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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Der Nebel löste sich allmählich auf, und Dragon trat etwas weiter zurück, um sich nicht ertappen zu lassen.
    Wie vereinbart, kam Magda zurück und führte Rycca weg. Nach wenigen Minuten erschienen sie wieder, und die ältere Frau band ihre Herrin an den Pfosten, was ihr sichtlich schwer fiel. Dragon beobachtete, wie Rycca beruhigend auf sie einsprach. Die Stirn gefurcht, ergriff Magda die unberührte Schüssel und stellte einen Korb mit einer frischen Mahlzeit auf den Boden. Bevor sie davonging, vergewisserte sie sich, dass Rycca möglichst fest in die warmen Decken gewickelt war.
    Inzwischen hatten sich seine Untertanen entfernt. Entweder waren sie vernünftig genug, um zu erkennen, der Jarl würde ihre Neugier nicht schätzen. Oder sie ertrugen es nicht, die Qualen einer Frau mit anzusehen, die sie lieb gewonnen hatten. An diesem Abend speiste niemand in der Halle. Die Krieger auf den Wachttürmen hatten sich vom Hof abgewandt.
    Schließlich brach die Nacht herein, und Dragon streckte seine steifen Glieder. Die Leute nahmen sicher an, er würde in seinem Haus über die heimtückische Frau nachdenken, die er geheiratet hatte. Inständig hoffte er, wer immer ihr zu schaden suchte - falls eine solche Person überhaupt existierte -, würde sich möglichst bald verraten. Da saß sie, hilflos an den Pfosten gefesselt. Eine solche Gelegenheit würde der Schurke zweifellos nutzen.
    Dragons Magen drehte sich um. Niemals hätte er sich träumen lassen, er würde zu solchen Mitteln greifen, um einen Verbrecher aus der Reserve zu locken. Aber er fand keine andere Lösung seines Problems. Immer wieder redete er sich ein, seiner Gemahlin würde keine ernsthafte Gefahr drohen. Bevor sich ein Angreifer dem Pfahl nähern konnte, würde Dragon ihn entdecken und...
    Was er dann tun würde, verschaffte ihm grimmige Genugtuung, lenkte ihn aber nicht von seiner Wachsamkeit ab. Unsichtbar, reglos an die Stallwand gepresst, behielt er seine sächsische Gemahlin im Auge.
    Als Rycca aus dem Schlaf fuhr, stand der Mond hoch am Himmel. Unfassbar - sie war tatsächlich eingeschlummert. Das hätte sie nie für möglich gehalten. Offenbar war sie von ihrer Erschöpfung überwältigt worden. Sie bewegte sich in ihren Decken und stellte fest, dass weitere hinzugefügt worden waren. Magda musste zurückgekommen sein, ohne sie zu wecken.
    Soeben hatte Rycca geträumt, Dragon würde sie in seinen starken Armen halten. Welch einen grausamen Streich ihr die Fantasie gespielt hatte... Lieber wollte sie wach bleiben, ehe sie noch einmal in so trügerischen Visionen schwelgte. Über dem Hof lag tiefe Stille. Inzwischen hatte sich der Nebel aufgelöst, und der Mond warf scharf gezeichnete Schatten auf den Boden. Plötzlich hörte sie ein leises Rauschen, hob den Kopf und sah eine Eule dahinfliegen.
    Wie wundervoll die Festung aussah - eine trügerische Schönheit. Beschenkt mit einem friedlichen Heim, das ihr wenig später wieder entrissen worden war, wünschte Rycca, sie hätte es niemals kennen gelernt. Wäre das Schicksal barmherziger gewesen, hätte sie der Sturz von der Klippe ins Jenseits befördert.
    Nein, sie durfte nicht im Selbstmitleid versinken. Das Leben war ein Gottesgeschenk, mochte es auch Kummer und Leid mit sich bringen - man durfte den Tod nicht herbeisehnen.
    Geistesabwesend drehte sie am Strick, der ihre Handgelenke fesselte. Magda hatte einen ziemlich lockeren Knoten geschlungen. Mühelos könnte sich Rycca befreien.
    Und was sollte sie dann tun? Wieder einmal die Flucht ergreifen? Sie unterdrückte ein bitteres Gelächter. Wohin würde sie denn laufen? Sie war an den Mann gebunden, der ihr die schlimmsten Missetaten zutraute. Trotzdem fürchtete sie sich nicht. Bei diesem Gedanken zuckte sie erstaunt zusammen.
    Seltsam - sie fürchtete sich nicht.
    Wie war das möglich? Jahrelang war sie in ihren Albträumen von den Gräueltaten der Wikinger verfolgt worden. Jetzt war sie in einer Wikingerstadt an einen Marterpfahl gefesselt. Und sie fürchtete sich nicht. Statt Angst und Grauen empfand sie eine sonderbare heitere Gelassenheit.
    Alles würde sich zum Guten wenden. Weil sie unschuldig war. Das würde Dragon herausfinden. So wie er Olavs Unschuld erkannt hatte. Dann würde er eine andere Erklärung für die schrecklichen Zwischenfälle suchen. Im Gegensatz zu ihrem Vater war er kein brutaler, rachsüchtiger Mann. Niemals würde er ihr wehtun. Sie musste nur warten, bis ihm die Wahrheit bewusst wurde.
    Wie töricht von ihr zu

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