Wild und gefaehrlich
als sei es Callie unmöglich gewesen, Klamotten zu finden, die schmal genug für sie waren. Obwohl sich die Hose etwas um ihren nicht vorhandenen Po warf, stand sie Callie fabelhaft. Sie trug dazu ein blütenweißes Bustier von Betsey Johnson mit winzigen rosafarbenen Rosenknospen. Und ihr frisch geschnittenes Haar war zu zwei struppigen Rattenschwänzen zusammengebunden.
Mit dem geöffneten Mascara-Röhrchen in der Hand drehte Callie sich um. Die Augen hatte sie mit einem breiten olivfarbenen Lidstrich umrandet und ihre Lippen schimmerten von farblosem Gloss. Sie gab das sprichwörtliche Mädchen aus Kalifornien ab: superschlank, natürlich, verspielt und superhübsch.
Callie lächelte Jenny nervös zu. »Findest du es daneben, dass ich in Jeans komme?« Sie zupfte an dem Reißverschluss, um sicherzugehen, dass er flach anlag. »Ich weiß, alle anderen tragen Abendkleider und sehen total schick aus... wie du«, fügte sie hinzu. »Aber ich fühle mich so wohl darin.« Sie machte eine Pause.
Wow , dachte Jenny. Vermutlich hält Callie dieses ewige Schweigen nicht mehr aus. Diese Gelegenheit durfte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. »Ich finde, du siehst sagenhaft aus«, sagte sie begeistert, und sie meinte es aufrichtig. »Wie Cameron Diaz.«
»Also hör mal, ich bin froh, dass ich nicht deren Akneproblem hab«, erwiderte Callie trocken. Sie griff nach einem Goldarmband, das auf ihrer Kommode lag. Über die Schulter sah sie sich nach Jenny um.
»Sie hat ein Akneproblem?«, fragte Jenny neugierig.
»Wusstest du das nicht?« Callie tat überrascht, als wüsste jedes Kind über Camerons Aknekummer Bescheid. Aber dann lenkte sie ein. »Ja, das muss ätzend sein. Wenn sie Stress hat, dann bekommt sie im ganzen Gesicht scheußliche Pusteln.« Callie schraubte ein winziges Döschen Lipgloss auf. »Premieren kann sie da natürlich knicken.«
»Aha.« Jenny war dankbar, dass in ihrer Familie alle makellose Haut hatten. Das war doch lästig, wenn man nicht zu Premieren gehen konnte, vor allem wenn man berühmt war.
»Alles in Ordnung mit dir?« Callie warf erneut einen Blick über die Schulter. »Du wirkst irgendwie... daneben.«
Hatte Jenny sich verhört? Callie Vernon erkundigte sich, wie sie sich fühlte? Noch vor wenigen Stunden hatte sie nicht mal mit ihr geredet. Und jetzt klatschte sie mit ihr über Cameron Diaz und zeigte sich besorgt, dass Jenny so still war? Aber vielleicht war das Callies Art, mit Unannehmlichkeiten abzuschließen – sie wachte eines Tages auf und ging zur Tagesordnung über? Oder vielleicht hatte sie einen neuen Typ an der Angel? »Äh...« Jenny zögerte und verstummte.
»Was mit Easy?«, fragte Callie vorsichtig und kniete sich neben die Stapel mit neuen Schuhschachteln, um ein passendes Paar herauszusuchen. Sie biss sich auf die Lippe. »Also, hör mal, es tut mir leid, dass ich so... zickig war.« Sie sah auf, und Jenny stellte erstaunt fest, dass Callie tatsächlich rot wurde. »Alles war, na ja, irgendwie so seltsam.«
»Hey.« Jenny spürte einen Kloß im Hals. »Du musst nichts sagen. Ich versteh dich gut.« Es war nicht zu übersehen, wie unangenehm es Callie war, sich zu entschuldigen. Selbst wenn die letzten Wochen mehr als ungemütlich gewesen waren, war Jenny schließlich immer noch mit Easy zusammen. Sie konnte es sich leisten, großzügig zu sein. »Es ist echt okay«, sagte sie.
Callie sah zu Jenny auf und warf ihr einen undeutbaren Blick zu, dann grinste sie. »Okay.« Sie zog goldene Riemchensandalen von Calvin Klein aus der obersten Schachtel. »Zu aufgemotzt?«
Jenny legte den Kopf schief. »Nein. Ich finde, sie peppen die Jeans perfekt auf.«
Callie ließ sich aufs Bett fallen und zog die Sandalen an. »Du kannst ruhig mit mir reden, weißt du. Ich beiß nicht.«
In einem plötzlichen Anfall von Zuneigung hatte Jenny das Bedürfnis, alles vor Callie auszubreiten. »Na ja... er sagte, dass er versuchen will, heute Abend herzukommen. Aber jetzt hab ich den ganzen Nachmittag nichts von ihm gehört.«
Callie nickte verständnisvoll. »In solchen Dingen kann er ziemlich nachlässig sein. Mich hat er immer versetzt oder ist eine Stunde zu spät aufgetaucht. Frust pur, sag ich dir.«
»Man würde einfach nur gern wissen, was los ist, weißt du.«
»Genau. Aber früher sind seine Eltern wahnsinnig streng mit ihm gewesen. Er musste sich bei ihnen immer abmelden, wenn er irgendwo hingehen wollte, und er musste ihnen genau sagen, wo er hinwollte und wann er
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