Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn
darüber führten die Engländer genauestens Buch. Deshalb haben
die Hafermotore alle ihre Ahnentafel. Ringo natürlich auch.
„Wer?“,
fragte Klößchen.
„Ringo.“
„Ein
Klepper?“
„Davon
reden wir doch.“
„Nie
gehört“, meinte Klößchen. „Den Namen Ringo kenne ich schon. Aber in anderem
Zusammenhang.“
„Ringo ist
kein Schinder“, stellte Karl richtig, „sondern eines unserer tollsten
Rennpferde. Das Gestüt, in das er gehört, liegt vor den Toren unserer Stadt, du
Banause (Mensch ohne Kunstverständnis).
„Selber
Banause! Mein Spezialgebiet ist nicht Hippologie ( Pferdekunde ),
sondern...“
Er stockte,
weil ihm nichts einfiel.
Schokologie“,
ergänzte Tim. „Jedenfalls bist du der eifrigste Tester.“
„Ringo ist
ein vierjähriger Rappe“, sagte Gaby. „Habe sein Bild schon oft in der Zeitung
gesehen. Im Sportteil.“
„Er gehört
dem Grafen Adalbert von Pleich-Wonningen“, fügte Karl hinzu. „Aber der reitet
nicht. Der verdient nur Geld mit Ringo.“
Tim blickte
über seinen Eiskaffee, den der freundliche Kellner längst serviert hatte, zum
Eingang.
Dort, von
den Fahrstühlen her, näherten sich morgenländische Gestalten: Araber im weiten
Gewand, dem Burnus.
Voran
schritten finsterblickende Leibwächter.
Ihnen
folgte Schacha Ben Öhli.
Der ist es,
dachte Tim, glotzt er doch, als müssten wir uns alle auf die Knie werfen,
einschließlich der Cocktail-Trinker.
Zwei
Zivil-Araber bildeten die Nachhut. Sie trugen weder Kopfbedeckung noch Burnus,
sondern abendländische Nadelstreifen-Zweireiher — maßgeschneidert,
selbstverständlich.
Der
Faschings-Umzug verschwand im roten Salon. Einer der Zivil-Araber schloss die
Flügeltür, dass die Wände zitterten.
„Gleich
hören wir, was die palavern (schwätzen )sagte Klößchen. „Schade, dass
mein Arabisch so dürftig ist. Außer ,Dobar dan, gospodine!’ (Guten Tag, mein
Herr) weiß ich nichts.“
„Und das
ist jugoslawisch, nicht arabisch“, sagte Tim. „Aber wieso werden wir gleich was
hören?“
„Na“,
grinste Klößchen, „weil ich doch mein Walkie-Talkie unter den Rauchtisch gelegt
habe. Auf Senden geschaltet. Hahah!“
„Du
Spitzel!“
„Das kränkt
mich gar nicht.“
Er nahm die
Leinentasche unter dem Sessel hervor und das zweite Talkie heraus.
Es war auf
Empfang geschaltet. Man konnte hören, wie kehlige Stimmen eintönig murmelten.
Es klang,
als lernten sie auswendig.
2. Dunkle Geschäfte
Über dem
Sprechfunkgerät steckten die TKKG-Freunde die Köpfe zusammen. Die Übertragung
war leise, aber deutlich und nur wegen Fremdsprachen-Unkenntnis nicht zu
verstehen.
Die
Hotelhallengäste konnten nichts hören. Der nächste Tisch mit vier ältlichen
Bridge-Damen war zu weit entfernt.
„Vielleicht
liest einer die neuesten Ölpreise vor“, meinte Tim.
„Oder sie
knobeln, wer den Mokka bezahlt, den sie gleich trinken werden“, grinste Karl.
„Wenn’s den Öhli trifft, ärgert er sich krümelig.“
Der
grauhaarige Kellner verschwand im roten Salon.
„Siebähn
Mokka. Mit Viiiel Zückär“, bestellte jemand.
„Sehr
wohl“, antwortete der Kellner.
„Abär
schnell!“, wurde ihm bedeutet.
„Dafür ist
unser Service (Dienst) bekannt, Sir“, entgegnete der Graukopf.
Er kam
zurück, schloss die Flügeltür hinter sich und hatte schon den Ärger aus seinen
Zügen verbannt.
„Und wie
stellst du dir die Rückkehr deines Talkies vor?“, wurde Klößchen von Tim
gefragt.
„Na, wenn
sie weg sind, hole ich’s. Die werden doch da drin nicht ihr Beduinenzelt
aufschlagen. Die hauen sich den Negerschweiß hinter die Mandeln. Und dann
geht’s zur Stadtrundfahrt. Oder?“
„Oder sie
besichtigen das Gestüt Pleich-Wonningen“, meinte Gaby. „Und Öhlis Herz schlägt
höher, wenn Ringo ihn an wiehert.“
„Vielleicht
leiht er ihn aus, um Zuhause noch edleres Blut zu züchten“, mutmaßte Tim.
„Kaufen wird er ihn nicht, wenn er wirklich so filzig ist, wie Karl sagt.“
In diesem
Moment tauchte der Typ auf.
Tim sah
ihn, als er durch die Drehtür wirbelte, die Lobby (Wandelhalle) durchquerte und dann hereinstürmte.
Er war
sehenswert.
Seine Höhe
belief sich auf höchstens 158 Zentimeter — mit Schuhen. Er trug eine
spinatgrüne Hose, gelbe Schuhe, ein gelb-grün-kariertes Sakko und eine
Sonnenbrille vor dem Affengesicht.
In der Tat
– das Gesicht erinnerte aneinen übelgelaunten Affen.
Vielleicht
leidet er seelisch, dachte Tim, weil man ihm dauernd Bananen
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