Wikinger meiner Traeume - Roman
Rycca, doch sie wusste nicht, wo sie den Schuldigen suchen sollten.
Der Mann aus Wolscroft, den sie in der Stadt gesehen hatte, blieb spurlos verschwunden. Inzwischen hatte Dragon ihr allerdings erzählt, möglicherweise sei der Mercier beobachtet worden, als er einen Tag nach jener Begegnung an Bord eines Schiffs gegangen war. Ryccas Beschreibung habe auf einen Fremden zugetroffen. Wenn sie auch ungenau sei, müsse man annehmen, der Bursche trage keine Verantwortung für das verdorbene Salz.
Eine Frage, die sie ihrem Mann stellen wollte, lag ihr auf der Zunge. Aber sie sprach die heiklen Worte nicht aus. Stattdessen suchte sie Magda und fand sie in der Wäscherei.
Freundlich blickte die ältere Frau auf. »Kann ich Euch helfen, Mylady?«
»Ja...« Obwohl sie allein waren, senkte Rycca ihre Stimme. »Gerade habe ich mir überlegt... Gibt es hier irgendjemanden, der den Jarl vor seiner Heirat – besonders gern mochte und ihm zürnt, weil er mich zur Frau genommen hat?«
Magda hob verblüfft die ergrauten Brauen. »Oh, in Landsende leben viele Mädchen, die ein Auge auf Seine Lordschaft
geworfen haben. Dazu hatten einige vielleicht gewichtigere Gründe als andere. Wie auch immer, sie wussten, er würde nur vor den Traualtar treten, wenn...« Unbehaglich verstummte sie.
»Wenn es sein Pflichtgefühl verlangte.«
»Ja, Mylady Doch das ändert nichts an unserer Freude über sein Eheglück – das offensichtlich ist, falls ich mir die Bemerkung erlauben darf, Mylady.«
Die Wahrheit.
Was Magda sagte, meinte sie ernst – und dies galt auch für die anderen Leute, in deren Namen sie sprach. Sogar die hübschen Mädchen, die Rycca gelegentlich traf und die schmachtende Blicke in Dragons Richtung warfen, freuten sich über seine Heirat.
Und wer wollte ihr schaden? Sicher sollten beide Anschläge diesen Zweck erfüllen, denn sie galten dem Haushalt der Festung, für den sie – wie der Schlüsselbund an ihrem Gürtel bekundete – verantwortlich war.
Auf diese Frage fand sie keine Antwort. Während eine Woche ohne weitere Zwischenfälle verstrich, verflog Ryccas Sorge. Aber dann kehrte sie plötzlich zurück, schmerzlicher denn je.
An einem warmen Morgen duftete die Luft nach dem reifen Getreide auf den Feldern. Insekten summten in den Büschen, am blauen Himmel kreisten Möwen. Erwartungsvoll bereiteten sich die Bewohner von Landsende auf die Ernte vor, und alle freuten sich auf den Lohn der monatelangen Arbeit.
Noch war es nicht so weit. Ein weiterer Tag, vielleicht zwei – dann würde der richtige Zeitpunkt kommen. Bis dahin suchten sich alle irgendwie zu beschäftigen, auch Dragon.
»Reiten wir aus«, schlug er seiner Frau vor, sobald er am Morgen die Augen öffnete. Tatendurstig sprang er aus dem
Bett und streckte sich. An seinem Rücken und in den Schultern vibrierten die kraftvollen Muskeln.
Rycca beobachtete ihn wehmütig. Am liebsten wäre sie geblieben, wo sie war – insbesondere, wenn er ins Bett zurückkehren würde. Doch der Gedanke an einen Galopp über die Hügel, in der frischen Meeresluft, erschien ihr fast genauso verlockend. Außerdem würden sie irgendwo ein abgeschiedenes Plätzchen finden.
Lächelnd stand Rycca auf und zog sich hastig an. In der Küche hielten sie sich nur lange genug auf, um von Magda ein paar frisch gebackene Brötchen entgegenzunehmen. Die ältere Frau lachte verständnisvoll und scheuchte das fröhliche Paar hinaus. Ungeduldig eilten sie in den Stall. Während Dragon die beiden Füchse aus den Boxen führte, nahm sie die Satteldecken von den Wandhaken und breitete sie über die Rücken der Pferde. Dann wurden sie von Dragon gesattelt, und Rycca zurrte die Gurte und das Zaumzeug fest.
Draußen im Sonnenschein mahnte er energisch: »Benimm dich, Sleipnir!« Der stolze Hengst warf seinen Kopf nach hinten. Aber er stand reglos da, um das Wohlwollen seines Herrn zu erringen. Dragon half seiner Frau aufsteigen, blieb neben ihr stehen, bis er sich vergewissert hatte, dass sie sicher im Sattel saß. Belustigt über seine übertriebene Fürsorge verdrehte sie die Augen.
Dragon warf ihr einen tadelnden Blick zu und ergriff Granis Zügel. Nachdem er sich in den Sattel geschwungen hatte, begann der Fuchs ohrenbetäubend zu wiehern, senkte den Kopf und schlug mit den Hinterbeinen aus, dann schleuderte er die Vorderbeine in die Luft. Schließlich landete er mit allen vier Hufen am Boden, sprengte über den Hof, durch eines der Tore hinaus und zum Turnierplatz. Trotz des wilden
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