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Wiener Requiem

Wiener Requiem

Titel: Wiener Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Jones
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wegen versuchten Mordes festgehalten werden, oder?«
    Schreier schüttelte den Kopf. »Das ist vollkommen unmöglich.«
    »Ganz und gar nicht. Es ist sehr wohl möglich«, sagte Gross. »Während wir hier miteinander sprechen, wird die Anklage aufgesetzt, und man hofft, Ihnen bis zum Ende des Wochenendes ein Geständnis entlockt zu haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Polizei damit auch Erfolg haben wird.«
    Gross sprach die letzten Worte mit einer besonderen Betonung aus, und Schreier verstand ganz offensichtlich, wie sie gemeint waren.
    »Man kann kein Geständnis aus mir herausprügeln.«
    »Das ist durchaus schon vorgekommen. Sind Sie in physischer Hinsicht ein mutiger Mann, Herr Schreier? Können Sie Schmerzen leicht ertragen?«
    Bei dieser Bemerkung riss Schreier die Augen auf.
    »Das dachte ich mir«, sagte Gross. »Dann wird es langsam Zeit, dass Sie ehrlich zu mir sind. Wo ist der Brief?«
    Schreier sah kurz hilfesuchend zu Werthen hinüber, aber der Anwalt behielt seine steinerne Miene bei.
    »Der Brief, Herr Schreier, ich frage Sie nicht noch einmal danach.«
    Gross stand auf, als wolle er gehen, und Schreier brach zusammen.
    »Also gut. Er ist in meiner Wohnung. Ich habe ihn in einen Beutel aus Öltuch eingewickelt und über dem Spülkasten der Toilette auf meinem Stockwerk versteckt.«
    Werthen wusste, dass dies der naheliegendste Platz war, an dem Kriminelle wertvolle Dinge versteckten.
    »Sie glaubten, ihn damit erpressen zu können, nicht wahr?«
    Schreier sagte nichts, sondern saß nur zusammengekrümmt da und starrte auf den Boden zwischen seinen Füßen.
    »Oder nicht?«, schrie Gross, und der Mann schrak auf.
    »Nein. So war es nicht. Mahler wurde frech, er wollte die Claque loswerden. Ich wollte dafür sorgen, dass er uns nie wieder so einfach kleinbekommen würde. Der Brief sollte meine Versicherung sein.«
    »Das kann er immer noch sein, Herr Schreier«, sagte Gross, als er zur Zellentür ging und nach dem Wärter rief. »Falls der Brief an der angegebenen Stelle ist und sich herausstellt, dass es keine Fälschung von Ihnen ist, haben Sie sich damit selbst gerettet.«
    Auch Werthen stand nun auf, er war froh, die Zelle und den Geruch von Hoffnungslosigkeit und Angst hinter sich zu lassen.
    Als der Wärter die Tür öffnete, drehte sich Gross zu Schreier um: »Ich werde dafür sorgen, dass dieser Ganove in eine andere Zelle verlegt wird.«
    »Vielen Dank, Dr. Gross. Sie sind ein wirklicher Gentleman. Melden Sie sich nur bei mir, wenn Sie wieder einen Fall vor Gericht bringen. Wir werden schon für die richtige Stimmung im Gerichtssaal sorgen. Sie werden sehen.«
    »Ich werde an Ihr freundliches Angebot denken, Herr Schreier«, sagte Gross. »Und ich bin sicher, dass mein Kollege das auch tun wird.«

14. KAPITEL
    »Ich glaube nicht, dass ich diese Frage beantworten möchte, Advokat Werthen.«
    Justine Mahler war bis in die Haarwurzeln errötet. Sie verschweigt etwas, dachte Werthen. Es stand ihr auf dem Gesicht geschrieben.
    »Warum schikanieren Sie mich, während die Person, die dafür verantwortlich ist, dass Gustl beinahe gestorben wäre, unbehelligt herumläuft?«
    Sie meinte Schreier, der am Samstag aus der Haft entlassen worden war, nachdem Gross und Werthen den vermeintlich von Mahler verfassten Brief hatten sicherstellen können. Eine nähere Untersuchung der Handschrift durch Gross hatte schnell erbracht, dass Mahler nicht der Verfasser gewesen sein konnte, aber auch Schreier kam nicht in Frage. Der Kriminologe hatte Schreiers Handschrift mit der des Briefs verglichen und keine Ähnlichkeit der Schrift feststellen können. Hinzu kam, dass der Umschlag einen Poststempel von Altaussee trug, wo Mahler sich während des Sommers aufhielt, und Schreier war – dafür gab es viele Zeugen – vor seinem Besuch bei Mahler den ganzen Sommer über in Wien gewesen.
    »Entweder stelle ich Ihnen diese Fragen«, bemerkte Werthen knapp, »oder Kriminalkommissar Drechsler wird dies übernehmen.«
    Plötzlich wurde die Tür zum Wohnzimmer geöffnet, undMahler kam herein; eingehüllt in ein weißes Bettlaken wirkte er wie ein Geist.
    »Was in Teufels Namen fällt Ihnen ein, Werthen?« Seine Stimme hatte nichts von ihrer herrischen Ausstrahlung eingebüßt.
    »Gustl!« Justine eilte zu ihm und ergriff seinen Arm. »Du gehörst ins Bett.«
    »Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier tun, Werthen?«, tobte Mahler weiter.
    Werthen vermutete, dass Natalie Mahler informiert hatte.
    »Ich stelle Ihrer

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