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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Königlichen Hahnenkampfplatz!« Lucien beugte sich zum Fenster hinaus, um dem Kutscher ihr Fahrtziel zu nennen. Der Mann ließ seine Peitsche knallen, und die Pferde trabten davon in Richtung St. James' Park.

17. Kapitel
    Um drei Uhr früh kehrte Tarquin nach Hause zurück. Er nickte dem Nachtportier zu, der ihn einließ, und strebte zur Treppe. Der Mann schob erneut die schweren Riegel an der Tür vor und verschwand dann wieder in seinem Kabäuschen im Stiegenhaus.
    Der Herzog ging zu seinen Privaträumen und schlüpfte im Gehen aus seinem Überzieher aus Goldbrokat. Als er sein Schlafgemach betrat, sprang sein schläfriger Kammerdiener von seinem Stuhl neben dem leeren Kamin auf und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken.
    »Guten Abend, Mylord.« Er beeilte sich, seinem Brotherrn den Gehrock abzunehmen, und schüttelte ihn sorgfältig aus, bevor er ihn in den Schrank hängte. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Abend.«
    »Recht angenehm, danke.« Tarquin blickte zu dem Kleiderschrank mit der Geheimtür hinüber, während er sich fragte, ob Juliana wohl noch wach war. Vermutlich hatte sie sich schon vor Stunden zur Nachtruhe begeben. Sein Kammerdiener half ihm fürsorglich aus den Kleidern und reichte ihm einen Hausmantel. Der Herzog saß an seinem Frisiertisch und feilte sich die Nägel, während sich der Mann im Raum hin und her bewegte, Kleidungsstücke ausbürstete und weghängte, die Bettvorhänge zurückzog und die Decke aufschlug.
    »Wäre das alles, Euer Gnaden?«
    Tarquin nickte und schickte den Diener zu Bett. Dann ging er durch die Tür im hinteren Teil des Schranks und betrat leise das angrenzende Schlafzimmer. Sein Blick fiel auf das leere Bett. Es war noch unberührt. Henny schnarchte leise auf der Chaiselongue. Von Juliana war keine Spur zu entdecken.
    »Wo zum Teufel…«
    »Huch! Großer Gott, Sir!« Henny sprang erschrocken auf beim Klang seiner Stimme. Ihre blaßblauen Augen waren trübe vom Schlaf. »Sie haben mir wirklich einen Mordsschreck eingejagt.« Sie preßte eine heftig zitternde Hand auf ihre Brust.
    »Wo ist Juliana?« Seine Stimme schnitt in ihre Ohren.
    »Tut mir leid, das weiß ich nicht, Mylord. Wie ich gehört habe, ist sie mit Lord Edgecombe ausgegangen. Sie sind bisher noch nicht zurückgekehrt. Aber Seine Lordschaft ist ja bekanntlich ein Nachtschwärmer und kommt nie vor Anbruch der Morgendämmerung heim«, fügte sie hinzu, als sie glättend über ihre Schürze strich und eine lose Strähne grauen Haares unter die Haube schob.
    Tarquins erste Reaktion war Wut, in die sich jedoch augenblicklich Sorge mischte. Juliana konnte unmöglich wissen, wo und auf welche Weise Lucien sich zu amüsieren pflegte. Sie war viel zu unerfahren in der Großstadtwelt, um sich ihre Gefahren auch nur im mindesten ausmalen zu können. Es war eben jene Unschuld und Unkenntnis, die sie zu einem willfährigen Werkzeug für seinen Plan machen sollte, wie er anfänglich geglaubt hatte. Und jetzt war es genau jene Unerfahrenheit, kombiniert mit ihrem trotzigen Wagemut, die sie in die Schrecken von Luciens Welt führte. Vielleicht habe ich es doch falsch eingefädelt, überlegte Tarquin. Vielleicht hätte er sich für eine Frau entscheiden sollen, die sich in der Welt auskannte und Lebenserfahrung besaß, eine, die einen solchen Geschäftsauftrag mit offenen Augen eingegangen wäre. Doch ein solches Individuum wäre nicht mehr unberührt gewesen. Und eine Dirne konnte unmöglich die Mutter des Erben von Edgecombe sein.
    Aber er hatte nun einmal alles in die Wege geleitet, und jetzt musste er sich mit den Konsequenzen herumschlagen. Er hatte angenommen, daß es ihm gelingen würde, ihrem Unfug mit Lucien einen Riegel vorzuschieben, aber er hatte nicht mit Julianas Schnelligkeit gerechnet. Nun, das sollte ihm eine Lehre sein.
    »Ist alles in Ordnung, Mylord?« Henny klang bekümmert, und ihre spärlichen Augenbrauen waren zu einem besorgten Stirnrunzeln zusammengezogen, als sie das lebhafte Mienenspiel des Herzogs betrachtete. »Wenn ich etwas falsch gemacht habe…«
    »Unsinn. Nicht Sie haben etwas falsch gemacht, gute Frau«, unterbrach er sie schroff. »Sie sind schließlich nicht für Lady Edgecombe verantwortlich. Legen Sie sich jetzt schlafen. Sie wird Sie heute nacht nicht mehr brauchen.«
    Henny sah leicht skeptisch aus, aber sie knickste und verließ eilig das Zimmer. Tarquin stand einen Moment lang da und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf eine Tischplatte, den Mund zu einer

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