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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ist.“
    Karl sagte:
„Vielleicht ist er kein Pferdedieb, sondern ein kleiner Betrüger, dem es nur um
die Anzahlung ging. Hätte er sie gekriegt, wäre er nie wieder aufgetaucht.“
    „Vielleicht.“
Tim spähte zur Tür. „Aber darauf verlasse ich mich nicht.“
    „Ich komme
mit.“
    „Ich muss
hierbleiben“, klagte Klößchen, „bis ich ans Talkie ran kann.“
    „Gaby
leistet dir Gesellschaft“, verfügte Tim. „Wäre sowieso zu auffällig, wenn wir
dem Beppo mit Heerscharen folgen.“
    Gaby
bedachte ihn mit einem Das-entscheide-immer-noch-ich-Blick, widersprach aber
nicht, weil seine Entscheidung richtig war — technisch gesehen.
    „Wir
treffen uns am Marktbrunnen“, sagte er rasch.
    Eben warf
Beppo sich in die Drehtür.
    Tim und
Karl schlenderten ihm nach — nicht ganz so schnell wie 100-Meter-Läufer, doch
immerhin so, dass der Fahrtwind ihnen die Zorn-Gesichter kühlte.
     
    *
     
    Harun
strich über seinen Edel-Burnus und nippte nochmals am Mokka. Er schmeckte nicht
so gut wie daheim. Aber leider war es hier nicht üblich, das Küchenpersonal
auspeitschen zu lassen.
    Er hatte
ein dunkelbraunes Raubvogelgesicht mit schwarzen, Feuer sprühenden Augen. Als
Öhlis Sekretär und rechte Hand besaß er Einfluss und Macht, zumal ihm der
Gebieter über unerschöpfliche Ölquellen, 100 000 Kamele und zig Beduinenstämme
völlig vertraute. Harun galt als erstklassiger Berater, obwohl er erst 33 Jahre
alt war.
    Jetzt
überlegte er, wie die Sache wohl weitergehe.
    Das
Millionenpferd Ringo billig einzukaufen, wäre ein toller Streich.
Möglichkeiten, den Hengst unauffällig auszufliegen, besaßen sie. Aber war
dieser Beppo ernstzunehmen? Oder nur ein Windmacher, der mal auf den Busch
klopfen wollte und auf Betrug aus war?
    Wir
riskieren nichts, dachte er — und lächelte seinen Gebieter an. Mit der
gebührenden Ehrfurcht, versteht sich.
    Schacha Ben
Öhli war schon etwas verfettet. Sportlichkeit interessierte ihn nur als
Zuschauer, Schnelligkeit nur, wenn sie auf vier Beinen lief: Pferdebeinen,
natürlich. Er hatte ein böses, fast schwarzes Gesicht mit ruppigem Schnurrbart
und kalten Kohle-Augen, die tief in den Höhlen lagen.

    Eine Narbe
zwischen Mundwinkel und Ohr viertelte sein Gesicht: Die schmerzliche Erinnerung
an einen Mordanschlag. Vor 20 Jahren war das gewesen, als ihn ein Halbbruder —
im Verlauf öhlischer Machtkämpfe — umbringen wollte. Schacha hatte überlebt,
der Attentäter nicht, und inzwischen herrschte Frieden zu Hause im Palast.
    Die Narbe,
einst blutigrot, verblasste mit den Jahren und war jetzt weiß wie das Fleisch
der Kokosnuss. Nur wenn Schacha zornig wurde, nahm die Narbe Farben an von Rosé
bis Lila — je nach dem Grad seines Unmuts. Bei Lila flüchteten selbst seine
Lieblingssöhne in entfernte Gemächer, denn dann war alles möglich — sogar eine
Enthauptung.
    Im Moment
dachte Schacha an nichts, hatte aber Sodbrennen und rülpste.
    Sofort
strafften sich die Leibwächter, um ihm — falls nötig — den nächsten Wunsch von
den Augen abzulesen.
    Die beiden
Zivil-Araber blickten fragend. Sie hießen Farid und Nuwas, hatten in
Deutschland Wirtschaftswissenschaft und Architektur studiert und dienten
Schacha jetzt als Animateure (Spielleiter, Zeitvertreiber). Sie waren so
gewissenlos, dass es zum Himmel stank.
    Schacha Ben
Öhli schnippte mit den Fingern.
    Zigarette!
— hieß das.
    Haruns
Goldetui sprang auf und wurde dem Gebieter angeboten.
    Er wählte
eine flache Orientzigarette. Aber in diesem Moment steigerte sich das
Sodbrennen zum Stich, und der sperrte seinen Magen. Schacha pfiff kurz durch
die Kalifenzähne (Kalif = morgenländischer Herrscher), presste
eine Hand auf den Fettwanst und ließ die Zigarette fallen.
    Sie fiel
unter den Rauchtisch, denn Schacha saß in dem Sessel, den Klößchen vorgewärmt
hatte.
    „Soll ich
das Medikament holen, Gebieter?“, fragte Harun auf arabisch. „Euer Unwohlsein
liegt an den westlichen Speisen. Sie taugen nichts. Das Hammelfleisch schmeckt
nicht nach Hammel, sondern nach Östrogen (Hormon — wird von
gewissenlosen Züchtern verbotenerweise den Tieren gespritzt), und niemand
kann den Couscous (Grieß mit Gemüse und Fleisch) richtig bereiten.“
    Der Scheich
nickte, nahm eine neue Zigarette und ließ sich Feuer geben.
    Harun
bückte sich. Er tat’s gedankenlos, denn normalerweise hätte er nicht mal einen
20-Mark-Schein aufgehoben.
    Mit einem
Griff klaubte er die Zigarette auf, um sie in den Ascher zu werfen — aber

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