Wikinger meiner Traeume - Roman
steckten in der Mitte der Decke, an der Stelle, wo sich die Stacheln unter dem Gewicht des Reiters am tiefsten ins Pferdefleisch graben und qualvolle Schmerzen verursachen würden. Während ein Stallbursche die Decke ausgeschüttelt hatte, waren ein oder zwei Kletten vielleicht herabgefallen. Aber ein halbes Dutzend, eng beisammen, musste den angestrebten Zweck erfüllen.
Fast immer hielt sich jemand im Stall auf. Selbst wenn die Pferde geritten wurden oder auf den Wiesen weideten, hatten die Knechte genug zu tun, fegten den Boden, misteten die Boxen aus, reinigten die Sättel und das Zaumzeug. Bei dieser Arbeit würden sie nur von einem unbekannten Gesicht Notiz nehmen. Wenn jemand oft genug in den Stall kam, hätte er den Anschlag unbemerkt verüben können.
Und Rycca betrat ihn jeden Tag. Hastig suchte Dragon diesen Gedanken zu verdrängen. Einfach lächerlich... Aus welchem Grund sollte sie versuchen, ihm zu schaden? Außerdem – wenn sie die Schuld an dem Zwischenfall trug, hätte sie die Decke mit den Kletten gewiss nicht selbst auf Granis Rücken gelegt und sich dadurch verdächtig gemacht.
Es sei denn, sie hatte befürchtet, jemand anderer würde die Kletten entdecken und entfernen...
Ärgerlich schüttelte er den Kopf, der vermutlich zu hart auf dem Boden aufgeschlagen war, und ignorierte seine Schmerzen. Nun musste Granis wunde Haut behandelt werden.
Rycca liebt Pferde, sagte sich Dragon. Niemals würde sie einem dieser Tiere so schreckliche Qualen bereiten.
»Da!« Rycca hielt ihm einen Tiegel hin.
»Was ist das?«, fragte er schroffer als beabsichtigt.
Das schien sie nicht zu bemerken. »Eine Salbe für Grani.«
»Danke.« Dragon nahm das Gefäß entgegen und verteilte die Salbe auf den Wunden des Hengstes – froh über diese Tätigkeit, die ihn wenigstens zeitweise von seinem Argwohn ablenkte.
Danach untersuchte er das Pferd noch einmal. Grani hatte offenbar keinen weiteren Schaden erlitten. Aber er schien zu spüren, dass etwas ganz Ungewöhnliches geschehen war, denn er stieß seine Nüstern besonders liebevoll gegen die Schulter seines Herrn.
»Schon gut, alter Junge«, murmelte Dragon und striegelte die dichte Mähne. »Du kannst nichts dafür. Zum Glück sind wir beide halbwegs glimpflich davon gekommen.«
»Gott sei Dank!« Ryccas Stimme klang aufrichtig und unbefangen. Gerührt beobachtete sie, wie gewissenhaft Dragon das Pferd betreute. »Gehen wir. Grani ist gut versorgt. Jetzt will ich mich um dich kümmern.«
Überrascht drehte er sich zu ihr um. »Nicht nötig.«
»Aber – dein Sturz...«
»Ich bin nicht verletzt.«
Seufzend nahm sie ihm den Striegel aus der Hand und legte ihn in ein Regal. »Nun weiß ich, was Cymbra durchmachen musste... Sie hat mir erzählt, wie störrisch du warst, als sie dein Bein behandelt hat.«
»Das war etwas anderes.«
»Hoffentlich! Jene Verletzung hätte dich umbringen oder dich bis an dein Lebensende plagen können. Diesmal hast du wahrscheinlich nur ein paar Schrammen abbekommen. Wär’s denn wirklich so schlimm, wenn ich danach sehen würde?« Lächelnd trat sie näher zu ihm, und ihr Körper berührte seinen. Im warmen Sonnenschein mischte sich der Duft ihrer parfümierten Seife verführerisch mit dem Geruch des frischen Heus. »Übrigens, du hast mir deine Sauna noch immer nicht gezeigt.«
Wie mühelos sie ihn von allen Gedanken ablenkte... Nun vergaß er, was er vor wenigen Minuten gedacht hatte, und er wusste nur mehr, dass es lächerlich gewesen war. »Da gibt’s nicht viel zu sehen«, erwiderte er geistesabwesend und betrachtete die Sonnenstrahlen, die sich in ihrem glänzenden Haar spiegelten. »In der Sauna ist es dunkel.«
»Wirklich? Dann müssen wir uns durch die Finsternis tasten.«
Heiße Vorfreude erfasste ihn. Erwartungsvoll regte sich der mutwillige Kerl zwischen seinen Beinen, und Dragon stöhnte leise. Nachdem ihn zum ersten Mal in seinem Leben ein Pferd abgeworfen hatte, verdiente er eine erholsame Entspannung. Und so führte er seine Frau zu der unterirdischen Sauna, die in einem Berghang lag.
»Ist es sehr heiß da drin?«, fragte Rycca und zog den Kopf ein, um das niedrige Steingebäude zu betreten.
Inzwischen waren Dragons Schmerzen von ganz anderen Gefühlen vertrieben worden. »Furchtbar heiß.«
Rycca warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu. »Werde ich verbrennen?«
»Wahrscheinlich«, entgegnete er, schob sie in die Kammer und schloss die schwere Tür hinter sich. Nur ein kleines Fenster
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