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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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… Das ist eine längere Geschichte, die ich Euch ein anderes Mal bei einem Becher Ale gerne erzähle. Sofern Ihr zuhören wollt.« Offensichtlich konnte sich Rouwen diesen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Rúna musste trotz der ernsten Situation schmunzeln.
    Auch Wulfher entging diese Spitze nicht. Er richtete sich stolz auf. »Verzeiht. Ich war eben nicht ganz bei mir. Was wollt Ihr von mir?«
    »Dass Ihr uns gehen lasst.«
    » Ihr könnt gehen, wohin Ihr wollt, Herr Rouwen.« Sein Ton war überrascht, als wundere er sich, dass er Rouwen diesen Umstand erklären musste. »Aber die Frau brauche ich als Geisel.«
    »Ich weiß. Aber so kommt Ihr nicht ans Ziel.«
    »Die Frau ist …«
    Rúna hatte genug davon, dass über sie geredet wurde, als wäre sie nicht anwesend. Sie trat vor; Wulfher verstummte und sah sie an. Sofort stellte sich ihr einer der Männer mit halb gezogenem Schwert in den Weg.
    Sie spürte ihre Hände feucht werden. Ihr Herz klopfte wild. Vor Aufregung oder doch vor Furcht? Sie hatte sich das alles anders vorgestellt, und nun war ihr, als entgleite ihr alles. Hätte sie doch wenigstens Falkenkralle in der Hand! Oder noch besser ihren Bogen. Oder den des Wächters dort drüben. Allerdings war dieser englische Bogen wirklich eine gewaltige Waffe. Doch alles Wünschen nützte nichts, also griff sie in die Tasche und umschloss fest das Brotmesser. Es gab ihr etwas Sicherheit.
    »Ich mag eine Geisel sein, aber sprecht nicht über mich, als hätte ich keinen Einfluss auf mein Schicksal. Fragt, was ich will. Ich will den Mönch Oxnac. Meinetwegen auch nur seinen Kopf.« Sie zog das Brotmesser heraus. Nur die kleine spitze Klinge schaute aus der erhobenen Faust. Der Wächter lachte leise.
    »Dich, Frau, habe ich unterschätzt«, bemerkte Wulfher diese kleine, doch unmissverständliche Geste. »Du würdest wie eine Löwin um dein Leben kämpfen.« Er blätterte in dem Folianten, wie um seine Gedanken zu sammeln, schlug ihn dann zu und hakte die eisernen Verschlüsse ineinander. »Aber du musst nicht kämpfen. Ich bin bereit, mit mir reden zu lassen … Ich will Athelna zurück, sonst nichts.«
    »Wie kommt es überhaupt, dass Ihr hier seid?«, fragte Rouwen. »Das kann doch kein Zufall sein.«
    »Zufall?« Ermattet rieb sich Wulfher die faltige Stirn. »Wenn es keiner war, dann Gottes Fügung. Oder weil es einfach an der Zeit war, dass ich herkam, um Bruder Oxnac ins Gewissen zu reden. Das hatte ich auch bei Lord MacCallum versucht, aber vergebens. Er würde eher seine Tochter opfern als einen Mann der Kirche. Aber ich liebe sie! Begreift ihr, was es heißt, zu lieben? Und wenn einen die Liebe zur Verzweiflung bringt?«
    Er hob den Kopf und starrte Rouwen und sie an. Doch wieder wartete er nicht, dass sie etwas sagten, sondern gab sich stattdessen selbst eine Antwort. »Nein, das könnt ihr nicht. Ihr seid ein Templer, selbst ein Mönch, und du, Frau … Du bist noch jung. Du kannst es noch nicht wissen.«
    Sie warf Rouwen einen raschen Blick zu, den er erwiderte. Wahrscheinlich stand in ihren Augen das Gleiche, was sie in seinen las: Wir können es .
    Wulfher grub die Finger in die widerspenstigen roten Haare, schüttelte den Kopf und schloss aufstöhnend die Augen. »Ich kam her, um Oxnac ins Gewissen zu reden. Allen Ernstes hoffte ich, dass er seine Tat doch bereuen müsse und bereit wäre, zu büßen. Indem er sich Baldvin Baldvinsson ausliefert. Wie dumm ich war! Ich wäre bereit gewesen, dem Kloster in Eastfield reiche Stiftungen zu schenken. Mein ganzes Vermögen, wenn es nötig wäre. Aber Oxnac ist nichts als ein feiger Hurensohn, schmeichelnd und lächelnd, wann immer es ihm nützt, und brutal, wann immer er glaubt, es sich erlauben zu können.«
    Er ließ die Hände sinken. Sein Blick ging in weite Ferne. Rúna schien es, als sei er froh, es sich von der Seele reden zu können.
    »Ich spielte mit dem Gedanken, ihn gewaltsam auszuliefern. Mein Seelenheil wäre dann verloren gewesen, doch ich hätte mein Liebstes zurückgewonnen … Dann kam vorgestern eine Brieftaube von Lord MacCallum mit der Nachricht, dass niemand anderer als Baldvin mit einem kleinen Trupp auf dem Weg hierher sei, um Oxnac zu holen.«
    »Ich hatte also recht«, entfuhr es Rouwen. »Eine Falle. Angus hat den unschuldigen Führer hervorragend gespielt.«
    Wulfher hob beinahe entschuldigend die Hände. »Angus von Galashiels. Ich kenne ihn nicht, hörte aber von ihm, dass er so freundlich wie skrupellos sei und weder Lügen

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