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Wild und hemmungslos - Scharfe Stories

Wild und hemmungslos - Scharfe Stories

Titel: Wild und hemmungslos - Scharfe Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Sharp Hrsg
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ich dafür erst einmal einen Fisch fangen.
    Das ist eigentlich ein Problem. Ich habe nicht genug zu essen mitgebracht, um länger als bis morgen Nachmittag zu bleiben. Wenn ich Peter heute Abend anrufe, könnte ich ihn bitten, mir etwas mitzubringen. Vielleicht tue ich das auch. Es ist nett hier. Ruhig.
     
    Peter sieht besorgt aus.
    »Bist du sicher, dass du noch länger bleiben willst? Hast du genug Batterien?«
    »Viele – mach dir keine Sorgen.« Es ist ja nicht so, als ob ich sie benutzen würde.
    »Das sollte für ein paar Tage reichen. Du … du siehst besser aus. Gesünder.«
    »Freut mich. Bis Samstag also, oder?«
    »Ja, äh … okay. Bis dann.«
    »Ja. Hör mal, es kommt mir ein bisschen albern vor, jeden Abend anzurufen. Es geht mir gut hier draußen. Wenn es ein Problem gibt, melde ich mich. Okay?«
    »Ja, gut. In Ordnung.«
    »Also tschüss.« Ich schwinge mir den schweren Rucksack auf den Rücken und wende mich zum Gehen. Er beugt sich vor, um mich auf die Wange zu küssen. Ich lasse ihn lächelnd gewähren.
    »Tschüss«, sagt er, während ich schon weggehe.

     
    Die Sonne ist so warm und die Insekten summen über dem Gras das so kitzelt während der Wind meine feuchte Haut streicht der Himmel hat unzählige Blautöne und ich werde sie vor Sonnenuntergang alle zählen und benennen und wenn die Nacht kommt werde ich die Sterne zählen und es gibt unzählige davon dies ist mein eins zwei drei Tag das Blau zu benennen
    Eiszapfenblau
    Marks Augenblau
    Computermonitorblau
    Atlantikblau
    Mein Lieblingsjeansblau
    Esthelyblau
    Das Letzte haben ich frei erfunden es ist die Farbe wenn Mitternacht in tiefes Meer versinkt mit Sonnenlichtblau Esthely Esthely Esthely
     
    Peter findet mich. Peter findet mich, macht mich sauber und fährt mit mir nach Hause und hält mich fest, bis ich wieder ich selbst bin. Er erzählt mir, dass meine Haut ganz grün gewesen sei. Nicht durchsichtig oder durchscheinend; sondern völlig da. So da, wie ein Baum da ist, ein Baum, der bis in den esthelyblauen Himmel reicht, alleine in der Nacht, aber fest verwurzelt in der Erde.
    Ich glaube nicht, dass ich mich so tief verwurzeln sollte.
     
    Ich habe keine Antwort auf die Fragen, aber ich habe einen Plan, wie ich mich ganz erhalten kann. Das ist der Plan.
    1. Zeit für Mark und Peter einplanen. Zeit für die Arbeit einplanen. Zeit für Freunde einplanen. Zeit fürs Spielen einplanen.
    2. Wenn ich anfange, mich ein bisschen durchsichtig zu fühlen, muss ich mit jemandem in den Wald fahren. Ich brauche nicht mit ihm zu reden, jedenfalls nicht besonders viel, aber ich muss sicher sein, dass er mich wieder herausbringt, bevor ich erneut Wurzeln schlage.
    3. Wiederholen, wenn nötig.
    4. Wenn das nicht funktioniert, Panik bekommen.
     
    Die erste Ausgabe erscheint rechtzeitig beziehungsweise höchstens ein paar Stunden zu spät. Katherine ist verlobt. Hussa – jetzt wird alles ruhiger. Morgen besuche ich Mark, den Göttern sei Dank. Und meine Hausgenossen haben Abendessen für mich gekocht, was nett ist. Meine Zehen prickeln ein bisschen – das ist das erste Anzeichen, wie ich gelernt habe. Aber es ist okay. Es dauert etwa zwei Stunden, bevor tatsächlich etwas verschwindet, und ich habe Zeit für einen langen Spaziergang, bei dem ich die Sterne zählen kann. Das sollte für eine Weile genügen. Es ist eigentlich ähnlich wie bei der Einnahme von Medikamenten – man muss nur daran denken, sie einzunehmen.
    Es läuft nicht ganz so, wie ich es erwartet hatte, aber ich weiß nicht, ob das eine Rolle spielt.
    Ich gebe noch nicht auf.
    Wenn mir das nicht passiert wäre, hätte ich nie mein ganz spezielles Blau gefunden.

AINSLEY GRAY
    Hades und Persephone
    In einem Meer von schwarzem Leder trage ich ein weißes Baumwollkleid, made in Mexico. Sehe ich darin unschuldig aus, oder wirke ich nur wie eine Illusion, wie der Geist eines Blumenkindes aus den Sechzigern, das nicht gemerkt hat, wie die Zeit vergeht? Ein bisschen komme ich mir auch so vor wie eine tote Künstlerin, deren Fremdartigkeit erst nach ihrem Tod bewundert worden ist: Emily Dickinson, Frida Kahlo. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, erschien mir dieses Kleid als das passendste Kleidungsstück. Ich war allerdings noch nicht ganz wach.
    Im Moment ist Snackpause zwischen den einzelnen Workshops und Vorführungen. Zwei lange Tische in diesem langen Raum sind voll beladen mit Wurst, Käse, Gürkchen, Oliven, rohem Gemüse und Dip, Brezeln, Kartoffelchips, Desserts, Kaffee, Tee und

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