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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sie weiter.
    »Allein kam Dorin nicht?«, fragte Freund. »Oder zu zweit?«
    Der Verwalter räusperte sich. »Manchmal war er in Begleitung.«
    »… einer Dame«, vervollständigte Freund den Satz. »Oder wechselnder Damen.«
    »So oft wechselten sie nun auch nicht«, widersprach Bruckner. »Außerdem kam er manchmal auch mit Freunden. Dann gingen sie jagen oder Golf spielen.«
    Ihre Schritte hallten in den hohen Räumen, unter ihren Sohlen knarrte das Parkett. Freund fand es kühl in dem Gebäude.
    »Kannten Sie die Frauen?«
    »Wenn wir uns begegneten, was nicht immer der Fall war, stellte er uns vor.«
    »Können Sie sich an Namen erinnern?«
    »Ich bin gut bei Gesichtern, aber miserabel in Namen. In letzter Zeit war er einmal mit einer Gundi hier. Fesche Frau.«
    »Und die Männer?«
    »Weiß ich wirklich nicht. Bei den Gesellschaften waren es zu viele, um sich die Namen zu merken, außerdem war ich meistens nicht dabei. Und privat mit Freunden habe ich ihn schon länger nicht mehr gesehen, weil ich gerade immer Besorgungen zu machen hatte, die er mir aufgetragen hatte.«
    »Wohnen Sie im Schloss?«
    »Nein. Ich lebe mit meiner Familie ein paar Kilometer entfernt bei Furth. Ich kümmere mich um den Reinigungsdienst und die Gärtnerei, die den Park betreut, um die Pächter von Land und Wald, um die Jagd.«
    »Apropos Jagd: Hatte Herr Dorin ein Gewehr hier?«
    »Er besitzt – besaß einige Büchsen. Kommen Sie.«
    In einem Zimmer, an dessen Wänden noch mehr Jagdtrophäen hingen als im übrigen Schloss, wollte Bruckner einen Schrank aufsperren.
    »Halt!«, sagte Freund. Er zog sich einen Latexhandschuh über.
    »Geben Sie mir den Schlüssel.«
    Er sperrte den Schrank auf und öffnete ihn. Aufrecht lehnten sechs Büchsen in ihren Halterungen. Einige Ständer waren leer.
    »Da fehlt eine«, stellte Bruckner fest.
    Vielleicht hatte Florian Dorin damit den Nachmittag verbracht, dachte Freund. Ins Schloss zu fahren und die Waffe zu holen.
    »Wann haben Sie zuletzt in diesen Kasten gesehen?«
    »Ist vielleicht drei Tage her.«
    »Wer hat einen Schlüssel zu diesem Kasten?«
    Bruckner zögerte einen Moment, bevor er antwortete: »Herr Dorin hatte einen. Und ich, wie Sie sehen. Das sind alle.«
    Freund verschloss den Schrank wieder.
    Bruckner zeigte ihnen Dorins Schlafzimmer und den Arbeitsraum. Als Freund durch das hohe Fenster in den Park blickte, entdeckte er mitten auf der Wiese ein Reh. Sie beobachteten, wie es graziös über den Rasen schritt, den Kopf hob, die großen Ohren aufstellte und zu ihnen schaute, bevor es weiterging, bis es hinter einer Hecke verschwand.
    Der Schreibtisch und die Schränke mit alten Folianten dienten nur der Dekoration. Ein Schnurlostelefon, kein Computer. An Arbeitsunterlagen fand Freund gerade einmal Bleistifte, Kugelschreiber und ein paar leere Schreibblöcke.
    »Wie ein Arbeitszimmer sieht das nicht aus. Hatte Herr Dorin keine Unterlagen hier?«
    »Nein. Es gibt einen Internetanschluss. Meistens hatte er ein Notebook dabei.«
    »Hatte Herr Dorin irgendwo CD s, auf denen er Daten speicherte?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie haben Herrn Dorin in letzter Zeit nicht oft gesehen?«
    »Gelegentlich.«
    »War er anders als sonst?«
    »Eigentlich nicht. Gut gelaunt, freundlich wie immer.«
    »Wenn ich hier wohnen könnte, wäre ich auch gut gelaunt«, meinte Lukas Spazier, als sie wieder im Wagen saßen.
    »Umso mehr stellt sich die Frage, warum er sich umgebracht haben soll.«
    Als letzte Station des Tages wollte Freund Florian Dorins Büro besuchen. Dorins Assistentin hatte bereits am Vortag aufgeregt bei der Polizei angerufen, nachdem ihr Chef zu ein paar Terminen nicht erschienen war. Die Beamten hatten ihr die traurige Nachricht mitgeteilt. Nach seinem Gespräch mit dem Untersuchungsrichter hatte Freund mit ihr telefoniert und gebeten, heute trotzdem ins Büro zu kommen.
    »Da bin ich ohnehin«, hatte sie erklärt, »ich kann hier ja nicht einfach alles im Stich lassen.«
    Das Büro fanden sie in bester Innenstadtlage, hinter der Oper und dem Hotel Sacher, in der Beletage eines schmucken Altbaus. Die Räume waren wenigstens fünf Meter hoch, die Wände mit gefütterten Seidentapeten bespannt, an den Decken antike geschnitzte, bemalte Holzkassetten.
    »Was suchen Sie eigentlich? Ich dachte, es war« – sie stockte, bevor sie das Wort herausbrachte – »Selbstmord.«
    »Bei einem gewaltsamen Tod müssen wir immer untersuchen«, log Freund. Er wollte sich aufwendige Erklärungen

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