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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Methoden. Darüber dachte er nach, als ihn die rötlichen Sonnenstrahlen, die durchs Fenster hereinfielen, auf die späte Stunde hinwiesen. Er stieg aus der Wanne und trocknete sich ab. Dann ertappte er sich dabei, wie er eine Tunika in einer Farbe wählte, die Krysta vielleicht gefallen würde. Ärgerlich stöhnte er und warf sie in die Truhe zurück. Einige Sekunden später nahm er sie wieder heraus, zog sie an und redete sich ein, es wäre zu mühsam, etwas anderes hervorzusuchen.
    Und so eilte der Herr von Hawkforte in die Halle hinab, um seine Braut zu erwarten.

6
     
    Auch Krysta nahm ein erfrischendes Bad. Sorgfältig zog sie sich an und wählte ein Kleid in jenem Taubenblau, das der Himmel manchmal kurz nach dem Sonnenuntergang zeigte. Dieses Gewand hatte sie nie zuvor gesehen. Offenbar enthielt ihre Truhe eine Garderobe, die ihrer Mutter gehört oder die Raven im Lauf der Zeit angeschafft hatte, zweifellos vom tüchtigen Thorgold unterstützt. Einerseits freute sich Krysta über die weise Voraussicht der beiden, andererseits überlegte sie, warum sie annahmen, sie würde so kostbare Kleider brauchen.
    Ihr Halbbruder Sven behauptete, die Sachsen würden in ihrem eigenen Schmutz dahinvegetieren. Davon hatte sie auf Hawkforte nichts bemerkt. In der sommerlichen Wärme schienen die Leute regelmäßig zu baden, die Frauen machten unentwegt ihre Hütten sauber, lüfteten das Bettzeug und so weiter. Noch etwas war ihr aufgefallen. Sobald sich Daria abends zurückzog, wanderten die Dienstboten paarweise zum Fluss hinab. Der sanfte Abendwind wehte fröhliches Gelächter vom Ufer herauf, vermischt mit plätschernden Geräuschen.
    Nun war sie froh, weil sie sich vor der Dienerschaft gepflegt und schön gekleidet zeigen konnte, und dankbar für Aelfgyths Hilfe. Die junge Frau bestand darauf, das Haar ihrer Herrin zu bürsten und bewunderte die goldene Farbe, während sie mit den widerspenstigen Locken kämpfte. »Hatte Eure Mutter auch so herrliches Haar, Mylady?«
    Krysta wandte sich vom kleinen Bronzespiegel ab, der eine seltsame, fremdartige Miene reflektierte. »Das weiß ich nicht. Ich verlor sie, als ich noch ein Baby war.«
    Sekundenlang hielt Aelfgyths Hand inne, bevor sie die rhythmischen Bürstenstriche fortsetzte. »Ist sie gestorben?«
    »Nein, sie ging einfach fort. Raven und Thorgold erzählten mir nur, sie sei sehr schön gewesen.«
    »Verzeiht mir, wenn ich zu viele Fragen stelle, Mylady, aber ist das im Norden üblich? Ich meine, dass eine Ehefrau ihren Mann verlässt? Hier geschieht das manchmal, wenn die Menschen den alten Traditionen folgen und eine Bindung ohne kirchlichen Segen eingehen. Sie versprechen einander, ein Jahr beisammenzubleiben oder etwas länger, falls sie ein Kind bekommen. Schließlich trennen sie sich.«
    »Ja, das kommt auch im Norden vor. Allerdings glaube ich, nur wenige Frauen laufen ihrem Mann davon, nachdem sie ein Kind geboren haben.«
    Aelfgyth schwieg nur so lange, wie es ihre Neugier gestattete. »Durftet Ihr Eure Mutter besuchen?«
    Zu ihrer eigenen Verblüffung hatte Krysta etwas zu viel über ihre Vergangenheit ausgeplaudert. Zögernd überlegte sie, wie sie die heikle Frage beantworten sollte. »Weil sie weit weg ging, konnte ich ihr nicht folgen. Jedenfalls war mein Vater sehr gut zu mir. Vor einem Jahr starb er, und ich vermisse ihn schmerzlich.«
    Mitfühlend nickte die Zofe und schlang ein blaues Band um die Locken ihrer Herrin, das zum Kleid passte. »Wie schön Ihr ausseht, Mylady!«
    Krysta brachte ein schwaches Lächeln zustande, das sofort erlosch; noch bevor sie die Tür ihres Zimmers öffnete.
    Am vorherigen Abend hatte sie sich gefragt, wie Hawks Leute die plötzliche Verwandlung der »Dienerin« hinnehmen würden. Diesmal galten ihre Gedanken nur ihm. Er hatte sich bereits in der Halle eingefunden und sprach mit einigen Rittern. Als sie die Treppe hinabstieg, verstummten sie abrupt. Einige Männer mit kantigen Gesichtszügen warfen ihr scharfe Blicke zu, andere verneigten sich. Wenn auch keiner das Wort an sie richtete, spürte sie, dass sie im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie musste den Impuls bekämpfen, wieder nach oben, in ihr Turmzimmer zu laufen. Aber Raven hatte Recht, sie war aus härterem Holz geschnitzt. Und so hielt sie mit gestrafften Schultern und stolz erhobenem Kinn die Stellung.
    Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis Hawk zu ihr kam. Dafür war sie dankbar, ebenso für

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