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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Videoaufzeichnung passt. Und er schwört Stein und Bein, dass es eine Frau gewesen ist.«

36
    Neta war ganz aufgeregt.
    »Bitte, Frau Laverde. Tun Sie mir diesen Gefallen!« Ihre Stimme klang entschlossen. Der Mut der Verzweiflung, dachte ich. Ich saß in Neros Wohnzimmer und sah fern. Keine Sendung, die mich interessiert hätte. Ich wusste nur nichts Besseres mit mir anzufangen, nachdem Nero sich an seinem Rechner mit der Vorbereitung des Passauer Seminars beschäftigte. Er wollte sicherheitshalber alles ein weiteres Mal durchgehen. Der Mann würde sich noch mal kaputtarbeiten. Platt wie eine Flunder würde er sein. Ungläubig presste ich mein Handy ans Ohr und stellte den TV-Ton ab.
    »Sie haben Liliana hier im Klinikum abgeholt. Angeblich hätten sie Beweise, dass Liliana den Jungen umgebracht hat.«
    »Das ist absurd und wird sich früher oder später als unhaltbar herausstellen«, sagte ich. Aber dann gab ich nach und störte Nero bei seiner sakrosankten Beschäftigung.
    »Was soll ich?«, fragte er und sah mich verwirrt an. Sein braunes Haar stand strubbelig in alle Richtungen. Er brauchte einen neuen Haarschnitt.
    »Deine Kollegen anrufen.« Ich erzählte, was ich von Neta gehört hatte. »Tu was! Neta ist fix und fertig. Liliana genauso. Bitte!«
    Nero legte den Kopf schief. »So unterwürfig kenne ich dich gar nicht.«
    Ich verdrehte die Augen. Er rief Sandra Berlin an. Zwei Minuten später erstattete er Bericht: »Du kannst runterschalten. Frau Bachmann hat ihren Anwalt benachrichtigt, und in weniger als einer Stunde kann sie nach Hause gehen.«
    Ich rief Neta an, um ihr die Nachricht zu überbringen.
    »Danke, Frau Laverde.«
    »Keine Ursache.« Ich warf einen Seitenblick auf Nero, der sich schon wieder durch seine Windows-Ordner klickte. »Aber wissen Sie, wie ich Ihnen einen Gefallen tun kann? Ich hole Liliana ab und fahre sie nach Ingolstadt.«
    Ich hatte ohnehin nichts Besseres zu tun.

37
    Liliana umklammerte ihre Handtasche. Sie wirkte völlig verstört. Ein älterer Herr mit kahlem Kopf half ihr in meinen Spider.
    »Passen Sie auf sich auf, Frau Bachmann. Die Vorwürfe sind in Nullkommanix bereinigt, machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Ich habe einen Schätzer fürs Haus bestellt«, sagte Liliana. »Ich will dort nicht bleiben. Ich verkaufe und zahle die Nedopil aus.«
    Der Anwalt nickte. »Lassen Sie Haus und Grundstück schätzen und dann sprechen wir darüber, wie wir weiter verfahren.« Er winkte mir zu. »Bringen Sie sie gut nach Hause. Ich verlasse mich auf Sie.«
    Ich legte die Hand an eine imaginäre Mütze. Der Mann wirkte eher wie ein guter Onkel als wie ein Anwalt, der vor Gericht für die Rechte seiner Mandanten kämpfte.
    »Wiedersehen. Und wegen Netas Unfall …«
    »Ich kümmere mich drum, Frau Bachmann.« Er führte ihre Hand an seine Lippen, deutete einen Kuss an, lächelte und schloss behutsam die Beifahrertür.
    Ich fuhr los. »Donnerwetter. Ganz alte Schule, Ihr Anwalt.«
    »Ich möchte nicht nach Hause. Ich will zu Neta.«
    »Kein Problem.« Ich wollte hinzufügen, dass ich nach wie vor jede Chance beim Schopf ergriff, sinnvolle Fahrten mit dem Spider zu unternehmen, zumal das Wetter wieder besser geworden war, ließ es dann aber bleiben. Es wäre selbst mir geschmacklos vorgekommen.

38
    »Kompletter Irrsinn!« Sandra schlug mit der Hand auf den Papierstapel in ihrem Arm, während sie den Korridor entlanghastete, Marek Weiß im Schlepptau. »Die Bachmann ist dazu nicht imstande.« Computerkurs an der VHS, du meine Güte, dachte sie und riss ihre Bürotür auf. Da lernen sie seit Neuestem, wie man hochtechnisierte Geisterbahnen zerlegt.
    »Sie ist die Einzige, die ein Motiv hat«, verteidigte sich Marek.
    »Dafür haben wir jetzt ihren Anwalt am Hals. Zusätzlich zu Dr. Klug. Apropos Motiv: Vielleicht hätte sie ein Motiv gehabt, ihren Mann oder seine Geliebte umzubringen. Aber nicht das Kind. So ist die nicht gestrickt.«
    »Ich wollte dir nur helfen, diesen Dr. Klug loszuwerden.« Marek sah beleidigt weg. »Du selbst hast mich auf sie angesetzt.«
    Seine Weinerlichkeit ging Sandra auf den Geist. Es war ein offenes Geheimnis, dass Marek zu seiner eigenen Mutter nie ein wirkliches Verhältnis gefunden hatte. Manchmal rief sie in der Dienststelle an und machte ihren Sohn wegen Kleinigkeiten meschugge. Liliana Bachmann führte ihm vor, wie eine Mutter sein konnte, und das verkraftete er nicht. »Ich fahre zur Nedopil. Wird Zeit, dass wir der Dame auf den Zahn fühlen. Kommst du

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