Wigges Tauschrausch
gesammelt. Sie hat selbst in Deutschland lange in den Medien gearbeitet und kennt soeinige deutsche Hollywoodsternchen, beziehungsweise solche, die es gerne wären.
So gelange ich über einen gewissen Jim, der es in L. A. als Schauspieler versucht, an Alex Stenzel, einen deutschen Auswanderer, dessen Lebensgeschichte wohl nicht verrückter sein könnte. Mit sechzehn gehörte er zu den Top-30-Junioren-Tennisspielern der Welt, mit zwanzig wurde er Millionär mit einem eigenen Mode-Label. Mit fünfundzwanzig lebte er dann total pleite im Bulli unter einer Brücke in Düsseldorf, und schaffte schließlich mit Patententwicklungen in Los Angeles den Durchbruch.
Ich treffe den Mittvierziger in seinem großzügigen Anwesen in den Hügeln von Los Angeles. Alex Stenzel ist die Verkörperung des amerikanischen Traums: Steil bergauf mit hoher Risikobereitschaft und der ständigen Gefahr im Nacken, tief zu fallen, immer dem eigenen Ding nachgehen, ohne darauf zu achten, was andere Menschen denken oder die Konventionen vorschreiben. Alex ist sportlich und durchtrainiert, kommt gerade vom Surfen und will gleich noch schnell zum Klettern. Er redet ununterbrochen, der Mann ist reine Energie. Da ich kaum zu Wort komme, schaue ich mir an, was er sonst noch so macht. Angeblich beherbergt sein Anwesen 500 Kunstwerke, alle von ihm selbst, Fotografien und Gemälde. Und mir gefallen die großen übermalten Fotografien, die vor der Wand stehen, wirklich gut.
Ich zeige Alex das Foto von Marianne Engberg mit den bemalten Bohnen, die für Salvador Dalí angefertigt wurden. Ich erkläre ihm, dass es sich um ein Unikat handelt. Alex gefällt das Angebot, besonders Salvador Dalí hat es ihm angetan. Er möchte tauschen und geht sogar so weit, dass ich mir etwas aus seiner großen Sammlung aussuchen darf. Ich frage ihn nach dem Wert der Gemälde, und sofortsteht die Zahl 8000 im Raum, gemeint sind natürlich Dollar. Sein selbstbewusstes Auftreten lässt keinen Zweifel an dieser Aussage zu. Auch wenn ich keine objektive Bestätigung für seine Angabe über den Wert seiner Bilder habe, stimme ich dem Tausch aus pragmatischen Gründen zu. Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass ich solch ein großes, farbiges Bild auf Hawaii besser tauschen kann als die kleine, unscheinbare Fotografie. Ich spekuliere einfach darauf, dass ich keine Kunstkenner mehr treffen werde, sondern Leute, die ich über die Optik beeindrucken muss. Und so schlage ich ein.
Alex holt eine circa 100 x 70 Zentimeter große Schwarz-Weiß-Fotografie aus dem Schrank, die er mal selbst geschossen hat. Danach holt er weiße und rote Farbe und malt ein paar Farbstriche über das große Foto – schwupps, fertig ist die Kunst, nach weniger als fünf Minuten. Ich versteinere förmlich und höre ihn im Hintergrund noch einmal die Zahl 8000 murmeln.
Ich bin völlig von der Rolle, ist es möglich, dass man auf diese Weise in nur fünf Minuten um 8000 Dollar reicher werden kann? Wenn ich ehrlich bin, beschleicht mich in diesem Moment das Gefühl, dass es im Leben nicht immer ums Können geht, sondern oft einfach nur um das nötige Selbstbewusstsein.
Plötzlich denke ich, dass ich vielleicht auch mein »naives« Krokodilgemälde, das ich gegen die Bilder von Diana getauscht habe, für 8000 Dollar hätte verkaufen können, wenn ich damit nur selbstbewusst genug aufgetreten wäre. Vielleicht hätte ich ja sogar 80000 Dollar dafür bekommen?
Ich bedanke mich für das 8000-Dollar-Werk und frage höflich, ob Alex noch etwas obendrauf legen könnte. Alex wirkt ein wenig verwundert, da offensichtlich durchklingt,dass ich so meine Zweifel am Wert seiner Bilder habe. Charmanterweise lässt er sich dann aber auf den Deal ein.
Auf seinem Anwesen vermietet er Zimmer für Leute, die am Wochenende L. A. besuchen wollen. Ein Wochenende in so einem Zimmer kostet 398 Dollar. Er schreibt mir einen Gutschein für ein Wochenende, so dass wir beide glücklich das Tausch-Zusammentreffen beenden können.
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Nun wird es langsam eng im Auto. Neben den drei Unzen Gold steht die große Kiste mit dem Porzellan, darauf liegen zwei auseinandergeschraubte BMX -Räder, die von einer Porsche-Uhr geschmückt werden und wiederum von Alex’ Kunstwerk und dem Gutschein bedeckt sind. Ich checke während der Fahrt mein Smartphone und lese eine Nachricht von meiner Freundin Sayuri, die mir ja schon geholfen hatte, Jim Rogers und Marianne Engberg kennenzulernen.
Sayuri lebt in New York und hat dort mal in den
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