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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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war so aufgeräumt wie der Rest des Hauses. Auf dem Schreibtisch stand ein Computer. Freund schaltete ihn an. Er würde eine Kopie der Festplatte machen lassen. Zwei Regale enthielten zahllose Ordner mit Buchstabenkombinationen am Rücken. Freund schaute in ein paar hinein. Rechnungen, Versicherungs- und Bankunterlagen, Korrespondenzen. Der Computer war hochgefahren, verlangte aber ein Passwort. Da mussten die Leute von der IT dran.
    Das Bett war benutzt. Der Schrankraum war verhältnismäßig locker bestückt. Bei einem Mann mit Dorins Vermögen und dem Ruf des Gutgekleideten hätte Freund eine umfangreichere Garderobe erwartet. Auch das Bad war spartanisch ausgestattet. Das zweite Schlafzimmer schien unbenutzt.
    Freund kehrte zurück ins Wohnzimmer, spazierte an der opulenten Bücherwand entlang, wie meistens in fremden Haushalten. Auf einem Stapel neben einem integrierten Lesepult lag sogar eine dicke Familiengeschichte der Dorins. Freund blätterte kurz darin, betrachtete die Schwarz-Weiß-Fotografien weißbärtiger Männer in Stehkragen, Frauen in Korsetts, Stiche von Industrieanlagen aus einer Zeit, da rauchende Schlote noch Fortschritt signalisierten, und prunkvoller Villen in den Bergen oder an Seen.
    Varic und Spazier hatten keine neuen Entdeckungen zu vermelden. In der Garage fanden sie den obligatorischen Geländewagen, einen schwarzen Range Rover, wie ihn Drogenhändler in Hollywoodfilmen fuhren. Den Computer und die Ordner aus Dorins Arbeitszimmer würden sie später abholen.
    »Fangt ihr schon einmal mit den Nachbarn an«, sagte Freund zu Varic und Spazier. »Ich unterhalte mich noch kurz mit der Bedienerin.«
    Die Frau saß an einem Tisch in der Küche, vor sich ein Glas Wasser.
    »Jemand wie Sie hat Herrn Dorin sicher sehr gut gekannt«, sagte Freund.
    »Wie man jemand kennt, bei dem man ein paarmal pro Woche aufräumt. Was, das muss ich sagen, bei Herrn Dorin ein Vergnügen war. Er war sehr ordentlich.«
    »Kam er Ihnen in letzter Zeit verändert vor?«
    »Nicht wirklich. Wenn ich ihn sah, war er freundlich und höflich wie immer.«
    »Lebte Herr Dorin hier allein?«
    »Ja und nein. Die Kinder waren gelegentlich zu Besuch. Er hatte drei.« Sie zeigte mit dem Finger an die Decke. »Oben ist für jedes ein Zimmer.« Sie seufzte. »Leider haben sie nichts vom Ordnungssinn ihres Vaters geerbt.«
    »Also nur die Kinder? Ich habe gelesen, dass er beliebt bei den Frauen war.«
    Sie wackelte mit dem Kopf.
    »Na ja, er hatte schon häufig Damenbesuch. Weshalb wollen Sie das alles wissen, wo er sich doch …?«
    »Routine.«
    »Aha.«
    »Kannten Sie die Damen denn?«
    »Wie soll ich sagen?«
    »Sie müssen nicht diskret sein. Er lebt nicht mehr.«
    Sie seufzte, redete dann aber nur zu gern.
    »Die eine oder andere hat er mir vorgestellt, wenn ich zufällig im Haus war. Von den anderen habe ich natürlich auch etwas mitbekommen. Wenn sie Sachen liegen gelassen haben oder Nachrichten auf Zetteln hinterließen. Puh, das hasste er, Zettel, die herumliegen.«
    »Wissen Sie zufällig, mit wem er zuletzt verkehrte?«
    »Da war so eine Schwedin, die habe ich ein paarmal gesehen. Bildhübsches Mädchen. Er hatte überhaupt immer sehr gut aussehende Besucherinnen. Eine andere war auch öfter da, eine Blonde, Gundula. Den Namen habe ich mir gemerkt, eine Tante von mir hat so geheißen.«
    »Hatte er zu beiden gleichzeitig eine Beziehung oder nacheinander?«
    Sie sah ihn verlegen an, als ob ihr peinlich wäre, was ihr Arbeitgeber getan hatte.
    »Gleichzeitig.«
    »Kannten sich die Frauen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe sie aber nie gemeinsam hier gesehen.«
    Eifersucht war natürlich ein hübsches Motiv. Doch Frauen inszenierten gemeinhin keine Erschießung mit der Jagdflinte, sie wählten subtilere Methoden. Was mittlerweile jede aus Krimis wusste. Und vielleicht genau deshalb das Gegenteil tat, um allfällige Ermittlungen in eine falsche Richtung zu lenken.
    »Und die Frauen davor? Vor der Schwedin und Gundula?«
    »Da war eine Laja, eine Kim, Megan, Doro …«
    »Können Sie uns eine Liste schreiben? Mit Nachnamen, falls Sie welche wissen.«

Das Alter, meine Liebe
    Lukas Spazier arbeitete seit drei Jahren in der Gruppe Gewalt Zwei der Wiener Polizei. Er mochte den Job trotz der unmöglichen Arbeitszeiten und obwohl er nicht nur angenehme Zeitgenossen kennenlernte. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die er kannte, machte ihm die Laufarbeit, wie sie es nannten, Spaß. Er bewegte sich und traf an den verschiedensten

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