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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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besiegt, der so wild entschlossen gewesen war, den König zu stürzen. Hawk hatte den Missetäter getötet – den Entführer seiner Frau Krysta. Damals waren sie noch nicht verheiratet gewesen. Doch sie hatte, wenn auch unwissentlich, bereits seinen Sohn unter dem Herzen getragen. Alles hatte ein gutes Ende gefunden. Dafür dankte sie dem Himmel jeden Tag.
    Eifrig nickte der Soldat – ein hartgesottener, kampferprobter Krieger, aber trotzdem verwirrt, weil Hawks Frau ihn ansprach. Die Wangen leicht gerötet, antwortete er: »Ja, Mylady, er wurde verständigt.«
    Sie lächelte ihn freundlich an, dann sah sie ihre alte Kinderfrau vorbeitrippeln. »Pass auf Falcon auf!«, rief sie. »Ich will sehen, wer angekommen ist.«
    »Und wie geht’s unserem Schätzchen heute Morgen?« Behutsam nahm Raven den kleinen Jungen in den Arm. »Also, ich schwöre, er ist letzte Nacht schon wieder um einen Zoll gewachsen.«

    Glucksend schwenkte er beide Ärmchen durch die Luft, und Krysta lachte. Ihr Sohn war kerngesund. Schon jetzt deutete er an, dass er eines Tages die Körpergröße seines Vaters erreichen würde. Auch Hawks kastanienbraunes Haar hatte er geerbt, aber die waldgrünen Augen, die das Babyblau allmählich verdrängten, stammten von seiner Mutter. Das alles überraschte Krysta nicht. Denn sie erinnerte sich deutlich an jene seltsame Vision, wenige Monate vor der Niederkunft. Damals hatte sie in Lebensgefahr geschwebt, und das Bild eines jungen Mannes war ihr erschienen, um ihr Trost zu spenden und Kraft zu geben. Sie hatte ihn sofort als ihren Sohn erkannt. Bei dem Gedanken, wie knapp sie beide der wahnsinnigen, mordlustigen Frau entronnen waren, erschauerte sie immer noch. Aber dieses Unbehagen verflog jedes Mal sehr schnell. Jetzt genoss sie die Liebe und den Schutz ihres Ehemanns, die Wertschätzung seines Volks, dem sie mittlerweile angehörte, und die Freuden der Mutterschaft. Welches Unheil könnte ihr da noch drohen?
    Trotzdem blickte sie dem Reiter, der soeben den Hof erreicht hatte, etwas beunruhigt entgegen. Sie kannte Dragon Hakonson. Schon mehrmals hatte er Hawkforte besucht, und er wurde stets herzlich begrüßt. Hawks Schwester, Lady Cymbra, war mit Dragons Bruder Wolf verheiratet. Und so wurden sie alle von freundschaftlichen und familiären Banden gleichermaßen vereint.
    Nicht Dragons Anblick bereitete ihr Sorgen, sondern das Mädchen, das vor ihm im Sattel saß. Nur das kupferrote Haar, das auf die Schultern fiel, verriet das Geschlecht, denn die Unbekannte trug Männerkleidung. Doch das bedrückte Krysta nicht so sehr wie die sichtliche Erschöpfung der jungen Frau.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie und lief dem Paar entgegen. Während sie sich dem Mädchen näherte, wuchs ihre Bestürzung. An der Stirn zeigte sich eine Narbe, an der
linken Wange eine starke Verfärbung. Die Kleidung war schmutzig und zerrissen. Auf den nackten Armen, Händen und Beinen entdeckte Krysta mehrere Kratzer.
    Dragon übergab das leichenblasse Mädchen einem Krieger, stieg ab und nahm es sofort wieder auf seine eigenen Arme. Höflich nickte er Krysta zu. Aber er schenkte ihr kein Lächeln, was ihr ungewöhnlich erschien. In seinen Augen las sie einen eiskalten Zorn, den sie nie zuvor gesehen hatte.
    »Ist Hawk hier?«, fragte er.
    »Auf dem Turnierplatz. Er wurde schon benachrichtigt. Komm mit mir, bring deinen Schützling ins Haus.«
    Mühelos kehrte sie die Schlossherrin hervor, wenn sie es für nötig hielt, und so auch diesmal. Wer immer das Mädchen war, es musste sofort umsorgt werden. Natürlich war Dragon zu klug, um eine andere Meinung zu vertreten. Aber falls er protestieren wollte, gab Krysta ihm keine Gelegenheit dazu. Gehorsam, wenn auch widerwillig, folgte er ihr in die Halle und die Treppe hinauf.
    Sie führte ihn in den ersten Stock, wo die Gästezimmer lagen. Unterwegs befahl sie den Dienstboten, heißes Wasser, das Medizinkästchen, Verbandszeug und Ähnliches nach oben zu tragen. Als sie eine schwere Tür aufstieß, erkannte sie verspätet, dass sie ihn in sein gewohntes Zimmer geleitete. Für die junge Frau schickte sich das vielleicht nicht, denn sie war vermutlich – oder hoffentlich? – eine Fremde.
    Diesen Irrtum berichtigte Dragon unverzüglich. Nachdem er sie aufs Bett gesetzt hatte, trat er abrupt zurück. »Darf ich dir Lady Rycca of Wolscroft vorstellen...« Wie sie hieß, schien ihm zu missfallen. Zumindest wiesen sein Tonfall und seine Miene darauf hin.
    Beharrlich schwieg sie. Aber in

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