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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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war dankbar, weil die Männer wenigstens die mühsame Aufgabe übernahmen, die Bündel auf die Wagen zu heben. Anscheinend wurde der Hafer, der noch gebündelt werden musste, kein bisschen weniger. Die Felder waren noch immer nicht abgeerntet. Jedes Mal, wenn ein beladener Wagen davonfuhr, kehrte ein anderer aus der Festung zurück.
    Während die Nacht hereinbrach, wurden Fackeln entzündet, obwohl der Mond silbriges Licht spendete. Wären nicht alle Farben verblasst, würde man glauben, ein neuer Tag hätte begonnen, so hell schien die runde Scheibe vom Himmel herab. Hin und wieder unterbrachen die Frauen die Arbeit, um nach den Kindern zu sehen. Tief und fest schliefen sie alle am Rand der Felder. Die Nacht war warm, doch der Wind frischte auf. Obwohl Krysta wusste, was das bedeutete, begrüßte sie die Kühlung. Nach Mitternacht kniete eine Frau neben ihr nieder, um verstreute Ähren aufzuheben. Plötzlich hielt sie inne.
    » Mylady ?« Entsetzt starrte Aelfgyth sie an, genauso verschwitzt wie Krysta, schmutzig und todmüde. Wild zerzaust hing ihr das Haar ins Gesicht, so wie ihrer Herrin. Und an den Händen beider Frauen bluteten winzige Haferstiche. »Mylady, hier könnt Ihr unmöglich sein !«
    Trotz ihrer Erschöpfung musste Krysta lachen. »Dann träume ich, nicht wahr? Wie schön! Ich liege in meinem weichen Bett!«
    Fassungslos schüttelte Aelfgyth den Kopf und musterte Krysta wie einen Geist. »Hat Euch Seine Lordschaft erlaubt, hier zu bleiben?« Im grellen weißen Mondschein wirkte ihr Gesicht um Jahre gealtert.
    »Natürlich nicht. Aber er hat mich auch nicht weggeschickt. Nicht direkt...«
    »Mylady, Ihr müsst nicht bei der Ernte helfen. Warum tut Ihr’s trotzdem?«
    »Warum sollte ich’s nicht tun? Den Hafer werde ich genauso essen wie die anderen, nicht wahr? Im nächsten Winter wird er mich stärken. So wie euch alle.«
    Verwirrt blinzelte Aelfgyth, zu ermattet, um den Sinn dieser Worte zu begreifen. Aber sie bemühte sich darum. »Nun ja, vielleicht, aber niemand erwartet von Euch...«
    »Sicher richte ich keinen Schaden an, wenn ich mich nicht so verhalte, wie man’s erwartet.«
    Seite an Seite arbeiteten sie weiter, die Herrin und ihre Zofe, während die Nacht alterte und der Tag qualvoll langsam anbrach. Ein guter Teil der Ernte musste immer noch eingebracht werden.
    Manchmal schliefen Krysta und Aelfgyth, als der Mond untergegangen war und nur mehr die Sterne den Himmel erhellten. Vor lauter Erschöpfung konnten sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Doch sie ruhten sich nicht lange aus. Auch die anderen rasteten kaum. Bevor der erste Hahn krähte, standen sie schwankend auf und rieben sich die trüben Augen. Der Wind, der allmählich in einen Sturm überging, hatte sie geweckt.
    Nur mühsam erhoben sich Krysta und Aelfgyth. Ihre Röcke flatterten heftig. Auf den Feldern blähten sich die verstreuten
    Decken. Vom Gewicht der Schläfer befreit, wurden sie davongeweht. Die Kinder rannten hinterher und fingen sie genauso geschickt ein wie die leeren Körbe, die ebenfalls davonflogen. Über ihren Köpfen zeigte sich nach wie vor keine einzige Wolke.
    »Vielleicht zieht das Unwetter bald vorbei«, meinte Aelfgyth.
    Skeptisch nickte Krysta. Der sonderbare dumpfe Geruch erschien ihr intensiver denn je. Völlig übermüdet, begann sie wieder zu arbeiten, und Krysta wunderte sich, dass sie ihre bleischweren Arme immer noch heben konnte. Zwischen ihren Schulterblättern glich der Schmerz einem lodernden Feuer. Und nachdem sie auf dem harten Felsboden geschlafen hatte, nur von einer dünnen Wolldecke geschützt, spürte sie jeden einzelnen Knochen. Mittlerweile war ein Großteil der Felder abgeerntet. Darüber staunte sie, denn sie glaubte, alle Leute hätten sich wenigstens zeitweise ausgeruht.
    Alle bis auf Hawk und seine Krieger, die auch jetzt ihre Sicheln schwangen. In zahlreichen Kämpfen abgehärtet, von ihrem Kommandanten zu eiserner Disziplin gezwungen, hatten sie die ganze Nacht pausenlos ihre Pflicht erfüllt. Unter normalen Umständen hätten sie niemals so niedrige Dienste geleistet. Aber in dieser Notlage vergaßen sie ihren Stolz. Bedingungslos gehorchten sie ihrem Herrn.
    Während sich einige Ritter auf der Straße näherten, von einem halben Dutzend Wagen begleitet, hielten die Bauern rings um Krysta inne. Ehrerbietig lüfteten sie die Mützen, um die müden Krieger zu begrüßen. Hawk schob einen Wagen aus einer tiefen Furche. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, um seinen

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