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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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keiner?«
    Nero sah mich an. »Wie war das noch mal … Neta wäre eigentlich in der Bahn gewesen, aber …«
    »Sie hopste raus, kurz bevor die Gondel startete. Ihr Handy hätte geklingelt, der Anruf wäre wichtig gewesen, ein Kunde, sie hätte darauf gewartet. Ich sehe jetzt noch Lilianas entsetztes Gesicht vor mir. Sie hatte sichtlich keinen Spaß daran, allein die Reise ins Herz des Dämonen anzutreten.«
    »Die Reise ins Herz des Dämonen«, spöttelte Nero. »Das klingt wie ein Fantasy-Film.«
    »Drehbücher schreiben, das wär’s.«
    »Dabei könntest du deiner Fantasie endlich freien Lauf lassen.« Nero wischte mit dem Zeigefinger über meine Nase. »Hast da Milchschaum.«
    Ich warf ihm ein Küsschen zu und angelte mir ein frisches Croissant. Frankreich. Ein eigenes Gut in der Provence, Drehbücher schreiben, eines pro Jahr, und damit richtig Kohle machen. Das war so ein Traum. So viel Geld zu verdienen, dass Nero dem LKA, den Kriminellen, dem Internet und seinem dämlichen Chef Adiós sagen konnte.
    »Pass auf, Schnullerbacke«, nahm ich ihn ran. »Gehen wir mal davon aus, der Anschlag in der Geisterbahn hat nicht dem Jungen gegolten. Sondern Neta. Kann doch sein. Dann hätte Liliana kein Motiv mehr. Im Gegenteil, sie wäre die Geschädigte. Meinst du, das geht in das Spatzenhirn deines Kollegen?«
    Neros Handy klingelte. Ich fluchte. Keine 24 Stunden konnten wir ohne seinen Job verbringen.
    »Sandra? Hallo. Nein, ich … Was?«
    Ich sah ihm in die Augen. Seine wunderschönen torfbraunen Augen. Meine Fresse, was war ich in ihn verliebt. Trotz all der Misstöne, die sich von Zeit zu Zeit einschlichen.
    »Das war Sandra«, sagte Nero. »Sie haben das Virus auf Lilianas Notebook sichergestellt.«

34
    Marek konnte ranklotzen, wenn es sein musste. Wochenende oder nicht. Er konnte Kopfschmerzen ignorieren, vereiterte Zahnwurzeln, Müdigkeit. Er wollte diesen Fall voranbringen, und dass Wolfgang Bachmann ihm beinahe von selbst vor die Füße gelaufen war, hob seine Laune. Denn in Kürze hätte er Liliana Bachmann vor sich. Er konnte jede Information brauchen.
    Wolfgang Bachmann war ein schmaler Mann mit Goldrandbrille und eisgrauem Bürstenschnitt, der intellektuell wirkte, gediegen und – smart. Marek betrachtete den 70-Jährigen, der ihm am Schreibtisch gegenübersaß, und versuchte, seinen Kontostand zu schätzen.
    »Mein Interesse besteht darin herauszufinden, wer meinem Neffen das angetan hat.« Bachmann lehnte sich zurück. »Deswegen habe ich mir erlaubt, bei Ihnen anzurufen.«
    »Sie waren Direktor eines Mädchengymnasiums in Augsburg?«, fragte Marek und sah von seinen Papieren auf.
    »Exakt. Seit meiner Pensionierung vor fünf Jahren lebe ich in München. Ich habe keine eigenen Kinder. Marius bedeutete mir schon etwas.«
    »Sie wussten seit seiner Geburt von Ihrem Neffen?«
    »Bert weihte mich unverzüglich ein. Er wollte seine Frau verschonen und suchte meinen Rat.«
    »Wie sah der Rat aus?«
    »Ist das wichtig?«
    »Wir müssen nach und nach eingrenzen, wer ein Motiv hat. Dabei hilft uns jedes Detail.« Marek fand, dass er sich ziemlich professionell anhörte. Dr. Klug wäre sicher beeindruckt. Obwohl er von Details nichts hielt.
    »Nun, Bert vermutete natürlich zu Recht, dass seine Frau sehr verletzt sein würde, wenn sie von dem Seitensprung erfuhr. Also verheimlichte er ihr alles: die Affäre und das Kind. Ich riet ihm, seinen Arbeitgeber zu bitten, für die Alimente ein eigenes Konto einzurichten, sodass Liliana nichts mitbekam.«
    »Hatten Sie regelmäßigen Kontakt zu Marius?«
    »Zu seinen Geburtstagen. Wenn Bert mit seinem Sohn ein Wochenende irgendwo außerhalb verbrachte, stieß ich bisweilen hinzu.«
    »Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Bruder?«
    »Eine Weile haben wir wenig miteinander zu tun gehabt. Jeder ging in seinem Beruf auf. Aber durch Marius näherten wir uns einander wieder an.«
    »Kennen Sie Astrid Nedopil?«
    »Er stellte mich ihr vor. Ich fand sie sehr sympathisch.«
    Das sagt so gut wie nichts, dachte Marek, und fragte: »Und Liliana Bachmann? Wie stehen Sie zu ihr?«
    »Herr Weiß, wissen Sie, ich habe wenig Bezug zu Frauen. Ich habe nie geheiratet. Liliana ist eine freundliche Dame, aber auch sehr bestimmend. Sie und Bert haben jung geheiratet und dann lange kein Kind bekommen. Als Johannes auf der Welt war, gab Liliana immer noch keine Ruhe. Setzte Bert unter Druck, weil sie weitere Kinder wollte. Diese Welt ist mir fremd.«
    Marek war hin- und hergerissen

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