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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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schöner als die Belohnung. Oft war sie enttäuscht – von dem Kuss und von dem Jungen. Und war der Kuss vorbei und nur mittelmäßig, dann endete die ganze Geschichte im Grunde schon wieder.
    Tinsley wollte nicht, dass es ihr so mit Julian erging. Es war so aufregend, im Dunkeln neben ihm zu sitzen, ganz in der Nähe von Benny und Lon, und dabei einen der komischsten Filme auf Erden anzusehen, Julian lachen zu hören und sich zu fragen, wie seine Lippen wohl schmeckten.
    Während der Abspann lief, schlichen sie sich davon. Bennys Kopf lag an Lons breite Brust gelehnt, und einer der beiden schnarchte laut, als sie den Raum verließen und sich hinaus aufs Dach pirschten.
    »Komm her«, sagte Julian plötzlich und sah wieder über die Balustrade. Tinsley kam näher und spähte hinunter. War die Pardee etwa im Anmarsch? Aber außer dem dunklen Rasen und den Büschen tief unten gab es nichts zu sehen.
    »Was soll ich mir denn ansehen?«, wollte Tinsley wissen. Sie spürte die unmittelbare Nähe von Julian. Er war nur Zentimeter von ihr entfernt.
    »Keine Ahnung.«
    Tinsley sah ihn fragend an. Er hatte seine Strickmütze im Lauf des Abends abgenommen und der Wind zerzauste sein unordentliches Haar. Das Grübchen an seinem Mundwinkel vertiefte sich. »Ich wollte nur, dass du näher kommst.«
    » Aha «, erwiderte Tinsley. »Und was willst du noch?« Ein Schauer überlief ihren Körper.
    »Ich will, dass du mit der Fragerei aufhörst, damit ich dich küssen kann.«
    »Warum solltest du...«, fing sie an und fand plötzlich, dass sich alles zu rasch entwickelte. Eigentlich wollte sie die Vorfreude noch länger auskosten. Doch schon beugte sich Julian vor, und seine Lippen berührten ihre rechte Wange, verweilten, und Tinsley fiel plötzlich ein, wonach sein Haar duftete – nach Pinien.
    Er hatte kein Wort verloren über ihr zickiges Verhalten, vorhin bei Ich gestehe . Das gefiel Tinsley. Er schien weder überrascht noch enttäuscht noch irgendwas – er schien sie einfach nur zu mögen.
    Sie hielt sich nicht länger zurück. Sie streifte seine Nase mit ihrer, dann fanden ihre Lippen seine, erst sanft, dann fordernder, und Julians Arm legte sich fester um ihre Taille, und er zog sie an sich.
    Er mag ja noch jung sein, aber er weiß auf jeden Fall, wie man küsst , dachte sie.
    »Siehst du?«, sagte Tinsley, als sie sich von ihm löste. »Manchmal kann ich auch den Mund halten.«
    Julian strich ihr Haar zurück und küsste sehr sacht, kaum spürbar ihr Ohr mit seinen weichen Lippen. Dann glitt sein Mund ihren Hals hinunter und eiskalte Schauer liefen ihr durch den Körper. »Versteh mich nicht falsch, ich mag auch, wenn du redest...« Seine Worte waren fast noch intimer als seine Küsse auf ihrer Haut. »Aber Abwechslung macht Freude. Du gefällst mir echt, weißt du.«
    Tinsley seufzte. »Du kennst mich doch kaum.« Sie entzog sich seiner Umarmung und lehnte sich an die Balustrade, die das Dach umgab.
    »Das würde ich nicht sagen«, entgegnete Julian. »Ich weiß, wie du dir in der Dusche die Beine rasierst. Ich weiß, wie du bei einem Film kicherst, noch ehe die Pointe kommt, weil du schon weißt, dass sie kommt. Ich weiß, dass du einen sehr netten kleinen Leberfleck hinter deinem linken Ohr hast, den nur jemand zu sehen bekommt, der echt Glück hat. Oder der dich küssen darf.«
    Tinsley starrte in die Unzahl von Sternen am Himmel, die ihr zuzuzwinkern schienen. »Danke«, sagte sie verträumt und wünschte, sie beide könnten hier oben die Nacht verbringen. »Ich mag dich auch.«
    Julian fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er sah ein bisschen wie ein verhungerter Rockstar aus, dem ein bisschen Speck auf den Rippen nicht schaden konnte. Tinsley nahm ein Päckchen Nelkenzigaretten hoch, das jemand – Callie? – liegen gelassen hatte. Eine Schachtel Streichhölzer lag daneben. Sie zündete sich eine an und reichte das Päckchen an Julian weiter. Er schüttelte den Kopf. »Das wird mir kein Mensch glauben!« Ein etwas kindisches Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    »Halt mal, was?« Tinsley war schlagartig hellwach – und alarmiert. »Wir dürfen das keinem verraten. Das muss unser Geheimnis bleiben!«
    Julian sah aus, als hätte sie ihn soeben in einen Eimer Eiswasser getaucht. »Warum?«
    Weil du ein Neuntklässler bist , wollte sie schreien. Aber sie riss sich zusammen und sprach mit Bedacht, als würde sie ihren Standpunkt in einer Diskussion erläutern – auch wenn diese Sache völlig indiskutabel war. »Das mein

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