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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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keine Tinsley, der sie ein echter Dorn im Auge sein musste, wenn sie so versessen darauf war, sie vor allen ihren Freunden in Verlegenheit zu bringen. Oder vielleicht waren sie ja gar nicht ihre Freunde, dachte Jenny trübsinnig, während sie ihre Stereoanlage anstellte. Ihre Handflächen hatten aufgehört zu schwitzen, allerdings hatte sie immer noch das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
    Ein zartes Klopfen kam von der halb geöffneten Tür – Easy? Aber es war Kara, die den Kopf hereinsteckte. »Kann ich reinkommen? Kannst du Gesellschaft brauchen?«
    Jenny war eigentlich ganz froh, dass es nicht Easy war. Sie war nicht in der Stimmung, mit ihm zu reden, nicht wirklich. Außer, er würde ihr versichern, dass alles erstunken und erlogen war, dass er Callie keineswegs mitgenommen hatte zu dem Essen. Dann würde sie ihm eventuell zuhören. Aber da das nicht passieren würde, wollte Jenny zuerst mit sich selbst ins Reine kommen. »Du kannst reinkommen, wenn du nichts dagegen hast, dass ich bequeme Klamotten anziehe.«
    Kara stieß einen leisen Pfiff aus und ließ sich auf Callies Bett nieder. Jenny zog eine Pyjamahose aus Flanell von Calvin Klein und ein schwarzes Top aus ihrem Schubfach. »Tinsley hat ja wirklich eine feine Art, jemandem eins auszuwischen, was?«
    Jenny lachte bitter, als sie Verenas trägerloses Kleid auszog und schnell in das schwarze Shirt und die gemütliche Pyjamahose schlüpfte. Flanell hatte etwas so Tröstliches, auch wenn die grau karierte Hose an den Knien fast durchgewetzt war. »Das kannst du laut sagen. Sie genießt es wohl, andere zu erniedrigen.«
    Kara machte es sich im Schneidersitz bequem. »Du solltest dich nicht erniedrigt fühlen. Und du solltest dir keinen Kopf machen, was die anderen denken.«
    »Tu ich auch nicht – es ist nur, ich hab überhaupt keinen Schimmer, was in Easy vor sich geht. Das ist das eigentliche Problem. Hab ich vielleicht irgendwas nicht mitbekommen? Warum hat er Callie zu dem Essen mitgenommen?« Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und drückte sich das Kopfkissen an die Brust. »Ohne mir was zu sagen?«
    »Vielleicht solltest du der Sache nicht so viel Bedeutung beimessen. Oder zumindest nicht, solange du nicht mit ihm geredet hast. Stell ihn zur Rede! Möglich, dass er eine plausible Erklärung hat – zum Beispiel, dass er mit seinem Vater nicht klarkommt und es nicht ertragen konnte, dir das anzutun.« Kara zuckte die Schultern. »Und weil er Callie eigentlich nicht mag, war es ihm egal, dass sie mitkam.«
    Jenny lachte trocken. »Aber sicher. Nur dass ich allmählich das Gefühl habe, das Problem könnte sein, dass er Callie zu sehr mag.«
    »Er ist verrückt nach dir«, beharrte Kara.
    Wieder klopfte es zaghaft an die Tür. Callie stieß sie zögernd auf, als wisse sie nicht recht, ob nicht gleich mit Gegenständen nach ihr geworfen würde. Der Anblick der verunsicherten Callie stimmte Jenny milde. Callie traf keine Schuld, überhaupt keine. Abgesehen davon vielleicht, dass sie überhaupt mit Easy ausgegangen war; aber das konnte man ihr nicht ernsthaft zum Vorwurf machen. »Komm ruhig rein. Ich bin dir nicht böse«, sagte sie, obwohl ihre Stimme, als sie Callie da unter der Tür stehen sah – so schlank und elegant und umwerfend hübsch -, ein wenig bebte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    »Jenny, es tut mir so leid.« Callie kam auf sie zugerannt, als wollte sie Jenny in den Arm nehmen und drücken, wusste jedoch nicht so recht, wie. »Ich wollte nicht... dass du es auf diese Weise erfährst.«
    »Ist schon okay. Easy hätte es mir sagen sollen, nicht du.« Jenny zuckte die Schultern. Mit ihren schmalen Schultern kam sie sich in dem schwarzen T-Shirt und der weiten Flanellhose wie ein kleines Mädchen vor. »Und es ist ja nicht deine Schuld, dass Tinsley so ein Miststück ist.«
    Callie biss sich auf die Lippe. »Ich hab wirklich keine Ahnung, warum sie so ist. Vielleicht ist das so was wie PMS?«
    »Ich hab noch nie jemanden getroffen, der rund um die Uhr und jeden Tag PMS hat«, warf Kara ein.
    Jenny warf Kara einen beschwörenden Blick zu und rückte ans Fußende ihres Bettes, um für Callie Platz zu machen, die immer noch vor ihr stand. »Und...« Sie unterbrach sich und holte tief Luft. »Ist bei dem Essen … irgendwas passiert? Mit Easy?«
    »Nein!«, erwiderte Callie mit Nachdruck. »Das war einfach eine Art Freundschaftsdienst. Du weißt doch, dass die Dinge zwischen ihm und seinem Vater nicht zum Besten stehen.«

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