Wild und gefaehrlich
waren einfach gut befreundet, verstehst du? Und dann hat sie, also Brett, ihm das Herz gebrochen. Und ich glaube, da haben wir uns von dem ganzen Gefühlssturm mitreißen lassen, wenn auch im Grunde nichts zwischen uns war.«
»Du musst mir die Geschichte nicht erzählen, weißt du?«, sagte Brandon, obwohl er heilfroh war, dass sie nicht um Jeremiah trauerte. Denn falls Elizabeth auf kräftige, breitschultrige Football-Spieler stand, würde Brandon bei ihr nicht viele Meter gutmachen können.
»Ich weiß.« Die Flamme aus dem Zippo flackerte wieder auf und warf einen warmen Schein auf Elizabeths Gesicht. »Ich wollte die Lage nur... aufklären.«
Brandons Herz pochte.
»Egal«, fuhr sie fort und strich mit der linken Hand an der Wand entlang. »Eigentlich bin ich nur gekommen, um mir Brett mal anzusehen. Ich wollte sichergehen, dass sie nicht wieder mit ihm rumspielt.« Elizabeth schwieg. »Blöderweise hab ich ihm jetzt womöglich alles vermasselt.«
»Quatsch, da kannst du doch nichts dafür.«
»Na ja, ich hätte ja nicht die Wahrheit sagen müssen. Schließlich steht man bei Ich gestehe nicht unter Eid. Wäre ich nicht gewesen, hätte er sich vielleicht durchmogeln können und...«
»Ich glaube, das hätte auch nichts gebracht. Irgendwann hätte er bei Brett mit der Wahrheit rausrücken müssen.« Brandon hatte eigentlich keine Lust mehr, sich über Jeremiah und Brett das Hirn zu zermartern. Die würden schon klarkommen.
Was er wollte, war, dieses Mädchen zu küssen.
»Und was ist mit dir? Und mit dieser Jenny?«, fragte Elizabeth kokett. »Du bist aufgesprungen, als sie wegrannte, als ob du ihr nachlaufen wolltest.«
Wirklich? Brandon konnte sich nicht mal daran erinnern. »Ach, weißt du, sie ist lieb. Ich meine, sie ist eine gute Freundin.« Und es stieß ihm übel auf, dass Easy nun auch mit ihr sein Unwesen trieb. Dieser Kerl besaß keine Skrupel. Wenn er in der einen Woche auf Jenny stand, bekam er Jenny. Und wenn ihm in der nächsten Woche der Sinn nach Callie stand, dann bekam er sie auch. Obendrein. Im Doppelpack. »Jenny hat mir einfach nur leidgetan, weißt du. Ihr Freund ist ein Arsch.«
»Ich muss also auf keine andere eifersüchtig sein?«
Eifersüchtig sein? Ha! Als ob Brandon an was anderes denken könnte als daran, dass er in dem dunklen Tunnel allein mit diesem aufregenden Mädchen mit der Kunstlederjacke und dem flippigen Haar war. In ihrer Gegenwart fielen alle Komplexe von ihm ab. »Ich hab keine Lust mehr, über andere zu reden«, sagte Brandon und nahm noch einen Schluck von Elizabeths Bier, als sei es ein hochwirksamer Power-Drink, der ihn zu den verwegensten Taten beflügelte.
»Ach ja?« Elizabeth zog die rechte Augenbraue hoch und spielte mit dem Feuerzeug, das sie ständig an- und ausmachte. »Über was willst du denn dann reden?«
Brandon stellte das Bier auf dem Boden ab und trat auf den Fleck zu, wo er Elizabeth vermutete. Es war nicht allzu schwer, sie zu finden. Er lächelte selig im Dunkeln, denn er spürte, dass ihr Gesicht nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt war. »Ich weiß nicht... über den Atomkrieg?«
Er hörte sie kichern, und als sie den Mund öffnete, um etwas zu antworten, küsste er sie. Sie erwiderte seinen Kuss begierig, und Brandon hatte das Gefühl, in den siebten Himmel hinaufzuschweben. Seine Hände glitten ihr den Rücken hinunter. Er merkte nicht mal, wie dunkel es war, denn er hatte die Augen geschlossen.
29 Eine Waverly-Eule sagt immer die Wahrheit, es sei denn, es scheint klüger, sie zu verheimlichen
Jenny kam sich zwar ziemlich theatralisch vor, so plötzlich aus dem Gemeinschaftsraum zu stürmen, aber sie wäre erstickt, wenn sie nur eine Sekunde länger dort geblieben wäre – mit Easy, der sie so belogen hatte. Und mit all den anderen, die glotzten und feixten und ihr das Gefühl gaben, nicht ganz bei Trost zu sein, weil sie geglaubt hatte, Easy sei in sie verliebt. Warum musste das alles passieren? Warum musste immer alles so kompliziert sein?
Aber mal ehrlich: Warum sollte Easy Callie zu dem Essen mit seinem Vater mitnehmen, wenn er in sie, Jenny, verliebt war? Da stimmte doch was nicht. Schämte er sich ihrer? Weil sie so klein war? Zu jung? Zu sehr aus New York für seinen Vater? War nur Callie mit ihrem perfekten blonden Haar und ihrer Südstaatenherkunft gut genug?
Als sie wieder in ihrem Zimmer war, ging es Jenny ein klitzekleines bisschen besser. Wenigstens starrte sie hier keiner mehr an. Und wenigstens war hier
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