Wild auf Fußball
anzuheuern«, sagt José. »Aber
die haben keinen Bock und keine Zeit, Fußball zu spielen. Die gehen jeden Tag auf ihre Bretter und üben vorm Museum, in der
Stadt. Treppen runter, Treppen rauf und über das Geländer - das müsst ihr euch mal angucken, da schlackern euch aber die Ohren!«
Im Umkleideraum kommt Bonita auf Ella zu. »Vielleicht wäre es besser, die Südtiger und Victoria würden sich zusammentun. Dann
könnten wirgemeinsam um die Schulmeisterschaft spielen und hätten bestimmt mehr Chancen, den Pokal zu gewinnen.«
»Willst du jetzt kneifen oder was?«, sagt Ella und schaut Bonita böse an.
»Kneifen nicht, aber was sollen wir Kräfte verschwenden, wenn es auch anders geht? Und irgendwie tut mir dein Bruder leid.«
Ella platzt gleich der Kragen! Erst schleimt Bonita sich bei Malle ein und jetzt hat sie auch noch Mitleid mit Lino!
»Du weißt ja gar nicht, was für ein Großkotz mein Bruder ist!«, herrscht Ella sie an. »Frag doch Malle!«
Sie hätte sich auf die Zunge beißen können. Da hängen Bonita und Malle einmal nicht zusammen und dann drängt sie sie auch
noch zu ihm!
»Außerdem hat Herr Kübel meinen Bruder längst gefragt, ob er bei uns mitmachen will, samt seiner Mannschaft oder dem Rest,
der noch übrig geblieben ist. Er hat Nein gesagt. Lino kriegt man nicht so schnell klein.«
»Das hört sich ja an, als wärst du doch ein bisschen stolz auf ihn«, sagt Bonita und grinst sie von der Seite her an.
»Quatsch!« Ella zieht sich die Schienbeinschoner aus den Strümpfen. Bonita grinst immer noch so dämlich.
»Ist doch schön, auf die Geschwister stolz zu sein«, sagt sie. »Ich bin jedenfalls total stolz auf meine große Schwester.
Evelina hat letztens beim Halbmarathon mitgemacht. Stell dir vor, 20 Kilometer laufen! Und meine kleine Schwester Sonja ist so was von süß!«
Ella verdreht die Augen. Jetzt fängt die auch noch mit ihren Schwestern an! Sie stopft ihr Sportzeug in die Tasche. Die blöden
Socken fallen immer wieder heraus. Herrgott noch mal!
»Mir tut Lino jedenfalls leid«, sagt Bonita. »Zuerst waren alle stolz, weil er eine eigene Mannschaft auf die Beine gestellt
hat, und jetzt will keiner mehr was von ihm wissen.«
»Stimmt ja gar nicht!«, blökt Ella sie an. »Er ist unerträglich, immer am Rumkommandieren und alles muss nach seiner Pfeife
gehen. Er bestimmt, wer mitspielen darf und wer nicht. Und ich durfte nicht mitmachen, nur weil er meint, Mädchen hätten auf
dem Fußballplatz nichts zu suchen.«
Bonita klimpert mit ihren langen, schwarzen Wimpern. »Wahrscheinlich hat er nur keinen Bock auf seine kleine Schwester.«
Ella denkt, sie hört nicht richtig. Am liebsten würde sie Bonita einen Schienbeinschoner an den Kopf donnern.
»Mal ehrlich, wenn du an seiner Stelle wärst, würdest du dich auch grün und blau ärgern, oder?«
»Bist du etwa in Lino verknallt, oder was?« Ella hat langsam die Nase voll.
»Man muss ja nicht immer gleich verknallt sein, nur weil man versucht, sich in eine andere Lage zu versetzen. Aber süß ist
er schon, dein Bruder.«
»Ach, und ich dachte, du findest Malle süß!« Das ist ihr jetzt so rausgerutscht. Sie könnte sich schon wieder auf die Zunge
beißen.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragt Bonita und macht extragroße Augen.
»Steht ja sogar an der Toilettentür. Oder hast du das Herz noch nicht gesehen?«
Bonita prustet los. »Doch. Ich hab's sogar dahin gemalt.«
Aha! Das hat Ella ja schon vermutet.
»Malle ist doch ein hübscher Kerl, oder?«
»Dann bist du also doch in ihn verknallt?« Ella fühlt ihren Herzschlag im Hals.
»Du etwa nicht?«
Ella muss schlucken.
»Mann ey, nun mach dir doch nicht gleich in die Hose, nur weil wir den gleichen Typen niedlich finden.«
Ella sagt nichts, hebt die blöden Socken auf und steckt sie in die Jackentasche.
»Komm, das ist jetzt unser Geheimnis.« Bonita lächelt sie an.
Ella will mit Bonita keine Geheimnisse haben.»Ich bin aber nicht in Malle verknallt«, sagt sie, auch wenn es nicht überzeugend klingt.
Bonita verdreht die Augen. Ella schnappt sich ihre Sporttasche und läuft los.
»Dann bist du es eben nicht!«, ruft Bonita hinter ihr her. »Dann eben nicht!«
Zu Hause hängt Lino an der Strippe. Spricht plötzlich leiser, als er Ella sieht, geht in sein Zimmer. Ella lauscht an der
Tür, aber jetzt sagt der Esel nichts mehr. Sie will gerade ins Bad gehen, da hört sie ihn herumschnauzen: »Die Abwehr funktioniert
so
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