Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
Vom Netzwerk:
dem Boden, doch ihm war nicht kalt, und ihr machte es sicherlich auch nichts aus. Er hielt sie im Arm, sie hatte den Kopf auf seine Brust gebettet. Ihre Finger steckten im Ausschnitt seiner Tunika und spielten mit seinem silbernen Kreuz. Flüchtig dachte er an das ausladende Bett in seiner Kammer und dass er nun doch nicht erfahren würde, wie es war, darin zu schlafen.
    Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Eine Stunde vielleicht? Von ferne erklang der Ruf eines Käuzchens, und der Wind pfiff leise durch das schmale Fenster. Ansonsten lag Burg Daenston in völliger Stille. Fast schien es, als hielte alles den Atem an, in Erwartung des Angriffs der Wikinger. Wie auch immer der aussehen mochte. Rouwen hoffte, dass Baldvin das Heft in der Hand behielt und gar nichts geschehen würde. Doch insgeheim glaubte er nicht daran.
    Jetzt würde wohl noch nichts geschehen – die Nacht war zu jung. Dennoch sollten sie sich allmählich wappnen. Bedächtig zog er Rúnas Hand aus seinem Ausschnitt und den Arm unter ihrem Rücken hervor. Sie gab einen enttäuschten Laut von sich, als er sich aufsetzte.
    »Wir müssen uns bereit machen, entdeckt zu werden, Liebste«, flüsterte er und tastete nach seinem Gürtel. Er verschnürte seine Hose, ordnete die Tunika und gürtete sich.
    »Warum hast du kein Schwert dabei?«, wollte sie wissen.
    »Wir werden nicht kämpfen, es wäre sinnlos.« Zumal er Angus’ langes Schwert ohnehin nicht hatte mitnehmen können; es war viel zu groß, als dass er hätte verhindern können, dass es bei der Kletterpartie gegen die Mauer schlug. Allerdings trug er das Langmesser, und es bei sich zu wissen, beruhigte ihn zumindest etwas.
    Rúna versuchte vergeblich, ihre Kleider zu ordnen. Vorne prangte der lange Riss, der für seine suchenden Hände so günstig gewesen war. Seine Miene wurde finster, als er daran dachte, wie sie wohl dazu gekommen war. Hätte er gewusst, dass sie sich nicht einmal züchtig bedecken konnte, so hätte er zumindest versucht, an die Kleidung einer der Mägde zu gelangen. Aber so war es nicht zu ändern. Im matten Zwielicht schimmerte ihre nackte Haut; er sah den dunklen Fleck einer ihrer Brustwarzen und musste mit schierer Willenskraft verhindern, dass sein Blut wieder in Wallung geriet.
    »Setz dich zu mir.« Er hockte sich neben der Bettstatt an die Wand. Rúna schmiegte sich an ihn.
    »Wehrlos bin ich nicht«, sagte sie leise. Stoff raschelte, dann sah er im schwachen Licht eine winzige Klinge schimmern. »Der Burgknecht hat mir meinen … deinen Sarazenendolch entwendet, aber im Gerangel mit den Wachen habe ich dafür ein Brotmesser geklaut.«
    »Du bist eine Wildkatze!«
    »Der Dolch war das schönste Stück in meiner kleinen Messersammlung«, sagte sie bedauernd.
    Er lachte leise. »Vielleicht bekommen wir ihn ja wieder. Ansonsten verspreche ich dir einen neuen.«
    »Wirklich?« Sie klang höchst erfreut.
    »Ja, denn du bist eine Kriegerin. Ich liebe dich, Rúna Wirbelwind.«
    Als Antwort drehte sie sich zu ihm, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Er umfasste sie und erwiderte ihren heißen Kuss. Diesmal jedoch beherrschte er sich, nicht erneut über sie herzufallen, auch wenn ihn sein Körper dazu drängte.
    »Ich liebe dich auch, Rouwen. Ich möchte mit dir in Walhall tanzen, mit keinem anderen.« Sie kuschelte sich an ihn, den Kopf in seiner Halsbeuge.
    »Und ich möchte mit dir im Himmel sein.« Er legte die Wange auf ihr Haar.
    Sie verfielen in Schweigen. Ob auch sie sich jetzt die Frage stellte, wie ein Christ und eine Heidin zusammen sein konnten? Ihre Hand tastete über seinen Arm, befingerte die Knotenschnur um sein Handgelenk, die ihm als Rosenkranz diente, dann verflocht sie ihre Finger mit seinen.
    Rouwen seufzte tonlos. Der Rausch vorhin war herrlich gewesen. Dies hier jedoch, diese stille Zweisamkeit, war pures Glück. Heidin oder nicht – ihm war, als würde er Rúna seit Jahren kennen. Sie musste ein Geschenk Gottes sein. Anders war das alles nicht zu erklären.
    »Und jetzt?«, fragte sie. »Warten wir, bis jemand kommt?«
    »Ja.« Er spürte, wie sie ein Schauder überlief.
    Sie stand auf und tapste vorsichtig zum Fenster. Lange stand sie da, beobachtete die Nacht und schwieg. »Ich wünschte, es geschähe jetzt«, wisperte sie schließlich so leise, dass er es kaum verstand.
    »Komm zurück, Rúna. Wir müssen uns, wenn wir schon nicht schlafen, wenigstens ausruhen, um bereit zu sein für das, was auf uns zukommt.«
    Sie löste sich vom Fenster

Weitere Kostenlose Bücher