Wikinger meiner Traeume - Roman
nur?«
»Offen gestanden, ich glaube, außerdem hatte sie ihn maßlos geärgert und verwirrt. Das alles trug sicher zu Krystas Erfolg bei. Aber sie soll dir die Geschichte selber erzählen, was sie sicher tun wird, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Befassen wir uns wieder mit Daria.«
Seufzend starrte Cymbra ins Leere.
»Bei unserer Rückkehr nach Sciringesheal wussten Wolf und ich noch immer nicht, wer jenen gefälschten Brief abgeschickt hatte. In der Zwischenzeit war Hawks Ehe arrangiert worden. Krysta reiste nach Hawkforte und heiratete meinen Bruder. Aber Daria bemühte sich immer noch, das Bündnis zwischen den Norwegern und den Angelsachsen zu zerstören, aus abgrundtiefem Hass gegen den König. Sie glaubte, dieses Abkommen würde ihn im Kampf gegen die Dänen stärken, was natürlich stimmt. Deshalb beschloss sie, Krysta zu töten und das Verbrechen Hawk anzulasten.«
»Tatsächlich? Sie wollte Krysta umbringen?«
»Allerdings. Daria dachte, wenn ein angelsächsischer Lord seine norwegische Gemahlin ermordet, wäre das Bündnis zum Scheitern verurteilt. Damit hätte sie wahrscheinlich Recht behalten. Glücklicherweise überlebte Krysta den Anschlag. Nachdem Darias und Vater Elberts Schuld erwiesen war, wurde der Priester den kirchlichen Behörden übergeben, und Hawk schickte unsere Halbschwester in ein Kloster. Dort lebt sie bis zum heutigen Tag.«
Vor Entsetzen über diese Frau, die in ihrem Hass so viel Unheil angerichtet hatte, hielt Rycca den Atem an. Jetzt holte sie tief Luft. »Wie schrecklich muss das für euch alle gewesen sein! Arme Lady Krysta! Unter solchen Umständen zu heiraten-und dann in tödlicher Gefahr zu schweben... O Gott,
jetzt schäme ich mich meines Widerstrebens und der Schwierigkeiten, die ich heraufbeschwor...«
»Schwierigkeiten? Davon weiß ich nichts.«
Rycca schaute zu den Frauen hinüber, die in einem anderen Teil des Küchenraums arbeiteten, und senkte die Stimme. »Vielleicht will Dragon das alles geheim halten.«
»Dann solltest du schweigen.« In sanftem Ton fuhr Cymbra fort: »Aber wenn du mir dein Herz ausschütten möchtest, werde ich dein Vertrauen nicht missbrauchen.«
Die Wahrheit. Reine, lautere Wahrheit.
Während Rycca diese Erkenntnis gewann, runzelte Cymbra plötzlich die Stirn. »Was war das?«, fragte sie verwirrt und schien mit sich selbst zu besprechen.
»Was?«
Cymbra lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und umarmte ihren schlafenden Sohn etwas fester. Aber sie ließ Rycca nicht aus den Augen. »Eben fühlte ich etwas. Und ich glaube, es kam von dir.«
Unmöglich. Und doch... Die Wahrheit.
»Jetzt wieder...« Eindringlich schaute Cymbra in Ryccas Augen. »Ja, das bist du.«
»Nein.« Rycca sprang so hastig auf, dass sie beinahe ihren Stuhl umwarf. »Bitte, entschuldige mich – ich muss nach eurer Unterkunft sehen.«
Während sie aus der Küche floh, wünschte sie verzweifelt, sie könnte sich von ihrem seltsamen, beängstigenden Wesen befreien.
Allzu lange konnte sie sich nicht verstecken, und sie war auch nicht so dumm, das zu versuchen. Bald danach fasste sie sich und entschied, wie sie sich verhalten würde. Zuerst wollte sie sich bei Cymbra entschuldigen und erklären, die Ankunft der Gäste habe sie etwas durcheinander gebracht. Normalerweise würde sie sich nicht so albern benehmen. Und dann
würde sie der Schwägerin tunlichst aus dem Weg gehen – ganz egal, wie lange Wolf und seine Frau in Landsende zu bleiben gedachten. Dass die Freundschaft, so spontan entstanden, im Keim erstickt wurde, zählte nur zu den vielen Enttäuschungen in ihrem Leben, an die sie gewöhnt war.
Zufrieden mit ihrem Plan, dachte sie nur flüchtig über Cymbras Fähigkeit nach, die Gefühle anderer Menschen zu erkennen. Vielleicht gehörte so etwas einfach dazu, wenn man so bildschön und klug war.
Wolf, Dragon und die anderen Krieger hielten sich immer noch auf dem Turnierplatz auf, wo der Kampf mit den kostbaren maurischen Schwertern im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Dafür war Rycca dankbar. Magda und ihre Gehilfinnen bereiteten das Festmahl zu Ehren Lord Wolfs und seiner Gemahlin vor.
Da Rycca nichts zur Küchenarbeit beitragen konnte, wollte sie sich zurückziehen, bis ihre Anwesenheit verlangt wurde.
Sie wählte das Ufer des Teichs, in dem sie mit Dragon geschwommen war – vor einer halben Ewigkeit, wie es ihr jetzt vorkam. Von ein paar Seevögeln abgesehen, war sie allein. Aber nicht lange. Nur wenige Minuten verstrichen,
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