Wild auf Fußball
nicht, du Idiot! Georgie ist hinten zu fahrig. Der haut, wenn's brenzlig wird, daneben!«
Aha. Georgie, der Pinkler. Kann also nicht nur das Klo nicht treffen, sondern auch nicht den Ball. Ella grinst, fährt die
Ohren aus, hört leider nichts mehr, aber sie kann sich schon denken, mit wem er telefoniert, mit seinem Beulenkumpel, einem
seiner letzten Vertrauten bei den Südtigern.
Ella geht ins Badezimmer. Sieht ja nicht gut aus für Lino. Und wenn das stimmt, was José gesagt hat, dass er sogar schon die
Skateboard-Jungs angehauen hat ... dann steht es wirklich schlimm um ihn.
Ella wäscht sich die Hände. Selber schuld, kann sie da nur sagen. Das hat er nun davon, dass er so stur ist. Mit Malle und
ihr in der Mannschaft hätte er jetzt keine Probleme. Soll er seinen Beulenkumpel ruhig anschreien, dann läuft der ihm auch
noch weg.
Ella stellt sich vor, wie Lino dann zu ihr kommt, sie bittet, dass sie bei ihm mitspielen soll, um seine Mannschaft zu retten!
»Bitte, Ella! Bitte!«, hört sie ihn sagen und sie würde keine Miene verziehen. »Bitte, Ella«, würd er es noch mal versuchen,
aber selbst wenn er auf allen vieren vor ihr kröche, sie würde den Kopf schütteln und Nein sagen. Mehr nicht. Nur Nein!- Sie
sieht genau vor sich, wie sie Nein sagen würde. Soll er doch sehen, wie er klarkommt. Und sich von ihr aus von Bonita trösten
lassen.
»Schmatz! Schmatz!«, macht sie zum Spiegel und schürzt die Lippen. Dann entdeckt sie Linos Lieblingsjeans, schön zusammengefaltet,
frisch gewaschen. Die will er bestimmt gleich anziehen. Ella nimmt die Zahnpastatube und drückt ihm einen fetten blauen Wurm
in die Hosentasche. »Für frischen Atem!« Dann schreit sie dreimal » Vic-to-ri-a! « in die Badezimmerluft.
Die nächsten Tage ziehen sich. Nerverei mit Herrn Hempstädt und in Englisch versteht sie auch immer weniger. Aber das Spiel
gegen die Südtigersteht jetzt fest. Samstag, um 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit, ist es so weit. Darauf muss sie sich voll und ganz konzentrieren.
Beim letzten Training, am Freitag, stellt sich heraus, dass der kleine Tom besser links außen als rechts außen eingesetzt
werden kann und dass Hilde ins zentrale Mittelfeld kommt. Pascal und Ella sollen im Sturm spielen und Bonita im Tor. Malle
ist Libero.
Ella hätte ja lieber mit Malle im Sturm gespielt. Aber wenn es der Sache dient, dann muss es eben sein.
Steffi, Döner und Manuel sollen auf die Reservebank. Endlich der Anpfiff. Es wird ein ziemliches Gewurschtel. Ella verschießt
zweimal hintereinander den Ball, so was hat die Welt noch nicht gesehen! Aber auch Malle und Pascal machen Fehler. Der Kübel
schreit sich die Lunge aus dem Hals und wechselt Steffi gegen Tom aus! Hat der sie noch alle? Und was tuschelt Malle da hinten
immer mit Bonita herum?
Mit Wut im Bauch lässt es sich auch nicht präziser schießen. Ella hat schon wieder nur den Ball gestreift, obwohl sie ihn
zielsicher zu José schießen wollte. Jetzt haut Malle auch Löcher in die Luft. Kein Wunder! Die Einzige, die supercool und
immer im richtigen Moment zur Stelle ist, ist Bonita. Da kann man nichts gegen sagen. Sie springt im Tor von einer Ecke zur
anderen undhält alles! Und sieht auch gar nicht mehr wie ein Gorilla aus.
Nach dem Spiel hocken alle wie begossene Pudel auf dem Platz.
Ella brennt der Hals. Sie ist zwar dank Lino hartes Training gewöhnt, aber jetzt ist selbst sie fix und fertig. Da nützt es
ihr wenig zu wissen, dass, wenn man meint, man schafft keinen Schritt mehr vorwärts, es plötzlich wie von selbst läuft. Das
Spiel heute war einfach nur furchtbar. Wenn sie sich morgen solche Patzer erlauben, dann gute Nacht. Sie lässt sich rücklings
auf den Rasen fallen. Hoffentlich kommt jetzt keiner von den Südtigern vorbei. Das wäre oberpeinlich!
Frau Wilms versucht, die Spieler mental aufzubauen. Das sagt sie jedenfalls, aber Ella kann gar nicht mehr zuhören und will
heute auch nicht mehr aufgebaut werden. Sie weiß selbst, was sie falsch gemacht hat.
Plötzlich meldet Steffi sich. Sie ist knallrot im Gesicht. Eine Tomate ist nichts dagegen. Sie sagt: »Ich hör auf! Ich kann
das nicht. Und ich will auch morgen nicht mitspielen. Nicht mal auf der Reservebank sitzen. Mir tut immer noch der Zeh vom
letzten Training weh. Fußball ist nichts für mich. Das weiß ich jetzt!«
Ach, du meine Güte. Ella hat es ja geahnt. Alle gucken sich an und wissen nicht, was sie sagensollen.
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