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Wild auf Fußball

Titel: Wild auf Fußball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wenn Papa schon weg ist und Mama sich föhnt.
     
    Das kalte Wasser tut gut. Es gluckert von selbst durch die Kehle; Ella muss nicht mal schlucken. So zu trinken hat sie von
     Lino und seinen Kumpels gelernt, als sie noch zusammen herumgebolzt habenund es die Südtiger noch nicht gab. Herr Kübel sagt, sie hätten noch fünf Minuten Zeit, sie sollten die Waden ausschütteln
     und massieren, damit es keine Krämpfe gibt. Bonita lächelt ihr zu und Ella lächelt zurück, obwohl sie das gar nicht will.
     Sie will gewinnen - und sonst gar nichts!
    »Vergesst nicht, euch anzubieten!«, ermahnt Herr Kübel. »Nie rumstehen. Und passt besser auf die 10 auf, die steht zu oft
     frei!«
    Die 10 ist Lino. Ella kaut auf ihrer Unterlippe, blickt zu Malle hinüber. Die Stimme vom Trainer rauscht an ihr vorbei wie
     ein ICE.   Die zweite Halbzeit beginnt. Die Mannschaften stellen sich auf. Lino und Ella stehen sich im Mittelkreis gegenüber. Lino hat
     Anstoß. »Jetzt machen wir euch fertig«, raunt er ihr zu und passt den Ball zum Pinkler.
    Dann fliegt der Ball hoch. Kopfbälle haben sie bei Victoria noch nicht oft geübt, deshalb ziehen die meisten die Köpfe ein.
     Nur Malle springt hoch und befördert den Ball wieder auf den Boden. Leider wird er ihm gleich wieder abgeluchst.
    In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit sind die Südtiger eindeutig in Führung. Das muss sogar Ella zugeben. Sie versucht
     alles, um das Zusammenspiel der Tiger zu stören. Zum Glück hat die Mannschaft ihres Bruders Pech. Einmal prallt der Ball an
     den Pfosten - ein voller Lattenschuss; ein anderes Mal geht er knapp am Tor vorbei. Malleschnauzt die Abwehrspieler an, aber das nützt auch nichts, denn nun rennen sie wie verschreckte Hühner übers Feld und haben
     keine Puste mehr, wenn der Ball da ist.
    In diesem Chaos bekommt Malle eine Flanke von Svenja. Der Ball hebt ab, es sieht aus, als könnte Malle ihn nie kriegen, aber
     er hechtet ihm entgegen und wuchtet den Ball mit der Stirn ins Netz. Victoria hat ein Tor! Es steht 1:1.
    »Jaaaa!«, schreit Ella, rennt auf Malle zu und springt ihm um den Hals. Bonita ist auch schon da und küsst ihn mitten ins
     Gesicht. Gleich zweimal! Peinlich!
     
    Anstoß für die Tiger. Es sind noch fünfzehn Minuten zu spielen. Lino ist das Grinsen vergangen. Er passt zur Nummer 8, Nummer
     8 geht nach vorn, aber Carmen tritt ihm den Ball weg. Lino holt ihn sich wieder, rempelt Carmen weg. Das hätte Frau Hechel
     pfeifen müssen. Braucht die Biene eine Brille? Das war schon wieder ein klares Foul! Carmen reibt sich die Schulter. Birgit
     hat einen knallroten Kopf. Die Südtiger sind wie ein Wirbelwind und Victoria muss ihre ganze Kraft und ihr Können aufwenden,
     um Linos Mannschaft in Schach zu halten. Beinahe hätte Lino schon wieder ein Tor geschossen, aber er hat den Ball nicht richtig
     auf den Fuß gekriegt. So trudelt er langsam auf Bonita zu, die den Ball mit voller Wucht bis in diegegnerische Hälfte zurückbefördert. Und dann geht Carmen ran und spielt zu Ella, Ella stürmt vor und gibt ab an Malle, Malle
     wird von dem Pinkler bedrängt und passt den Ball zu Birgit; Birgit sprintet durch eine Lücke, kämpft sich vor bis in den gegnerischen
     Strafraum.
    »Jawoll!«, schreien die Zuschauer und: »Hau den Ball rein, Mädchen!«
    Birgit will gerade an Ella abgeben, da rast Lino auf sie zu und Birgit fällt um, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen
     weggesenst. Frau Hechel pfeift energisch ab. Birgit wälzt sich auf dem Boden und hält sich den Fuß, kann nicht mehr richtig
     auftreten. Herr Klebinger, Religionslehrer, kommt mit einem Erste-Hilfe-Köfferchen auf den Platz und schaut sich Birgits Fuß
     an. Die Biologielehrerin will auch wissen, was los ist, und guckt zu, wie der Klebinger den Fuß abklopft. Birgit schreit bei
     der kleinsten Berührung. Frau Hechel gibt Herrn Kübel ein Zeichen; Birgit wird ausgewechselt. Der dicke Mustafa von der Reservebank
     macht sich warm. Humpelnd und vom Religionslehrer gestützt verlässt Birgit den Platz.
    Frau Hechel zeigt auf den Elfmeterpunkt. Lino rastet aus. »Ich hab ihr nur aus Versehen auf den Fuß getreten. Das war kein
     Foul!«, schreit er. Ihm sprüht die Spucke aus dem Mund. »Hier hat doch eh keiner Ahnung von Fußball!«
    Frau Hechel droht ihm mit der gelben Karte.
    »Die rote wäre besser«, brummt Ella.
    Es bleibt beim Elfmeter.
    »Du schießt«, sagt Malle und schaut ihr tief in die Augen. Dieser Blick ist mehr wert als jeder Kuss.

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