Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
den allgemeinen Tumult einstimmten, mit ihren Humpen auf den Tisch trommelten und Ermunterungen grölten.
    »Wird die Person dafür bezahlt?« fragte Juliana beiläufig.
    Lucien stutzte bei dieser Frage. Seine trüben Augen musterten ihr Gesicht argwöhnisch. Sie schenkte ihm ein verbindliches Lächeln, als könnte sie nichts an diesem Ort aus der Fassung bringen.
    »Das nehme ich doch an«, erwiderte er achselzuckend. »Es entspricht allerdings nicht meiner Vorstellung von Spaß.« Er schob die Bank zurück und stand auf. »Kommen Sie.«
    »Wo gehen wir hin?«
    »Ich möchte Ihnen ein paar der anderen Vergnügungen zeigen, die in dieser ersprießlichen Nachbarschaft geboten werden. Sie haben mich schließlich gebeten, Sie in die Londoner Gesellschaft einzuführen… und Ihr Wunsch ist mir selbstverständlich Befehl, meine teure Gattin!« Er verbeugte sich ironisch.
    Juliana knickste in derselben Art und nahm seinen Arm, fest entschlossen, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    »Was denn, müssen wir schon gehen?« beklagte sich der Hauptmann, als er sich unsicher auf die Füße erhob.
    »O ja. Wo immer Lucien und seine Ehefrau hingehen, werden wir sie begleiten«, erklärte Bertrand und leerte seinen Humpen. »Wir wollen doch nicht, daß sie an diesem besonderen Abend einsam sind und sich nach Gesellschaft verzehren.« Er nahm Julianas anderen Arm, und die beiden Männer zogen sie entschlossen durch die Tür hinaus auf den Marktplatz.
    »Wohin jetzt?« fragte Freddie, während er sich mit einer Miene wachsamen Interesses auf dem Platz umsah.
    »Ins türkische Badehaus«, erwiderte Lucien. »Um meiner Frau Gemahlin zu zeigen, was sich in den Dampfräumen so alles tut.«
    »Ich glaube nicht, daß ein Dampfraum eine gute Idee wäre«, protestierte Juliana. »Werde ich mir nicht mein Kleid dabei ruinieren?«
    »Gott, nein, Ma'am!« lachte der Hauptmann. »Man wird Ihnen sämtliche Kleider abnehmen und Ihnen ein Handtuch geben. Ein höchst angenehmer Ort, das türkische Badehaus.«
    Juliana würde nicht ins türkische Badehaus gehen, wie angenehm auch immer es dort sein mochte. Sie hielt zwischen ihren beiden Begleitern still, während sie auf den passenden Moment wartete, sich loszureißen. Inzwischen hatten sie die Ecke des Kleinen Marktes erreicht, und sie blieb vor dem Kiosk mit den obszönen Drucken stehen, die sie bereits mit dem Herzog gesehen hatte. »Was halten Sie von diesen Bildern hier, Gentlemen?« fragte sie munter.
    Die Männer spähten in das Schaufenster, für den Moment abgelenkt. Juliana befreite ihre Arme blitzschnell aus ihrem Griff und fuhr hastig herum, zu hastig. Ihr Fuß glitt auf einem Flecken unidentifizierbaren Schleims auf dem Kopfsteinpflaster aus, und sie griff haltsuchend nach dem nächstbesten Objekt, um nicht der Länge nach hinzuschlagen. Hauptmann Frank erwies sich als zuverlässige Stütze, obwohl er über ihr Dilemma herzlich lachte. Als sie wieder sicher auf den Füßen stand und ihr Herz wie wild gegen ihre Rippen hämmerte, hielt der Hauptmann ihren Arm noch immer mit eisenhartem Griff umklammert, und sie erkannte, daß es kein Entrinnen vor dem türkischen Badehaus gab.
    »Ich hätte große Lust, an einem Hahnenkampf teilzunehmen«, verkündete Bertrand, als er seinen Arm unter Luciens schob. »Was meinst du dazu, Lucien? Es ist schon eine halbe Ewigkeit her, seit wir auf die Vögel gewettet haben.«
    »Zum Teufel, ja, du hast vollkommen recht.« Lucien war augenblicklich begeistert. »Meine teure Gemahlin wird ihren Spaß daran haben, davon bin ich überzeugt.« Er bleckte seine Zähne, und seine Augen waren von einer boshaften Schadenfreude erfüllt. »Was wäre Ihnen lieber? Der Königliche Hahnenkampfplatz oder das türkische Badehaus, meine Liebe?«
    Auf dem Hahnenkampfplatz würde sie zumindest nicht ihrer Kleider verlustig gehen. Und sicherlich konnte sie die Grausamkeit ertragen, wenn sie die Augen fest geschlossen hielt. »Der Hahnenkampfplatz, wenn Sie einverstanden sind, Sir.« Sie brachte ein unbekümmertes Lächeln zustande und empfand eine gewisse Genugtuung, als sie sah, daß ihre sorglose Reaktion ihren Ehemann doch etwas beunruhigte.
    »Gut, seid ihr bereit?« Bertrand winkte eine Droschke herbei. »Nach Ihnen, Lady Edgecombe.«
    Juliana wurde in das dunkle Innere der Kutsche verfrachtet, und die anderen drängten sich unter viel Gelächter hinterdrein. Aber ihre Fröhlichkeit hatte etwas an sich, das sie mit Beklommenheit erfüllte.
    »Zum

Weitere Kostenlose Bücher