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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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dir?“
    Ihr Mann hingegen riss bereits die Kellertür auf, die hinter einem Gobelin verborgen war. „Alles wird gut“, erwiderte er gehetzt. „Dir und den Kindern wird nichts geschehen.“
    Entgeistert suchte sie seinen Blick, Tränen liefen ihr über die Wangen.
    „Ich bin nicht verletzt“, setzte er mit belegter Stimme hinzu und gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Jetzt geht in den Keller und bleibt so lange dort unten, bis ich euch rufe.“
    Mary nickte und stieg eilig die Stufen hinab. Devlin stürmte auf seinen Vater zu, als Kanonendonner die Wände erzittern ließ. „Vater! Nimm mich mit – ich kann dir helfen. Ich kann schießen ...“
    Gerald O’Neill wirbelte auf dem Absatz herum und versetzte seinem Sohn eine schallende Ohrfeige, sodass der Junge den Halt verlor und unsanft mit dem Hinterteil auf dem harten Steinfußboden landete. „Tu, was ich sage“, schimpfte er, und während er zurück durch die Halle eilte, rief er noch: „Und kümmere dich um deine Mutter, Devlin.“
    Dann fiel die schwere Haustür ins Schloss.
    Verzweifelt blinzelte Devlin die Tränen der Erniedrigung fort und spürte plötzlich, dass Sean ihn erwartungsvoll ansah. In den blassgrauen, vor Schreck geweiteten Augen seines jüngeren Bruders lagen unausgesprochene Fragen. Zitternd wie ein kleines Kind kam Devlin wieder auf die Beine. Es stand außer Frage, was er jetzt tun musste. Niemals zuvor hatte er sich den Anordnungen seines Vaters widersetzt, aber er wollte nicht, dass sein Vater den Rotröcken allein entgegentrat, die er am Morgen erspäht hatte.
    Sollte sein Vater sterben müssen, so würde er mit ihm sterben.
    Eine quälende Angst nagte an ihm. Schwer atmend wandte er sich seinem kleinen Bruder zu und zwang sich, wie ein Mann zu sein. „Lauf mit Mutter und Meg in den Keller. Geh jetzt“, bedeutete er Sean leise, aber bestimmt. Ohne abzuwarten, was sein Bruder tun würde, rannte Devlin durch die Eingangshalle und stieß die Tür zur Bibliothek seines Vaters auf.
    „Du willst kämpfen, nicht wahr?“, rief Sean, der seinem Bruder zögerlich gefolgt war.
    Devlin blieb ihm die Antwort schuldig. Er hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Geschwind lief er zu dem Musketenständer hinter dem schweren Schreibtisch und blieb entsetzt davor stehen. Ungläubig starrte er auf die leeren Ausbuchtungen für die Gewehrläufe.
    In diesem Moment hörte er die Soldaten.
    Vielstimmiges Rufen und das Wiehern von Pferden drangen zu den Jungen ins Haus. Deutlich war das Klirren der Säbel zu vernehmen. Ganz in der Nähe wurde eine Kanone abgefeuert, einzelne Pistolenschüsse überlagerten die fernen Gewehrsalven. Langsam wandte Devlin sich um und schaute seinen Bruder an. Seans Gesicht war vor Angst verzerrt – dieselbe namenlose Angst ließ Devlins Herz so wild in seiner Brust pochen, dass er kaum noch zu atmen vermochte.
    „Sie sind ganz nah, Dev“, wisperte Sean.
    Devlin war kaum in der Lage, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen. „Geh in den Keller“, drängte er den kleinen Bruder schließlich. Er musste seinem Vater helfen. Er konnte ihn doch nicht allein sterben lassen!
    „Ich lasse dich nicht allein gehen.“
    „Du musst dich um Mutter und Meg kümmern“, sagte Devlin und eilte zu der Bank, die unter dem Musketenständer stand. Schon riss er die Kissen von der Sitzfläche und stemmte den schweren Deckel hoch. Er konnte es nicht fassen – Vater hatte dort immer eine Pistole für den Notfall aufbewahrt, aber nun lag da nur ein kleiner Dolch. Eine einzelne, nutzlose Stichwaffe!
    „Ich komme mit dir“, sagte Sean mit tränenerstickter Stimme.
    Devlin nahm den Dolch an sich, zog die Schublade des Schreibpults auf und griff nach dem scharfen Brieföffner, den er Sean reichte. Trotz seiner Furcht rang sein Bruder sich ein grimmiges Lächeln ab – ein Lächeln, das Devlin indes nicht zu erwidern vermochte.
    Plötzlich fiel sein Blick auf die alte, stellenweise angelaufene Ritterrüstung in der Ecke der Bibliothek. Es hieß, einst habe ein berüchtigter Vorfahre, ein Günstling einer englischen Königin, sie getragen. Devlin rannte zu der Rüstung, dichtauf gefolgt von seinem atemlosen Bruder. Mit aller Kraft entriss er dem eisernen Handschuh das Schwert, wobei die ganze Rüstung scheppernd in sich zusammenstürzte.
    Devlin fühlte neuen Mut in sich aufsteigen. Das Schwert war zwar alt und rostig, aber es war immerhin eine Waffe, Gott sei Dank. Ehrfürchtig berührte er die zweischneidige Klinge und hielt erschrocken den

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