Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn
ablöste — auch
hinsichtlich der Livree hatte sicherlich Arme wie ein Orang-Utan.
Tim und
Gaby gingen voran.
Klößchen,
dessen reiche Eltern hier gelegentlich speisten, nickte dem Livrierten zu wie
einem alten Bekannten.
Aber der
peilte fuchsäugig unter seiner Schirmmütze hervor zu einem Rolls Royce hin, mit
dem neue Gäste nahten.
Kaum hielt
das Automobil, stand er daneben und riss den Schlag auf — mit dem
Grand-Hotel-Empfangslächeln auf dem Gesicht.
Tim und
Gaby belegten eine Zelle der Drehtür. Mit kleinen Schritten stöpselten sie sich
lachend hinein.
Die
Rezeption besaß die Länge einer Kegelbahn, und hinter einer Glasfront war die
eigentliche Hotelhalle — zwei Stockwerke hoch, mit Galerie, Gemälden an den
holzgetäfelten Wänden, kostbaren Teppichen und Polstermöbeln, die größtenteils
besetzt waren.
An zwei
Bars versammelten sich Cocktail-Trinker. Gedämpfte Gesprächsfetzen schwebten
umher wie weiße Tauben.
„Ich
wette“, sagte Klößchen, „dass wir hier keine gescheite Eisschokolade kriegen.
Höchstens Portionen — so groß wie ein halber Espresso (italienischer Kaffee
aus Zwergentassen). Wollen wir nicht lieber ins Eiscafé Almaretto? Da sind
die Becher riesig.“
Aber mit
dem Vorschlag kam er bei Gaby schlecht an.
„Sowas ist
eine Frage der Lebensart“, wies sie ihn zurecht. „Man kommt nicht hierher, um
sich den Bauch vollzuhauen. Man kommt, um das Ambiente (Umgebung) zu
genießen.“
„Aber von
Alimente (Unterhaltsbeitrag) werde ich nicht satt“, wandte Klößchen ein.
Tim
grinste. „Fremdworte sind Glückssache, was? Du hast heute deinen Pechtag,
Willi.“
Sie
schlenderten umher — auf der Suche nach Plätzen.
Zwei waren
hier frei, einer bot sich dort an. Aber nirgends konnte sich ein Quartett
niederlassen.
Klößchen
entdeckte den Ausweg.
„Wenn’s
schon dieser Schuppen sein muss“, meinte er, „dann verweise ich aufs
Nebengelass (Gelass = Raum )
Tatsächlich
— im Hintergrund stand die Flügeltür zu einem Salon offen.
Dort
gruppierten sich sahnefarbene Clubsessel, und die Wände waren mit
burgunderrotem Leder bespannt.
Die vier
Jeansträger stiefelten hinein und nahmen Platz.
Klößchen stellte
seine Tasche unter den Rauchtisch neben seinem Sessel. Die handgewebte Decke
hatte Troddeln und Schnörkel und hing bis auf den Teppich.
„Toll!“,
meinte Karl. „Eine Atmosphäre (Umwelt) — das setzt dem Fass die Krone
auf. Trotzdem — in Umbertos Pizzeria fühle ich mich wohler.“
„Ich
nicht“, erwiderte Gaby. „Mir gefällt Luxus. Und das Schöne hat seinen Preis.“
Tim
beobachtete das Leben in der Halle. Eben wurden dort vier Sessel frei —
abgesondert in der Ecke, weil ein elegantes Paar mit seinen fast erwachsenen
Töchtern zum Stadtbummel aufbrach.
Die
Mehrzahl der Gäste sah nach viel Geld aus. Zwei Kellner gingen ohne Eile umher.
Der ältere — ein Graukopf mit freundlicher Miene — entdeckte die TKKG-Freunde
und kam heran.
Er nickte
zur Begrüßung und öffnete den Mund.
Aber
Klößchen war schneller.
„Guten Tag!
Ich nehme eine Portion Schokoladeneis — die größte, bitte!“
„Gern“,
lächelte der Kellner. „Aber hier könnt ihr leider nicht sitzen bleiben. Der
rote Salon ist für den Emir ( arabischer Fürst ) reserviert. Ich möchte
nicht, dass euch seine Leibwächter verscheuchen. Die sind... ehm... ziemlich
forsch.“
„Ein
Emir?“, fragte Tim interessiert.
„Oder
Scheich.“ Der Kellner hob die Achseln. „Schacha Ben Öhli ist mit großem Gefolge
bei uns abgestiegen.“
„Ah“,
machte Karl. „Das ist der mit den Pferden. Kamele hat er natürlich auch.
Außerdem sitzt er auf Ölquellen.“
Der Kellner
deutete in die Halle — zu dem Tisch in der Ecke.
„Wenn ihr
euch dort hinsetzt..
Das wurde
akzeptiert, und zu Klößchens Bestellung gesellte sich dreimal Eiskaffee.
Der neue
Platz war noch besser. Sie sahen mehr.
„Geld wie
Heu“, sagte Karl. „Wenn er sich nachts einmal umdreht, hat sein Konto noch ‘ne
Stelle mehr vor dem Komma. Aber stinkgeizig soll er sein. Ein Knickstiefel —
dass seine 38 Söhne Mordpläne schmieden. Geiz kann eine Krankheit sein. Dagegen
helfen keine Pillen.“
„ Ich
vermute „, sagte Tim, „du sprichst von Schacha Ben Öhli.“
Karl
nickte.
„Wieso
kennst du ihn?“, fragte Gaby.
„Nicht
persönlich. Aber als er vorgestern hier eintraf, schrieben die Zeitungen über
ihn. Ist ein Pferdenarr. Der züchtet Rosse wie Kleingärtner Schnittlauch. Das
Öhli-Gestüt
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