Wild und hemmungslos - Scharfe Stories
mache mir etwas zu essen. Beim Schneiden beobachte ich meine Finger aufmerksam. Ich kann es mir nicht leisten, sie zu verlieren.
Peter kommt zum Abendessen. Er hat im Stau gestanden, was erklärt, dass er mir beim Schneiden nicht geholfen hat. Wir essen Curry, und ich trinke Wein. Zwei Gläser. Er trinkt keinen Alkohol.
»Und? Erzähl mir von letzter Nacht.«
»Letzte Nacht?« Was? Hat er es erraten? Ich hatte bisher noch nicht den Mut, es ihm zu erzählen …
»Der Typ, den du von der Lesung mit nach Hause genommen hast. Hübscher Junge – also, wie war es?«
Ach, der. Ja, klar. »Oh, gut. Er ist zwar nicht die ganze Nacht geblieben, aber wir hatten es nett.«
»Wirst du ihn wiedersehen?«
»Meinst du nicht, ich hätte mit euch beiden schon genug zu tun?«, frage ich etwas schärfer, als ich eigentlich vorhatte.
Er wirft mir einen überraschten Blick zu. »Na ja, das hat dich doch sonst auch nicht abgehalten, oder? Lag dein Rekord nicht bei fünfen gleichzeitig?«
»Ja, und ich bin keinem gerecht geworden. Und am Ende hat es bei zweien noch nicht mal eine Woche gehalten.«
»Ja, anscheinend hast selbst du Grenzen. Es freut mich, dass du es zugibst.« Er klingt ein bisschen verbittert. Ich war in der letzten Zeit nicht oft mit ihm zusammen – ich hatte zu viel zu tun. Was erwartet er denn? Außerdem hat er doch selbst auch nicht so viel Zeit.
»Ich habe viele Grenzen. So viele wie jeder andere auch.« Lächerlich. Warum fahre ich ihn so an? »Hör mal, lass uns einfach ins Bett gehen. Wir können morgen früh abwaschen.«
Im Schlafzimmer werde ich auf einmal ganz scheu. Blöd, nach all dieser Zeit, aber ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll, und ich möchte ihm nicht in die Augen sehen. Ich hebe Kleidungsstücke auf und lege sie weg. Ich stelle die Bücher auf dem Regal gerade hin, bis er hinter mich tritt und mir die Arme um die Taille schlingt. Erst mache ich mich steif, aber dann entspanne ich mich in seinen Armen.
»Alles okay?«
»Es tut mir leid, ich bin einfach nicht so gut drauf. Es war ein langer Tag.« Ich drehe mich zu ihm um, während er die Arme immer noch locker um meine Taille geschlungen hat.
»Irgendwas Besonderes?«
Statt einer Antwort küsse ich ihn. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hebe meine Hände, um sein Gesicht zu umfassen, und er zieht mich an sich. Sein Mund öffnet sich, und seine Finger graben sich so fest in meinen Rücken, dass es ein bisschen schmerzt, aber so mag ich es.
Wir taumeln rückwärts aufs Bett und lassen uns fallen. Mein Mund ist jetzt auf seiner Wange, an seinem Hals, und mit den Fingern knöpfe ich hastig sein Hemd auf. Das ist das Tolle am Sex mit ihm: Das Verlangen kommt aus dem Nichts und verzehrt mich so, dass ich nicht mehr klar denken und auch nicht mehr langsamer werden kann. Er treibt mich an, seine Finger gleiten unter
meinen Rock, in mich hinein, und ich bin froh, dass Mark mir vor Jahren abgewöhnt hat, Unterwäsche zu tragen, weil ich es jetzt nicht mehr erwarten kann. Ich drücke meine Schenkel an seine Hände, biege mich ihm entgegen, meine Fingerspitzen werden weiß, so kralle ich sie ins Bett, bereit vor Lust zu schreien …
… und es ist weg.
Nicht so, wie es normalerweise losgeht und dann vorbei ist, nein, so nicht. Es ist fast so, als hätte jemand genau im falschen Moment einen Eimer Eiswasser über mich ausgekippt – aber dann hätte ich doch wenigstens das Eis gespürt. Dann wäre mir kalt, ich wäre nass und würde zittern. Ich bin auch nass und zittere, aber das ist nur der kalte Schweiß auf meiner Haut, weil – zwischen meinen Schenkeln ist absolut nichts, nur Peters Hand hängt da in der Luft, nass und schlüpfrig.
Peter ist kalkweiß. Er sieht aus, als hätte er einen Herzinfarkt. Dann wird plötzlich alles wieder normal, und seine Hand verschwindet wieder zwischen meinen Schenkeln, nur dass ich jetzt nicht mehr kurz vor dem Orgasmus stehe. Ich bin sogar meilenweit davon entfernt, und ich bin nicht glücklich. Peter zieht langsam seine Hand heraus; er merkt natürlich, dass ich nicht mehr will, selbst wenn er noch gewollt hätte. Er zieht sie also heraus, wischt sie am Laken ab und sieht mich an.
»Okay. Was ist los?«
»Ich weiß es nicht.«
Das wird ihn nicht zufriedenstellen. Tut es auch nicht. Ich erzähle ihm alles, angefangen von den Zehen gestern Nacht über die fehlenden Finger bis hin zu der Hand
heute. Und während ich es ihm berichte, bekomme ich immer mehr Angst – und werde immer
Weitere Kostenlose Bücher