei Blocks bis zur Monroe Avenue und dann nach links! Hinter dem Italian Village befindet sich eine kleine Straße. Da warte ich auf dich.«
    »Was immer das hier ist, du bekommst Extrapunkte dafür, dass du es so geheimnisvoll machst«, sagte sie, während sie beim Überqueren der Straße ein Schlagloch umging.
    »Haben Sie sich noch nie mit einem ehemaligen Häftling in einer dunklen Seitengasse getroffen, Ms Pierce?«, fragte er scherzhaft.
    Das hatte sie tatsächlich noch nie getan. Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, legte sie die zwei Häuserblocks zurück und überquerte die Straße. Dann sah sie das Restaurant, Italian Village, und ging auf die Gasse zu. Sie verlangsamte ihren Schritt, als sie um die Ecke bog und sah, dass dort eine elegante schwarze Limousine auf sie wartete.
    An der hinteren rechten Tür stand ein Fahrer und nickte ihr zu. »Guten Tag, Miss!« Galant öffnete er die Tür für sie.
    »Vielen Dank.« Als sich Rylann vorbeugte, sah sie Kyle im Wagen sitzen. Er trug eine Jeans und ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln.
    Er deutete auf die Fenster. »Getönt. So sind wir ganz unter uns. Und du brauchst dir wegen des Fahrers keine Gedanken zu machen. Er arbeitet seit Jahren für meine Familie. Unser Geheimnis ist also sicher.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Sollen wir?«
    Lächelnd ergriff sie seine Hand. Sie stieg ein, setzte sich und stellte ihre Aktentasche zwischen ihre Füße. »Komm schon. Kannst du mir nicht wenigstens jetzt endlich sagen, wohin es geht?« Sie schnallte sich an, und die Limousine fuhr los.
    Kyle streckte seine langen Beine vor sich aus. »Ich weiß noch nicht. Es gefällt mir, dich zappeln zu lassen.«
    »Hoffentlich bin ich wenigstens angemessen gekleidet.«
    Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern, über ihren V-Ausschnitt und ihre nackten, übereinandergeschlagenen Beine. »Mehr als angemessen, Frau Anwältin.«
    Der Ausdruck in seinen Augen sorgte dafür, dass ihr ganz warm wurde. »Also kein Viehtreiben.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Du und Viehtreiben? Ich würde eine halbe Milliarde Dollar bezahlen, um das sehen zu dürfen.« Er legte seine Hand auf ihr Knie und strich leicht mit den Fingern über ihre Haut. »Also wegen heute Abend … Ich habe mich gefragt, ob das eine dieser Ideen ist, die in meinem Kopf besser klingen als in der Realität. Ich hoffe, du wirst nicht enttäuscht sein.«
    »Wenn das der Fall sein sollte, verspreche ich, so zu tun, als ob ich mich freue, und du wirst gar keinen Unterschied feststellen.«
    »Das weiß ich zu schätzen. Okay, mein Angebot sieht folgendermaßen aus: Wahrscheinlich weißt du es nicht, aber vor neun Jahren an genau diesem Tag, am sechzehnten Mai, fiel mein Blick in einer überfüllten Kneipe auf eine gewisse dunkelhaarige freche Jurastudentin. Da der heutige Abend damit so etwas wie unser Jubiläum ist, dachte ich, wir sollten an den sprichwörtlichen Schauplatz des Verbrechens zurückkehren.«
    Rylann brauchte einen Moment. »Du bringst mich nach Champaign?«
    »Ja. Ich habe das Obergeschoss des Clybourne für uns gemietet.« Kyle strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich habe dir damals eine Verabredung versprochen, Rylann.« Er sah ihr tief in die Augen. »Ich mag damit fast ein Jahrzehnt zu spät dran sein, aber