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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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einmal dort war, führte kein Weg mehr zurück.
    »Mit vierzig Pfund kann sie sich von Mutter Haddock befreien. Sie wird aber erst wieder aus dem Gefängnis entlassen, wenn die Schuld beglichen ist«, erwiderte Rosamund. »Die Mädchen in der Russell Street haben zusammengelegt, und es sind zehn Pfund dabei herausgekommen. Nun hoffen wir, daß die anderen Häuser auch etwas spenden.«
    »Wartet hier!« Juliana sprang so hastig von ihrem Platz auf, daß sie Champagner auf das Oberteil ihres Kleides verspritzte. Sie wischte die Tropfen mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Ich bin in einer Minute zurück.« Sie stellte ihr Glas ab und lief los.
    Tarquin durchquerte gerade die Halle auf dem Weg zur Eingangstür, als Juliana die Treppe heruntergerannt kam, wobei sie ihre Röcke wohlweislich ein ganzes Stück gerafft hatte.
    »Mylord, ich muß sofort mit Ihnen sprechen. Es ist höchst dringend.«
    Er beobachtete ihr ungestümes Herannahen mit einem nachsichtigen Lächeln. Ihre Augen leuchteten vor Feuereifer, und ihr Ton war leidenschaftlich. »Ich stehe ganz zu deinen Diensten, meine Liebe«, sagte er. »Wird es länger dauern? Soll ich den Pferdeknecht anweisen, mein Pferd wieder in den Stall zu führen?«
    Juliana hielt auf der untersten Stufe inne. »Ich glaube nicht, daß es lange dauern muß, aber wiederum… na ja, vielleicht könnte es doch einige Zeit in Anspruch nehmen«, sagte sie mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. »Das hängt ganz von Ihrer Einstellung ab, Sir.«
    »Aha!« Er nickte. »Na schön, dann laß uns annehmen, daß dir meine Einstellung entgegenkommt.« Er wandte sich wieder der Bibliothek zu. »Catlett, sagen Sie Toby, er soll mein Pferd noch eine Weile auf und ab führen. Ich habe etwas mit Lady Edgecombe zu besprechen.«
    Juliana folgte ihm in die Bibliothek und schloß die Tür hinter sich. Es schien einfacher, ohne Umschweife zur Sache zu kommen. »Steht mir ein Taschengeld zu?«
    Tarquin hockte sich auf die Armlehne eines Sofas. »Ich muß gestehen, daß ich daran noch gar nicht gedacht habe, aber natürlich sollst du Nadelgeld haben.«
    »Wieviel?« fragte sie geradeheraus.
    »Tja, mal überlegen…« Nachdenklich zupfte er an seinem Ohrläppchen. »Du hast bereits eine angemessene Garderobe, wie ich annehme, oder?« Er blinzelte ein wenig.
    »Ja, natürlich«, pflichtete Juliana ihm bei, während sie ihre Ungeduld zu zügeln versuchte. »Aber da sind noch…«
    »Andere Dinge«, unterbrach er sie. »Ich verstehe das durchaus. Wenn du einen Platz bei Hofe einnehmen müßtest, würden zweihundert Pfund pro Jahr natürlich kaum für deine persönlichen Ausgaben genügen, aber da dies nicht geschehen wird, sollte man eigentlich meinen…«
    »Wer sagt, daß das nicht geschehen wird?« verlangte sie zu wissen, für den Augenblick von ihrem ursprünglichen Anliegen abgelenkt.
    Tarquin blickte sie verdattert an. »Ich dachte, das wäre selbstverständlich. Du willst doch wohl nicht bei Hofe vorgestellt werden?«
    »Man kann nie wissen«, sagte sie. »Ich sehe nicht ein, warum mir diese Möglichkeit verwehrt bleiben sollte.«
    Tarquins Verwirrung wuchs. Er hatte eine sehr fest umrissene Vorstellung davon gehabt, wie sich Juliana unter seinem Dach verhalten würde, und ihr zu gestatten, sich den exklusiven Kreisen der Hofgesellschaft anzuschließen, war ihm niemals in den Sinn gekommen. Ihm fiel wieder ein, wie sie Lucien an diesem Morgen so offensichtlich ermutigt hatte, mit ihr Kontakt zu pflegen – noch eine Eventualität, die er nicht bedacht hatte. War es nur irgendein Unfug, der dahintersteckte, ein harmloser Schabernack? Oder würde sie ihm doch mehr Schwierigkeiten bereiten als erwartet?
    »Lassen wir am besten die Angelegenheit vorläufig ruhen«, sagte er. »Ich schlage vor, wir einigen uns erst einmal auf fünfzig Pfund pro Vierteljahr. Mein Bankier wird entsprechende Anweisungen erhalten.« Tarquin erhob sich und bewegte sich in Richtung Tür.
    »In Ordnung, aber könnte ich bitte vierzig Pfund jetzt gleich haben?« Juliana stand zwischen ihm und der Tür, und sie straffte unbewußt die Schultern. Man hatte ihr nie eigenes Geld zugestanden, und sie hatte es auch nicht gewagt, darum zu bitten. Sie nahm jedoch an, daß sie nun als Viscountess das Recht hatte, gewisse Forderungen zu stellen.
    »Wofür, um Himmels willen, brauchst du eine solche Summe?«
    »Muß ich Rechenschaft ablegen, wofür ich mein Nadelgeld ausgebe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht. Bist du

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