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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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zurückblieben.
    Juliana war Lucien in den Salon gefolgt und schloß die Tür hinter sich. »Mylord, ich brauche Ihre Erlaubnis, um eine Besorgung für jemanden zu erledigen«, sagte sie ohne Umschweife.
    »Allmächtiger! Was ist geschehen?« rief Lucien verdutzt. »
Sie
bitten
mich
um Erlaubnis?«
    »So ist es, Mylord.« Juliana versank in einen Knicks. »Sie sind schließlich mein Ehemann, nicht wahr?«
    Lucien lachte erstickt. »Was für ein hübsches Märchen, meine Liebe! Aber ich kann mir vorstellen, daß es manchmal nützlich sein könnte.«
    »Richtig«, erwiderte sie. »Und da Sie mein Ehemann sind, ist Ihre Erlaubnis die einzige, die ich brauche, um mein Vorhaben auszuführen.«
    Wieder ertönte Luciens rauhes, gepreßtes Lachen, und sein Atem ging pfeifend. »Donnerwetter, Gnädigste! Sie sind entschlossen, sich Tarquin zu widersetzen, was? Tapferes Mädchen!« Er ließ den Deckel einer emaillierten Schnupftabakdose aufschnappen und nahm gelassen eine Prise, seine Augen wie graue, erloschene Kohlen in seinem tödlich bleichen Gesicht.
    »Man kann nicht direkt sagen, daß ich mich Seiner Gnaden widersetze«, erwiderte Juliana umsichtig, »da ich ihn in dieser Angelegenheit nicht konsultiert habe – tatsächlich glaube ich nicht, daß es ihn etwas angeht. Aber ich konsultiere
Sie,
Sir, und ich hätte gerne Ihre Erlaubnis.«
    »Um was zu tun?« fragte er neugierig.
    Juliana seufzte. »Um ins Hofmarschallgefängnis zu gehen und die Kaution für eine Freundin meiner Freundinnen zu stellen.«
    »Was für Freundinnen?«
    »Mädchen aus dem Haus, wo ich gewohnt habe, bevor ich hierher übergesiedelt bin«, sagte sie eine Spur ungeduldig, während sie inständig hoffte, daß der Herzog nicht plötzlich auf der Bildfläche erschien, von Lord Quentin alarmiert.
    Lucien nieste heftig und vergrub das Gesicht in seinem Taschentuch. Es dauerte einige Minuten, bevor er wieder den Kopf hob. Seine Wangen waren von einer hektischen Röte überzogen, seine Augen tränten. »Großer Gott, Mädchen! Sie wollen mir doch wohl nicht etwa erzählen, Tarquin hätte Sie aus einem Hurenhaus geholt!« Er lachte mit bebenden Schultern und schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust, als sein Atem schmerzhaft rasselte. »Das ist ja ein starkes Stück. Mein heiliger Cousin besorgt mir eine Ehefrau aus einem Puff, um die Familie vor einem Skandal zu bewahren. Ein Freudenmädchen soll die Courtney-Ehre retten! Was für ein groteskes Spektakel!«
    Juliana betrachtete ihn mit kaum verhülltem Abscheu. »Sie können von mir aus glauben, was Sie wollen, Mylord. Aber ich bin keine Hure und niemals gewesen!«
    Lucien hob in spöttischer Beschwichtigung die Hände. »Sie brauchen mir nicht gleich den Kopf abzureißen, meine Liebe. Für mich spielt es keine Rolle, was Sie waren… oder vielmehr, was Sie
sind.
Von mir aus hätten Sie ein ganzes Regiment vor dem Dinner bedienen können, das kümmert mich einen Pfifferling.«
    Juliana fühlte Wut in sich aufsteigen. Sie kräuselte die Lippen, und ihre Augen schleuderten ihm giftige Dolche entgegen. Dann riß sie sich zusammen und sagte sich energisch, daß Viscount Edgecombe ihren Zorn überhaupt nicht wert war. »Werden Sie mir nun erlauben, ins Hofmarschallgefängnis zu gehen, Mylord?« erkundigte sie sich drängend.
    »Oh, Sie haben meine Erlaubnis, alles zu tun, was Sie wollen, wenn es nur dazu dient, Tarquin in Rage zu bringen.« Lucien grinste schäbig. »Gehen Sie ruhig ins Schuldnergefängnis. Suchen Sie sich ruhig Ihre Freundinnen in den Hurenhäusern von Covent Garden. Verdienen Sie sich von mir aus ein bißchen nebenher, indem Sie Ihrem ursprünglichen Gewerbe nachgehen, wenn es Ihnen Spaß macht. Sie haben meine uneingeschränkte Erlaubnis, jeder nur erdenklichen Art von Ausschweifung zu frönen und sich jede Nacht in der Gosse zu suhlen. Nur verlangen Sie bitte kein Geld von mir. Ich habe nämlich keine zwei Groschen in der Tasche.«
    Juliana erbleichte, und ihre Sommersprossen hoben sich dunkel auf ihrem Nasenrücken ab. »Seien Sie versichert, Mylord, daß ich Sie ganz bestimmt um nichts mehr bitten werde«, verkündete sie eisig und knickste flüchtig. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen! Meine Freundinnen warten auf mich.«
    »Einen Moment noch!« Lucien hob eine Hand, um sie aufzuhalten, völlig ungerührt von ihrem Zorn. »Vielleicht werde ich Sie auf diesem Gang begleiten. Um der Sache einen Anstrich von Ehrbarkeit zu verleihen…« Er grinste, und die Haut spannte sich

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