Wigges Tauschrausch
überraschend einen Tausch an. Er hält eine Starbucks-Guthaben-Karte hoch, die er vormittags gefunden hat. Er erklärt mir, dass er nicht wisse, wie viel Guthaben auf der Karte sei, vielleicht nichts, vielleicht auch eine Million Dollar. Dave bietet sie mir zum Tausch an und bittet mich, dafür als Gegenleistung einen Chicken Dance vorzuführen. Ich stimme sofort zu, habe aber durch den Live-Auftritt eine totale Blockade und kann mich nicht erinnern, was ein Chicken Dance ist. Deshalb führe ich kopflos einen russischen Kosakentanz auf. So schlimm scheint mein kultureller Fehlgriff dann aber doch nicht zu sein, denn Dave lacht und lässt mich ziehen.
Nun beginnen erneut zähe Tage des Wartens. Ich war fest davon ausgegangen, dass nach diesem TV -Auftritt mein E-Mail-Account vor lauter Anfragen platzen würde, aber dem ist nicht so. Ich bekomme nur ein einziges Tauschangebot von einem Markus, der aber dann den Hörer nicht abnimmt.
Wenn selbst so ein gewaltiger TV -Aufritt mit großem E-Mail-Aufruf, unterstützt durch Moderator und Barterman-Kostüm, nichts hilft, was soll dann helfen?
Erneut schlagen die Zweifel zu. Wie soll ich das alles bloß schaffen? Ich habe Angst, mich verkalkuliert zu haben, denn ich war so sicher, dass Auftritte in den amerikanischen Medien der sichere Weg zum Erfolg wären.
Mittlerweile denke ich ernsthaft darüber nach, einfachHolz auf Hawaii einzutauschen und damit selbst ein Haus zu bauen oder irgendeine verlassene Bude einfach zu besetzen. Aber schließlich schüttele ich einmal mehr alle dunklen Gedanken von mir ab und schaue nach vorn, Richtung L. A. .
Hollywood
Ich fahre über den Highway 101 nach Los Angeles, einer riesigen Ansammlung von Häusern, Highways und Autos. Angsteinflößend … Da ich nicht weiß, wohin ich mich wenden soll, greife ich auf meine Homebase zurück und kontaktiere Sayuri und Sabine, die beiden Freundinnen, die mir schon in Indien und in Singapur geholfen haben, Tauschpartner zu finden. Sabine meldet sich schon einen Tag später, um mir einen Kontakt zu nennen: Ariane Sommer, ehemalige deutsche TV -Moderatorin, Hollywood-Reporterin der Boulevardzeitung Gala , Buchautorin, Blondine und jemand, der in L. A. Hinz und Kunz kennt.
Wir treffen uns in Beverly Hills, und Ariane erzählt mir von ihren Kontakten, die vom Show-Geschäft bis hin zu wohlhabenden Businessleuten reichen. Sie ruft spontan ein paar reiche und berühmte Leute an, um sie für einen Tausch zu begeistern, doch entweder bekommt sie die Voicemail oder die Antwort, dass die jeweilige Person keine Zeit hat.
Bei Jessica, die einen Porsche Store in Beverly Hills leitet, hat sie mehr Glück. Jessica ist auch Deutsche und findet den Tauschrausch total »amazing«, also so positiv wie ich es ursprünglich von den Amerikanern erwartet hätte. Wir gehen in den Porsche Store, wo ich Jessica die Salvador-Dalí/Engberg-Kunst zeige. Richtig begeistert ist sie von einem einzigen Foto leider nicht. Ich lege mit der historischen Uhr nach. Und Jessica beißt an. Antiquitäten kommen in den USA anscheinend immer gut an, vielleicht deshalb, weil die eigene Geschichte nicht so weit zurückreicht.
Jessica willigt in einen Tausch ein. Sie zeigt mir eine Hose, angeblich eine Porsche-Promihose, die schon Ralf Möller getragen haben soll. Ich lehne dankend ab, da meine Uhr mit Sicherheit wertvoller als eine Hose ist, selbst wenn Ralf Möller sie getragen hat. Danach zeigt mir Jessica eine Motorrad-Lederjacke, die einen Verkaufspreis von über 3000 Dollar hat. Damit sind wir in einer Preisliga, die meiner Sonnenuhr nahekommt. Aber wer will auf Hawaii schon eine dicke Lederjacke tragen?
Also mache ich einen Vorschlag. In einer Vitrine liegt eine Porsche-Uhr, die mich anfunkelt. Moderne Luxus-Uhr gegen historische Sonnenuhr klingt doch gut. Aber Jessica lehnt diesen Wunsch etwas pikiert ab, da die Uhr einen Verkaufspreis von über 30000 Dollar hat. Sie führt mich dann aber zu einer weiteren Vitrine mit Uhren, holt ein anderes Modell heraus und bietet es mir zum Tausch an. Ich frage, wie teuer die Uhr ist? Sie sagt, 6100 Dollar. Der Tausch ist gemacht! Und ich falle Ariane und Jessica um den Hals, da ich mit diesem Tausch meinen Besitz fast verdoppelt habe. Jessica erklärt mir stolz, dass sie die historische Uhr im Laden ausstellen wird, als Erinnerung an Barterman.
Kaum zurück im Hostel, rufe ich Sabine an, um ihr für diesen Kontakt zu danken. Doch sie hat inzwischen noch weitere Kontakte in Los Angeles
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