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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Mund hatten sich tiefe Linien eingegraben. Trotzdem grinste er, nachdem er den Wagen befreit hatte. Und dann fiel sein Blick auf Krysta.
    Obwohl die anderen den Weg fortsetzten, blieb er stehen und starrte seine Braut an. Energisch bezwang sie den Impuls, sich hinter der kleinen Gruppe zu verstecken, mit der sie zusammenarbeitete. Nun sahen die Leute, wem die Aufmerksamkeit ihres
    Herrn galt und schauten woandershin. Aelfgyth blieb bei ihrer Herrin. Aber sobald Hawk seine lähmende Verblüffung abschüttelte und auf die beiden Frauen zuging, warf sie seiner Verlobten einen mitfühlenden Blick zu und machte sich aus dem Staub.
    »Bist du wirklich und wahrhaftig hier?«, fragte er langsam, ließ seine Sichel zu Boden sinken und stützte sich darauf. War er so müde, dass er seinen Augen nicht traute? »Sagte ich nicht, du sollst in die Festung gehen?«
    »Dazu hast du mich aufgefordert«, erwiderte sie leise. »Doch das hielt ich nicht für einen Befehl...«
    Ungeduldig fiel er ihr ins Wort. »Was ich angeordnet habe, weißt du sehr gut. Warum hast du meinen Wunsch missachtet?«
    Mit einem tiefen Atemzug zwang sie sich zur Ruhe. Hawk erschien ihr nicht zornig, nur überrascht. Und sehr müde. Offenbar hatte er die ganze Nacht pausenlos gearbeitet. Bei dieser Erkenntnis krampfte sich ihr Herz zusammen. Zu all seiner Mühe und Plage kam noch die Enttäuschung über ihren Ungehorsam. »Ich wollte nicht abseits stehen, während sich deine Leute so schrecklich anstrengen mussten. Jetzt ist Hawkforte auch mein Heim, und ich gehöre zu ihnen.«
    Er blinzelte und stützte sich noch schwerfälliger auf die Sichel. »Wie schmutzig du bist, und wie erschöpft du aussiehst...«
    »Tut mir Leid«, entgegnete sie ärgerlich. »Vielleicht solltest du mal in den Spiegel schauen.«
    »Das ist was anderes.«
    »Warum?«
    Verblüfft hob er die Brauen, als würde er an ihrem Verstand zweifeln. »Weil ich keine Lady bin.«
    Da er auf eine so offensichtliche Tatsache hinwies, musste sie trotz ihrer Erschöpfung lachen. »Wohl kaum.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu. »Vermutlich bin ich auch keine Lady. Zumindest nicht in jenem Sinn, der deiner Vorstellung entspricht.«
    Wenn er sich auch hundemüde fühlte, sein Instinkt war nicht abgestumpft. Und so erkannte er trotz der Nebel, die sein Gehirn schwächten, die Bedeutung dieses Augenblicks. Er wusste nur nicht, warum, denn es fiel ihm unendlich schwer, klar zu denken. So widerstrebend er sich das auch eingestand, er war der Erschöpfung nahe. Bis zu seinem Lebensende würde er die Bauern, die sich auf den Feldern abmühten, voller Bewunderung und Respekt betrachten.
    »Nein, das bist du wohl nicht«, stimmte er tonlos zu. Seine Schwester Cymbra war eine Lady, die alle anderen Frauen überstrahlte. Auch Daria musste er eine Lady nennen. Doch er wollte sie nicht mit seiner Braut vergleichen. Allein schon bei diesem Gedanken erschauerte er. Seine erste Gemahlin war eine Lady gewesen, und je weniger er über sie nachdachte, desto besser. Vielleicht, überlegte er, ist es gar nicht so wichtig, eine Lady zu sein, was immer das auch heißen mag, und es kommt nur auf den Menschen an.
    Warum schaute Krysta so bedrückt drein? Er entsann sich nicht mehr, was er zu ihr gesagt hatte, und er wollte nicht noch länger herumstehen und schwatzen. Dafür fehlte ihm die Zeit. Viel zu schnell frischte der Wind auf. »In ein paar Stunden sind wir fertig«, erklärte er, »und das ist auch gut so. Versprich mir wenigstens, nicht länger hier draußen herumzutrödeln als nötig. Sobald die letzte Ähre geerntet ist, musst du in die Festung zurückgehen.«
    Schweigend nickte sie, und er wunderte sich über ihre Fügsamkeit. Für gewöhnlich war sie nicht so kleinlaut. Diese Erkenntnis konnte er fraglos auf die Liste der Dinge setzen, die er über sie herausgefunden hatte. Verdammt, seit ihrer Ankunft war ihm keine ruhige Minute vergönnt gewesen - sonderbare Dienstboten, eine unglaubliche Maskerade und so weiter. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. War’s denn so erstrebenswert, ein ruhiges Leben zu führen? Vielleicht wurde ein geregelter Alltag überschätzt. Eine sommersprossige Wikingerschönheit hatte zweifellos gewisse Vorzüge zu bieten.
    Sein Lächeln vertiefte sich. Plötzlich verflog seine Müdigkeit. Ja, von seinen tüchtigen Leuten unterstützt, würde er den Sieg erringen und die ganze Ernte einfahren, bevor der Sturm zu tosen begann. Nur ein kleiner Triumph im Lauf der

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