Wiener Schweigen
bereits früher Abend geworden, sie hatten sich an Speckbroten vollgegessen, und der Sturm grummelte in ihren Mägen.
In der Vinothek Spaetrot am Schrannenplatz bestellten sie noch ein Achterl. Beide waren müde von der frischen Luft und der Wanderung. Sie nahmen auf hohen Sesseln Platz, die auf dem Gehsteig an der Wand vor der Vinothek aufgereiht waren. Die Winzerin und Besitzerin, Frau Gebeshuber, brachte ihnen Rotgipfler in hohen beschlagenen Gläsern. Rosa sah in die untergehende Sonne, die ihre letzten Strahlen fächerförmig durch die Badener Straße schickte und den Schrannenplatz orange einfärbte. Johanna unterhielt sich mit der Winzerin über die Ernte und bat sie, ihr noch eine Kiste roten »Sturm« mitzugeben.
Rosa schloss die Augen, die Sonne wärmte ihr Gesicht, während sie blind mit dem Daumen einen Tropfen an ihrem Weißweinglas auffing. Sie ließ den trockenen Wein im Mund kreisen, der Geschmack nach reifen Südfrüchten breitete sich auf ihrem Gaumen aus.
Gen. 16,1; Infer., dachte sie.
Danksagung
Ich danke unseren Kindern Lina und Paul für ihre Geduld und dem Team des Emons Verlages, im Speziellen Saskia Römer, für seine Genauigkeit.
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