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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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hielten. Nun schämte er sich für den gedanklichen Ausflug in die byzantinische Intrigenwelt, den er am Vortag unternommen hatte, und er versuchte die unangenehme Erinnerung zu verdrängen.
    Der Vormittag schleppte sich dahin. Da im Hof das übliche Leben und Treiben herrschte, sagte sich Dragon, niemand würde sich in böser Absicht an Rycca heranpirschen. Trotzdem fand er alle paar Minuten einen Vorwand, um sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Gegen Mittag fragte ihn Magnus, ob er bei den Waffenübungen auf dem Turnierplatz die Aufsicht übernehmen sollte, und Dragon stimmte zu.
    Scheinbar reglos hing die Sonne am Himmel. »Schlaft ein bisschen, Mylord«, empfahl ihm Magda, bevor sie Rycca eine weitere Mahlzeit brachte, die vermutlich ebenso wie alle anderen unberührt bleiben würde.
    »Ärgere mich nicht!«, fauchte er. »Finde lieber heraus, warum sie nichts isst. Und sag ihr, sie muss sich verdammt noch mal endlich stärken!«
    Seufzend verdrehte Magda die Augen, verkniff sich aber eine passende Antwort.
    Dragon zerrte den Wetzstein aus dem Stall, setzte sich vor das Tor und schärfte sein Schwert - eine unverfängliche Tätigkeit, die er oft ausübte. Darüber würde sich niemand wundern. Und die bemerkenswerte maurische Klinge lenkte ihn wenigstens kurzfristig von der Sorge um Rycca ab.
    Allmählich erwärmte sich der Tag. Dragon bemerkte, dass Rycca ein frisches Kleid angezogen hatte und wieder einmal zu essen versuchte. Offenbar tat Magda ihr Bestes. Auf der nahen Koppel schnaubten Grani und Sleipnir.
    Da die lästigen Biester nicht verstummen wollten, ging er zu ihnen und fütterte sie mit Äpfeln. »Glaubt mir, es geht ihr gut«, murmelte er. »Mir nicht. Aber deshalb müsst ihr euch keine Sorgen machen.«
    Die Füchse wieherten und neigten die Köpfe. Anscheinend wollten sie ihm zustimmen.
    Langsam wanderte die Sonne nach Westen. Dragon fragte sich gerade, wie er eine zweite schlaflose Nacht verkraften sollte, als ihn plötzlich der Ruf eines Wachtpostens alarmierte. Sofort kletterte er die Leiter zum nächstbesten Turm hinauf und spähte in die Richtung, in die seine Krieger zeigten.
    »Seht doch, Mylord!«
    Dragon schaute zur Straße hinab, die an der Stadt vorbei zu den Feldern führte. Dort schoben zwei Männer einen Handkarren, wie ihn die Bauern benutzten, um Geräte zwischen den Äckern und den Scheunen hin und her zu befördern. Jeder hielt mit einer Hand den Wagen fest. Mit der anderen gestikulierten sie heftig. Irgendetwas lag auf der Ladefläche. Was es war, konnte Dragon nicht erkennen. Aber die Aufregung der Männer war offenkundig.
    In aller Eile trommelte er ein halbes Dutzend Krieger zusammen, sattelte Sleipnir und galoppierte den Hang hinab, um herauszufinden, was da nicht stimmte.
    »Diesen Mann fanden wir in der Schlucht beim Fluss«, erklärte einer der Bauern und wies auf den Handkarren.
    Dragon stieg ab, zog eine raue Wolldecke beiseite und entblößte einen verkrümmten Körper. Mittelgroß und schlank gebaut, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, mit offenem braunem Haar, entsprach der Mann genau Ryccas Beschreibung des Merciers, den sie in Landsende gesehen hatte. Seine Augen waren geschlossen, seine Haut zeigte die Blässe des Todes. An der rechten Seite des Kopfs klaffte eine tiefe Wunde, die ihn zweifellos ins Jenseits geschickt hatte.
    »Schaut Euch sein Handgelenk an, Mylord«, bat der andere Bauer unterwürfig, doch er konnte seine Erregung nicht verhehlen. Der Tote trug ein schlichtes langärmeliges Hemd und eine Hose.
    Als Dragon den Ärmel am linken Handgelenk hochkrempelte, entdeckte er eine Tätowierung - zwei umeinander gewundene Schlangen, und jede versuchte die andere zu fressen.
    »Verzeiht mir, Mylord. Aber Lady Rycca sagte doch, jemand habe sie aus Eurem Stall entführt«, erinnerte ihn einer der Männer. »Dabei sah sie zwei Schlangen. Vielleicht waren es diese.«
    Vor lauter Erleichterung wurde Dragon fast schwindlig. In seiner Seele hatte der Wunsch, seiner Frau zu glauben, gegen den bösen Verdacht gekämpft und gesiegt. Dafür war er jetzt dankbar, und die Bestätigung seines Vertrauens beglückte ihn.
    Doch die Freude über ihre Unschuld wurde sofort von einem wilden Zorn verdrängt, der sein Blut in Wallung brachte. Zum ersten Mal in seinem Leben verstand er die Gefühle der legendären Berserker. Von unbändiger Mordlust getrieben, hatten sie auf den Schlachtfeldern übermenschliche Kräfte entwickelt.
    Um diese helle Wut zu bezähmen, musste er seine ganze

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