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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schmierigen Stellen und nahm dann mit einem innerlichen Achselzucken Platz. Ihr Umhang war dunkel und würde ihr Kleid vor dem schlimmsten Unrat schützen.
    »Nicht allzu fein für Ihren Geschmack, wie ich annehme«, mokierte sich Lucien.
    »Nicht übermäßig.« Abwehrend hob sie die Hände. »Dieses Lokal hier ist ein Saustall.«
    »Lassen Sie das bloß nicht den Gastgeber hören«, sagte Lucien schmunzelnd. »Tom King ist ausgesprochen stolz auf sein Etablissement.« Er knallte ein Sixpencestück auf den Tisch, als der Schankgehilfe mit einem Steinkrug und zwei Humpen erschien. »Los, her mit dem Labsal!«
    Der Junge tat wie geheißen und wischte die Tropfen auf dem Tisch mit seinem Finger auf, den er daraufhin ableckte. Seine Hände waren so schmutzig wie seine Schürze, und sein Haar hing in schlaffen, fettigen Strähnen auf seine Schultern. Er steckte die Münze ein und verschwand in der Menge, als ein anderer Gast ungeduldig nach ihm rief. Anscheinend war er nicht schnell genug zur Stelle, denn er wurde von einem gewaltigen Faustschlag begrüßt, der ihn gegen die Wand taumeln ließ.
    Juliana beobachtete die Szene gebannt, während sie heftig gegen die Tränen in ihren Augen anblinzelte. Als Lucien ihr einen Humpen mit der einsilbigen Aufforderung »Prost!« hinschob, hob sie ihn mechanisch an die Lippen und trank geistesabwesend einen großen Schluck.
    Ihre Kehle schien in Flammen zu stehen, ihr Magen brannte, als hätte sie glühende Kohlen gegessen. Sie krümmte sich, hustend und keuchend nach Luft schnappend, über den Tisch, und Ströme von Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Grundgütiger Himmel, was sind Sie doch für ein Milchgesicht!« Lucien klopfte ihr mit der flachen Hand auf den Rücken, wobei er beträchtliche Kraft entfaltete. »Können nicht mal einen Tropfen Gin bei sich behalten!« Seine boshafte Belustigung war unmißverständlich, als er fortfuhr, ihr auf den Rücken zu klopfen. Offensichtlich reagierte sie genauso wie erwartet.
    »Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe!« sagte sie wütend, als sie sich aufrichtete und seine Hand abschüttelte. »Warum haben Sie mich nicht gewarnt?«
    »Um mir selbst den Spaß zu verderben?« Er schnalzte mißbilligend mit der Zunge.
    Juliana preßte die Lippen zusammen und schob den Humpen so weit von sich, wie sie nur konnte. Sie wollte ein Glas Milch, um den üblen Geschmack loszuwerden, aber der Gedanke, in dieser Spelunke um ein solches Getränk zu bitten, war eindeutig absurd.
    »Gott, das ist ja Edgecombe!« Eine Stimme drang aus den Tabakqualmwolken herüber. »He, alter Knabe, was führt dich denn hierher? Hab' gehört, sie haben dir jetzt Ehefesseln angelegt.«
    Drei Männer bahnten sich einen Weg durch den überfüllten Raum zu ihrem Tisch, jeder mit einem Humpen in der Hand. Ihre Perücken saßen leicht schief, ihre Gesichter waren vom Trinken gerötet, ihr Gang schwankend. Sie sahen noch jung aus, vielleicht Anfang Zwanzig, aber das ausschweifende Leben, das sie wohl führten und das sich in ihrer fleckigen, ungesunden Hautfarbe und den blutunterlaufenen Augen manifestierte, hatte all die Frische ihrer Jugend ausgelöscht.
    Lucien hob eine Hand zum Gruß. »Kommen Sie und lernen Sie meine Frau kennen, Gentlemen.« Er erhob sich von der Bank und verbeugte sich mit spöttischer Förmlichkeit, als er auf Juliana wies. »Lady Edgecombe, meine lieben Freunde! Frau Gemahlin, gestatten Sie mir, Ihnen Hauptmann Frank Carson, Seine Durchlaucht, Honourable Bertrand Peters, und den entzückendsten Burschen von allen, Freddie Binkton, vorzustellen.« Er schlang die Arme um den Letztgenannten und drückte ihn innig an sich, bevor er ihn schmatzend auf den Mund küßte.
    Juliana stand auf und knickste höflich. Das mochte völlig fehl am Platze sein in dieser Umgebung, sie wußte jedoch nicht, wie sie sich sonst hätte verhalten sollen. Die drei Männer lachten herzhaft und verbeugten sich, doch sie spürte eine feindselige Neugier in ihren Mienen, als sie sie in dem schwachen Licht prüfend musterten.
    »Also, warum zum Teufel, hast du dir eine Ehefrau zugelegt, Lucien?« verlangte Hauptmann Frank zu wissen, nachdem er seine Musterung beendet hatte. »Dachte, du wärst ein eingefleischter Junggeselle ?«
    »Oh, die Familie hat mich unter Druck gesetzt, mein Lieber.« Lucien zwinkerte ihm vertraulich zu und nahm erneut einen Schluck gegen den Durst. »Mein Cousin dachte, es würde einen Skandal vermeiden helfen.«
    Die vier Herren brachen erneut in schallendes

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