Wild wie die Praerie
eingetroffen waren. Er war bei Tagesanbruch los geritten, um sie zu suchen, und hatte vorsichtshalber eines der Ersatzpferde mitgebracht, nur für alle Fälle.
“Ich wusste, Sie würden hier draußen mit Marc okay sein, Doc”, beendete Sam seine Erklärungen, und Holly fragte sich, was genau er mit okay meinte. Sie dachte daran, wie Marc und sie zusammen am Feuer gesessen und über ihre Familien gesprochen hatten, wie zufrieden sie sich gefühlt hatte. Ja, sie war okay mit Marc.
Wortlos stieg Marc ab und half ihr von Roman herunter.
Wenig später saß Holly auf dem neuen Pferd.
Sam warf erst Holly, dann Marc einen Apfel zu, und danach ritten die drei los. Holly blieb still, während die Männer über die Nacht redeten, über die begonnene Arbeit und darüber, wie viel weitere Rinder sich in den Schluchten ringsum noch aufhalten mochten.
Als sie das Lager erreichten, beachtete Marc Holly gar nicht und ließ sie allein von ihrem Pferd absteigen. Kein Körperkontakt mehr wie am Vortag. Sie hätte ebenso gut Dr.
Watson sein können. Also wandte sie sich ab und ging rasch zum Verpflegungswagen. Dankbar nahm sie einen Becher Kaffee und ein dickes Sandwich mit geröstetem Schinkenspeck vom Koch entgegen. Sie konnte nicht ständig von Marc Aufmerksamkeit erwarten. Er war der Boss und hatte viel zu tun und zu bedenken - und das sollte sie besser nicht vergessen.
In den nächsten Tagen herrschte viel Betrieb. Holly half, wo sie konnte, impfte die Rinder, untersuchte sie auf Parasiten und Krankheiten und assistierte mitunter auch beim Brandzeichensetzen und Ohrenmarkieren. Ab und zu bemerkte sie, dass Marc sie beobachtete, aber für gewöhnlich wurde sie dann durch irgend etwas abgelenkt.
Am Ende jeden Tages erschöpft, war Holly bemüht, sich in die abendliche Routine einzufügen. Sie wollte nicht, dass sich irgend jemand darüber beschwerte, dass sie eine Frau bei sich hatten. Sie war der Tierarzt, und damit hatte sich’s.
Am vierten Tages bereiteten sie sich darauf vor, in ein anderes Gebiet zu ziehen, da sie mit den Rindern in diesem Sektor fertig waren.
Nach dem Mittagessen bürstete Holly ihr Haar aus und flocht es erneut zu einem Zopf auf dem Rücken. Sie wusch sich kurz -
und war so frisch wie hier draußen eben möglich. Sie verstaute ihre Sachen im Gepäckwagen und ging zu Tomahawk, dem Ersatzpferd für Beau. Der hatte sich inzwischen zwar erholt, aber sie wollte ihn noch nicht zu sehr anstrengen.
Alle waren damit beschäftigt, zusammenzupacken und die Pferde zu satteln. Holly machte Tomahawk bereit und zog sich dann aus dem allgemeinen Tumult an den Rand des Lagers zurück. Sie befanden sich auf einem Hochplateau, von dem aus sie weit über das Tal blicken und in der Ferne Mount Shasta in der Nachmittagssonne sehen konnte.
“Du siehst richtig blitzblank aus”, sagte Marc ihr plötzlich ins Ohr.
Holly drehte sich um und lächelte, erfreut, dass er sich ein wenig Zeit genommen hatte, mit ihr ein paar Worte zu wechseln
- sie hatte das Gefühl, ihn schon tagelang nicht mehr gesehen zu haben.
Er stellte sich nun so, dass sie zwischen ihm und Tomahawk gefangen war. Marcs Anblick gefiel Holly noch entschieden besser als die Aussicht auf die Landschaft. Er trug ein kariertes Hemd. Zugeknöpft war es nicht, und so hatte Holly eine reizvolle Ansicht seiner tiefgebräunten Brust. Der Viertagebart glänzte in der Sonne wie gesponnenes Gold, und Holly hätte ihn gern berührt, um festzustellen, ob er so weich war, wie er aussah. In Marcs tiefblauen Augen lag ein leicht spöttischer Ausdruck.
“Nett von dir, das zu sagen. Ich dachte schon, du hättest vergessen, dass ich hier bin.” Gleich darauf ärgerte sie sich über ihre letzten Worte. Himmel, schließlich war er hier, um zu arbeiten, und nicht, um sie zu unterhalten.
“O nein, Darling, ich habe nicht einen Augenblick vergessen, dass du hier bist, weder tagsüber noch in den Nächten.”
“Es war immer viel Betrieb…”
“Schon, aber nicht zuviel, um dich zu beobachten. Und zu spüren, dass du mich vermisst hast.”
Sein schiefes Lächeln brachte Hollys Herz zum Schmelzen.
Sie holte etwas zittrig Luft.
Marc stützte sich mit einer Hand auf den Sattel von Tomahawk und kam Holly noch näher. Seine Augen verloren den spöttischen Ausdruck, spiegelten Verlangen wider.
Sie stemmte sich mit den Händen gegen ihn, um ihn von sich fernzuha lten - und hatte das Gefühl, sich die Finger zu verbrennen, als sie seine Haut berührte. Unwillkürlich strich
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