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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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mit allem einverstanden, was er will. Er hat etwas gegen Sie in der Hand, stimmt's?«
    »Lediglich die Tatsache, daß ich alleinstehend und schutzlos bin«, stellte sie klar. »Und deshalb von ihm abhängig.«
    »Aber warum würden Sie ihn dann gegen sich aufbringen wollen?« Der verschlagene Ausdruck wich nicht aus seinen Augen. »Es wäre sicher nicht förderlich, wie ich mir vorstellen könnte.«
    »Ich habe einen rechtsgültigen Vertrag mit ihm, an den er wohl oder übel gebunden ist«, erwiderte sie mit einem kühlen Lächeln. »Der Vertrag wurde von einem Anwalt erstellt und von Mistress Dennison bezeugt. Der Herzog ist verpflichtet, für mich zu sorgen, ganz gleich, was geschieht.«
    Diese Erklärung nötigte Lucien sein Totenschädelgrinsen ab. »Ich sage es Ihnen aus reiner Herzensgüte, meine Teuerste: Sie werden sich schon etwas Raffiniertes ausdenken müssen, um Tarquin zu überlisten.«
    »Das mag sein«, erwiderte Juliana mit einer Spur von Ungeduld. »Aber ich möchte Covent Garden kennenlernen. Die Verhältnisse dort will ich sehen, wie die Menschen leben, besonders die Frauen. Ihr Cousin würde mich nicht zu den Orten mitnehmen, die ich besuchen möchte, aber Sie störe ich damit nicht. Da Sie ohnehin einen großen Teil Ihrer Zeit dort verbringen, wie ich gehört habe, sollte es Ihnen in keiner Weise Umstände bereiten, mich mitzunehmen.«
    »Nein, ich schätze, das müßte machbar sein. Aber Tarquin wird es einigermaßen erzürnen.« Er trank erneut einen Schluck Cognac und musterte kritisch Julianas Aufzug. »Obwohl es durchaus vorkommt, daß auch Damen der Gesellschaft die türkischen Badehäuser und Bordelle in Covent Garden besuchen. Der arme Fred hat immer ein paar Hofdamen im Schlepptau.«
    »Der arme Fred?«
    »Der Prinz von Wales. Allgemein wird er nur der arme Fred genannt – der Narr kann nie irgendwas richtig machen, führt ein wahres Hundeleben. Sein Vater verabscheut ihn. Demütigt ihn in aller Öffentlichkeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich würde nicht für sämtliche Kronen in Europa mit ihm tauschen wollen.«
    »Dann wäre also nichts wirklich Anstößiges dabei, wenn ich Sie begleite?«
    Er erstickte fast an seinem scharfen Wässerchen. »Nichts wirklich Anstößiges! Kleiner Einfaltspinsel!« rief er. »Es gehört sich natürlich nicht, mein liebes Mädchen. Aber zum Glück sind nicht alle Mitglieder der Aristokratie so streng und steif wie mein geschätzter Cousin.« Energisch stellte er sein Glas ab. »Es wird die Sache wert sein, nur um Tarquins Gesicht zu sehen. Wir riskieren es, und wenn er droht, mir den Geldhahn zuzudrehen, dann werde ich ihn ebenfalls unter Druck setzen.«
    »Ich wußte doch, daß Sie Mumm haben«, erklärte Juliana warm, während sie ihren Ekel unter einer Aufwallung von Triumph verbarg. »Wollen wir jetzt gleich aufbrechen?«
    »Wenn Sie möchten.« Lucien musterte sie erneut mit einem kritischen Stirnrunzeln. »Sie besitzen nicht zufällig ein Paar Reithosen, oder?«
    »Reithosen?« Juliana blickte ihn erstaunt an. »Ich
hatte
eine, aber…«
    »Lassen wir das«, unterbrach er sie brüsk. »Für meinen Geschmack haben Sie zu viele Kurven. Ausgeschlossen, daß Sie wie ein junger Bursche aussehen könnten, selbst wenn Sie sich noch so bemühen.«
    Einen Moment lang wußte Juliana nicht, was sie darauf entgegnen sollte. Sie erinnerte sich wieder an den Ausdruck des Abscheus in seinen Augen, als er sie in ihrem dünnen Nachthemd erblickt hatte. Schließlich fragte sie gedehnt: »Sie mögen es, wenn Frauen als Burschen verkleidet sind, Sir?«
    Lucien schnitt eine Grimasse. »Ich ziehe die Burschen selbst vor, meine Liebe. Aber wenn es schon eine Frau sein muß, dann ist mir die magere Sorte lieber, die Reithosen anziehen und die männliche Rolle übernehmen kann.«
    Großer Gott, was würde sie wohl noch alles über ihren Ehemann erfahren? Sie hatte davon gehört, daß es Männerliebe gab – aber es galt als Kapitalverbrechen, und in dem beschaulichen Frieden von Hampshire galten solche Ausnahmen als höchst verwerflich und strafbar.
    »Was für eine rührende Unschuld Sie doch sind«, spottete Lucien, der ihre Gedanken erraten hatte. »Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie von Ihrer Unwissenheit zu befreien. Ich werde Sie mit einigen der ausgefalleneren Vergnügungen bekannt machen, die man in Covent Garden genießen kann. Und wer weiß, vielleicht finden Sie ja selbst Geschmack daran. Holen Sie sich einen Umhang.«
    Juliana zögerte, von

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