Wikinger meiner Träume
zum Angriff über. Ein hervorragender Fechter, hatte er seine Fähigkeiten auf vielen Schlachtfeldern erprobt. Dragon war nackt und waffenlos.
Schon der erste Schwertstreich hätte den meisten Männern die Kehle durchschnitten, aber Dragon wich behände zur Seite. Trotzdem unterschätzte er die Gefahr nicht, die ihm drohte - und seiner Frau... In diesem Moment durfte er nicht an sie denken, seine ungeteilte Aufmerksamkeit musste dem Mann gelten, der ihn töten wollte - und zweifellos auch Rycca. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie erwacht war und die Situation sofort erfasst hatte. Reglos saß sie im Bett, die Decke an ihre Brust gepresst, und er dankte den Göttern für ihre Vernunft. Dann ergriff er den kleinen Nachttisch und rammte ihn gegen seinen Widersacher.
Nur sekundenlang taumelte Magnus unter der Wucht des Schlags, bevor er erneut die Klinge schwang. Den nächsten Schwerthieb wehrte Dragon mit einem Bein des zertrümmerten Tisches ab, das ihm aus der Hand glitt. Hastig sah er sich nach einer anderen Waffe um. Mit knapper Not entrann er mehreren Attacken - jede einzelne hätte ihn töten können - und stürmte zu einem der Fenster, vor dem eine Truhe stand. Sein Gegner folgte ihm. Aber der Jarl bot seine ganzen ungeheuren Kräfte auf, hob die schwere Truhe hoch über seinen Kopf und schleuderte sie dem Angreifer entgegen, die Muskeln bis zum Äußersten angespannt.
Das große Möbel traf Magnus' Brust, brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er taumelte rücklings zum Bett. Ein listenreicher, geistesgegenwärtiger Kämpfer, griff er nach Rycca - zweifellos, um sie als Schutzschild zu benutzen. Damit hatte sie bereits gerechnet.
Ohne Zögern erhob sie sich auf die Knie und ignorierte ihre Nacktheit, packte einen Wasserkrug und schwang ihn empor. Mit voller Wucht traf das Gefäß Magnus' Schädel und zerbrach in tausend Stücke. Hilflos schwankte er, dann brach er zusammen.
Dragon stürzte sich sofort auf ihn, entwand ihm das Schwert, trotz der heftigen Gegenwehr seines Widersachers, und warf es beiseite. Einen Arm auf die Brust, den anderen auf den Hals des Verräters gepresst, hielt er ihn am Boden fest. In ruhigem Ton, als hätte der Kampf um sein Leben gar nicht stattgefunden, fragte er: »Warum?«
Mühsam rang Magnus nach Atem, ein bitteres Lächeln verzog seine Lippen, und seine Augen starrten bereits in die Ewigkeit. »Wolscroft hat ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt«, keuchte er, »und einen Mann hierher geschickt - mit dem Auftrag, jemanden zu suchen, der sich's verdienen will.«
»Diese Erklärung genügt mir nicht. Sicher trat der Mercier aus einem ganz bestimmen Grund an dich heran.«
»Eines Abends teilten wir uns einen Weinkrug. Deshalb kannte er meine Gefühle.«
»Du hast ihn getötet.«
»Natürlich. Weil dein Bruder Wolf nichts von alldem erfahren sollte. Sonst hätte er mich nach vollbrachter Tat verfolgt.«
»Das wird er nicht tun«, erwiderte Dragon und brach seinem ehemaligen Stellvertreter das Genick.
Langsam stand er auf. Wie aus weiter Ferne hörte er Ryccas Stimme. Nur mit ihren schönen langen Locken verhüllt, trat sie zu ihm. »Bist du verletzt?« Voller Sorge berührte sie seinen Arm.
»Nein...« Warum sollte er verletzt sein? Weil er von einem Mann, dem er vertraut hatte, schmählich verraten worden war? So ging es nun einmal auf dieser Welt zu. Auf fast nichts durfte man sich verlassen. »Wie tapfer du gekämpft hast...«, murmelte er und streichelte ihr Haar. Dann nahm er sie in die Arme und genoss den Trost, ihren warmen Körper zu spüren und zu wissen, dass sie in Sicherheit war - und ihm Halt gab.
Mit einem gequälten Lächeln schaute sie zu ihm auf. »Nun, du weißt ja - ich schrecke vor keiner Gefahr zurück.« Immer wieder küsste sie seine Brust, musste ihn berühren, brauchte seinen Geschmack, seinen Geruch.
Beinahe wäre er gestorben. Jeden einzelnen Schwerthieb des Angreifers hatte sie in wachsendem Entsetzen beobachtet und befürchtet, Dragon würde jeden Augenblick den Tod finden. Wenn er auch unglaubliche Kräfte hatte - er war trotzdem nur ein Mensch. Schaudernd strich sie über die Narbe an seinem Oberschenkel.
»Denk nicht mehr daran«, bat er, hob sie hoch und legte sie aufs Bett. Jetzt zitterte sie unkontrollierbar, am ganzen Körper.
»Was ist los mit mir?« Ihre Zähne klapperten, und sie konnte kaum sprechen.
»Nur die Nachwirkung dieses grauenhaften Zwischenfalls. Bald wirst du dich erholen.« Er streckte sich neben ihr aus, hielt sie
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