Wild auf Fußball
Steffi sieht so aus, als würde sie gleich losheulen. Bloß das nicht!
Frau Wilms sagt, Steffi soll sich das doch noch mal in Ruhe überlegen. Aber Steffi schüttelt den Kopf. Ella hat sie noch nie
so energisch gesehen.
»Na dann«, sagt Frau Wilms, »respektieren wir das natürlich.«
Sie schaut zum Kollegen Kübel. Der steht breitbeinig und mit verschränkten Armen vor ihnen und nickt. Frau Wilms lächelt zaghaft
in die Runde.
»Also, ich find's
riesig
von Steffi, dass sie es wenigstens versucht hat. Nur so macht man wichtige Erfahrungen im Leben.«
Ella hat sich ja gleich gedacht, dass so eine Diddl-Maus wie Steffi nichts auf einem Fußballplatz zu suchen hat. Aber muss
sie das ausgerechnet heute merken? Kein gutes Zeichen, wenn so kurz vor dem ersten Spiel einer aus dem Team aussteigt!
Carmen meldet sich. »Steffi, du kannst doch unser Maskottchen sein. Dann bleibst du trotzdem bei uns. Jede große Mannschaft
hat ein Maskottchen.«
Das finden alle eine gute Idee.
»Ja«! ruft Bonita. »Du bringst uns Glück!«
»Glück können wir auf jeden Fall gebrauchen«, sagt Frau Wilms. Herr Kübel nickt kräftig. Dann fängt Malle an, im Sprechchor
» Vic-to-ri-a! « zu rufen, und alle machen mit.
Herr Kübel ruft dazwischen: »Mit so einem starken Namen, so starken Spielern und Spielerinnen und so einem starken Maskottchen
werden wir morgen gegen die Südtiger gewinnen! Und dann holen wir uns den Schulpokal! Vic-to-ri-a! «
Plötzlich kommt Leben in das Team. Ella fühlt sich gar nicht mehr so schlapp. Alle grölen und fallen sich gegenseitig in die
Arme. Leider hat Ella nicht Malle erwischt. Der umarmt den kleinen Tom.
»Wer hätte das gedacht ...«, sagt Frau Wilms, »... dass wir nach so kurzer Zeit schon so
riesig
spielen. Ich muss schon sagen, ihr habt euch alle
riesig
angestrengt und ich finde es
riesig
toll, dass wir gleich den Anpfiff zu einem hoffentlich wundervollen und vor allem fairen Spiel erleben werden.«
Endlich ist es so weit. Victorias erstes Spiel steht kurz vor dem Anpfiff. Und das gegen die Südtiger!
Ella trippelt auf der Stelle herum, Malle hüpft hin und her, alle anderen sind genauso nervös, nur Bonita steht da, mit verschränkten
Armen und schwarzen Torwarthandschuhen, und tut so, als sei sie die Ruhe selbst. Sie kaut Kaugummi, nur auf einer Seite wie
damals der coole Olli Kahn. Hinter ihrem Tor liegt ein Kuscheltier-Känguru von ihrer kleinen Schwester. Steffi, das Maskottchen,
ist auch da.
Auf der anderen Seite des Platzes springt Lino herum, mit seiner Mannschaft. Er redet auf jedenein. Es sind ein paar neue Spieler dabei. Ella hat keine Ahnung, wo er die herhat. Die Spieler nicken zu allem, was er sagt,
federn in den Knien und spucken auf den Rasen. Wegen der Zahnpasta in der Jeans hat er noch nichts gesagt. Aber seine Blicke
sprechen Bände.
Der 1. FC Südtiger hat grüne T-Shirts mit weißen Nummern und MM Victoria rote T-Shirts mit schwarzen Nummern. Herr Kübel gibt ein Zeichen. Bonita spuckt ihr Kaugummi aus und klemmt sich den Ball unter den Arm.
Sie geht zur Mittellinie. Zuerst müssen sich die Mannschaftskapitäne die Hand geben - Lino und Malle. Lino schaut ihm dabei
nicht ins Gesicht. Herr Kübel zieht eine Münze. »Kopf oder Zahl?«
»Kopf«, sagt Lino. Herr Kübel wirft die Münze, fängt sie auf, klatscht sie auf seinen Arm - Zahl.
»Ball oder Seite?«, fragt Herr Kübel.
Malle macht einen Finger nass und hält ihn in die Luft. »Kein Wind«, sagt er. »Dann ist die Seite sowieso egal. Also Ball.«
»Okay. Anstoß Victoria.« Herr Kübel gibt Malle den Ball. Lino spuckt auf den Boden.
Frau Hechel, die Biologielehrerin der Südschule, ist Schiedsrichterin. Sie trägt eine enge, schwarze Hose und ein gelb-schwarz
gestreiftes T-Shirt und hat eine schwarze Trillerpfeife um den Hals. Sie sieht aus wie eine Biene. Laut und deutlich pfeift sie das Spiel an.
Malle gibt den Ball sofort nach rechts außen ab, zu Hilde. Hilde stoppt den Ball, rennt ein Stück mit ihm vor, sieht den Gegenspieler
zu spät, schon ist der Ball bei der anderen Mannschaft und wird mit Schwung nach vorn befördert, Richtung Bonitas Tor.
Aber Malle geht dazwischen. Der Ball fliegt ins Aus. Einwurf 1. FC Südtiger.
Lino steht bereit, kriegt den Ball auf die Füße, Hilde stürmt auf ihn zu, aber Lino jongliert mit dem Ball, als würde er ihm
am Fuß kleben. Hilde stochert mit ihren langen Beinen nur Löcher in die Luft. Selbst Malle wird
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