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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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hätte ich Hoffnung geschöpft. Für Star. Für eine zauberhafte Vierzehnjährige mit wilden Gefühlen.
    »Sie lebt?« Nein, ich legte keine Zuversicht in diese Frage, kein Verzeihen. Was immer sie mit Star gemacht hatten, es konnte nichts Gutes sein. Einen flüchtigen Moment lang erinnerte ich mich an Gandhi, der Straffreiheit für uns verlangt hatte, und gegen meinen Willen flammte die brennende Sehnsucht in mir auf, es könnte alles gut ausgegangen sein.
    »Die Kleine hat den Spender beseitigt. Dafür, meine liebe Peas, ist sie selbst auf seinem Spenderbett gelandet. Eine Niere für meinen Sohn.«
    »Ihr habt ihr eine Niere entfernt?« Mit einer Niere konnte man weiterleben.
    »Ja«, sagte er. »Und das eine oder andere, was wir sonst noch gebrauchen konnten.«
    »Sie Schwein!« Ich sprang über den Tisch, auf ihn zu. Bevor er wusste, was geschah, hatte ich ihm meine Fingernägel durchs Gesicht gezogen. Happiness stürzte zurück ins Zimmer, beide zusammen hatten Mühe, mich zu bändigen.
    Sie zwangen mich auf meinen Platz zurück. Kaltes Metall legte sich um meine Handgelenke. Ich fauchte sie an.
    Vorsichtig befühlte Stiller seine blutende Wange.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du ebenfalls in diesem Genesungshaus landest.« Er sprach immer noch mit gedämpfter Stimme, ließ sich von der Aufregung draußen nicht ablenken. »Du wirst dich in eine kleine, kalte Zelle wünschen, wenn du auf dem Bett liegst und sie dir ein Organ nach dem anderen entnehmen. Du wirst dir wünschen …«
    Er wurde unterbrochen, als ein weiterer Mann ins Verhörzimmer platzte. Ich erkannte ihn sofort. Das kurze blonde Haar, das strenge Gesicht, den sportlichen Körper eines Marathonläufers. Dr. Jubel Mozart, der Glücksminister.
    »Raus hier!«, herrschte er Stiller an. »Sie wurden von dem Fall entbunden.«
    »Wurde ich nicht!«, schnappte Stiller.
    »Dann sind Sie es hiermit! Raus! Sie sind voreingenommen.«
    »Und Sie nicht?«, rief Stiller, während er den strengen Augen des Ministers wutentbrannt stillhielt. »Sie etwa nicht? Ihr Sohn hat das Herz bekommen! Das ist überhaupt nicht …«
    »Raus!«
    »Sie vergessen, mit wem Sie sprechen! Ich werde bei meinem Schwiegervater Beschwerde einlegen!«
    »Gehen Sie einfach.«
    Happiness zog ihren Kollegen am Arm zur Tür. Und der Mann, den jeder in ganz Neustadt aus dem Fernsehen kannte, setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Eine junge Frau schlüpfte herein, offensichtlich eine Assistentin, denn er nickte ihr zu. »Nehmen Sie ihr die Handschellen ab und bringen Sie dem Mädchen ein Glas Wasser, Monia.«
    Ich rieb mir die schmerzenden Handgelenke. Monia verschwand, dafür betrat eine ältere Frau mit eisengrauen Haaren das Zimmer. »Ist sie das?«
    »Nicht«, befahl der Minister streng. »Geh, Truth. Ich habe dir gesagt, das ist zu früh. Wir wissen noch gar nichts. Geh!«
    Aufschluchzend legte die Frau die Hand vor den Mund und eilte hinaus.
    Ich sah ihr nach. »War das Truth Mozart? Von Kids-for-freedom?« Das musste ich Moon erzählen.
    Meine Gedanken waren wirr, sprangen hierhin und dorthin. Ich hatte Mühe, den Blick auf den Minister zu lenken. Stillers Drohungen hallten noch in mir nach.
    Eine Zelle. Eisentüren. Auf dem Bett liegen. Spender. Phil. Star und der blutende Fleck in ihrem Rücken.
    »Ja, das ist sie«, sagte Dr. Mozart. Er seufzte.
    Nahm das Glas Wasser entgegen, das Monia brachte, und reichte es mir.
    Ich trank. Komisch, ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich durstig war.
    Wie lange war ich schon hier? Meine Beine fühlten sich taub an, mein Rücken schmerzte. Lichtpunkte tanzten vor meinen Augen. Das Wasser schmeckte gut, süß und klar, und vertrieb die nachtdunkle Bitterkeit in meiner Kehle.
    »Wie ist es für dich, zu fühlen?«, fragte er.
    Ich antwortete nicht sofort. Er wartete, und mir schien, dass er wirklich eine ehrliche Antwort haben wollte.
    »Erschreckend«, sagte ich schließlich. »Da ist viel mehr Unglück, als ich erwartet habe. Und«, fügte ich hinzu, »viel mehr Glück.«
    Er nickte. »Du weißt, warum ich hier bin?«
    »Ihre Tochter ist eine Jägerin.« Zum ersten Mal sah ich ihn richtig an. Er wirkte erschöpft, nicht so glatt wie im Fernsehen, und dennoch kam er mir noch mächtiger und stärker vor. Dagegen fühlte ich mich klein und unbedeutend. In seiner Nähe war nur Savannah wichtig. Ein Mädchen mit langen blonden Haaren, ein Mädchen, das fast so wie Moon aussah, das ihre Zwillingsschwester hätte sein können. Ein Mädchen, so schön,

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