Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
mit einer Miene dürftigen Interesses. Er befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge und lockerte unwillkürlich seine steife Halskrause. Seine Kehle war völlig ausgedörrt, und keiner hatte es für nötig erachtet, ihm eine Erfrischung anzubieten … nicht einmal ein Glas Wein.
    »Juliana«, begann er erneut. »Es geht um Juliana.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte Sir Brian höflich. »Sie scheinen sich ein wenig erhitzt zu fühlen, Sir George. Vermutlich haben Sie einen anstrengenden Ritt hinter sich.«
    »Teuflisch anstrengend bei diesen gottverdammten Temperaturen… oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung, Ma'am.« Errötend griff er nach seinem Taschentuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    »Vielleicht möchten Sie ein Glas Limonade«, sagte Amelia kühl und griff nach der Klingelschnur.
    George warf Sir Brian einen gequälten Blick zu, und sein Gastgeber empfand Mitleid mit ihm. »Ich wage zu behaupten, daß unser Gast einen Humpen Ale an einem solch heißen Nachmittag vorziehen würde.« Er gab dem Lakaien, der auf sein Läuten hin erschienen war, entsprechende Anweisungen und wandte sich dann wieder George zu. »Darf ich davon ausgehen, daß Sie Juliana gefunden haben, Sir George?«
    »O ja, in der Tat, Sir.« George trat eifrig einen Schritt vor. Sir Brian wich pikiert zurück. »Aber ich habe sie unter den erschreckendsten und betrüblichsten Umständen gefunden.«
    »Sie lebt in Not und Armut?« fragte Lady Forsett kalt.
    »Nein… nein, das kann man wirklich nicht sagen, Ma'am. Aber die Wahrheit ist… also, die Wahrheit ist… nicht für die Ohren der Dame geeignet, Sir.« Er wandte sich mit einem vielsagenden Blick an Sir Brian.
    »Ich kann Ihnen versichern, daß meine Ohren nicht derart empfindlich sind«, wies Amelia ihn schroff zurecht. »Und nun kommen Sie bitte endlich zur Sache.«
    George holte tief Luft und stürzte sich ohne lange Vorreden in seine Geschichte. Seine Zuhörer widmeten ihm diesmal ihre volle Aufmerksamkeit und unterbrachen ihn nur einmal, um ihm einen schäumenden Humpen Ale anzubieten. Lady Forsett nahm auf einem zierlichen vergoldeten Stuhl Platz und blieb reglos dort sitzen, ihre Finger um den Fächer in ihrem Schoß gekrampft. Sir Brian klopfte sich mit einem Zeigefinger ans Kinn, zeigte jedoch darüber hinaus keinerlei Regung.
    Als George seine Schilderung beendete und durstig sein Ale trank, sagte Sir Brian: »Lassen Sie mich nur eines klarstellen, Sir George, um sicherzugehen, daß ich Sie richtig verstanden habe. Sie sagen, daß Juliana jetzt Viscountess Edgecombe ist und unter dem Dach des Herzogs von Redmayne lebt?«
    »Ja, Sir.« George nickte nachdrücklich, während er sich mit dem Handrücken einen Schaumschnurrbart von der Oberlippe wischte.
    »Rechtmäßig verheiratet?«
    »Anscheinend.«
    »Dann kann man ihr sicherlich nur gratulieren.«
    George sah verwirrt aus. »Sie ist eine Dirne geworden, Sir. Ich dachte, ich hätte das deutlich gemacht.«
    »Aber sie ist ehrbar und korrekt mit einem Mitglied der Aristokratie verheiratet?« Sir Brian zog verwirrt die Stirn in Falten. »Mir ist unbegreiflich, wie sie die Ehefrau eines Viscounts und gleichzeitig eine Lebedame sein kann.«
    George hatte das Gefühl, daß ihm der Boden unter den Füßen entglitt. »Sie verleugnet, wer sie ist«, sagte er. »Sie ignoriert mich… sieht geradewegs durch mich hindurch.«
    »Niemals hätte ich ihr soviel Verstand zugetraut«, murmelte Amelia.
    »Madam, sie hat ihren Ehemann ermordet… meinen Vater.« George knallte seinen leeren Humpen erbost auf den Tisch.
    »Nicht so hitzig, Sir… nicht so hitzig«, mahnte Sir Brian. »Es besteht kein Grund, die Beherrschung zu verlieren.«
    »Aber ich werde sie vor Gericht bringen, das sage ich Ihnen!«
    »Selbstverständlich müssen Sie tun, was Sie für richtig halten«, erwiderte Sir Brian ruhig. »Ich würde Ihnen nicht im Wege stehen, mein lieber Sir.«
    George machte ein verdutztes Gesicht. »Aber wenn sie sich weigert, ihre Identität zuzugeben – und sie hat den Schutz des Herzogs – dann wird es schwierig für mich sein, ihre Maskerade aufzudecken –, was aber die Voraussetzung ist für eine Anzeige wegen Mordes. Ich brauche Sie als Zeugen; Sie müssen meine Identifizierung bestätigen«, erklärte er ernst, als wären seine Zuhörer nicht in der Lage, den entscheidenden Punkt zu begreifen.
    Sir Brians Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Mein guter Mann, Sie können doch wohl nicht allen Ernstes

Weitere Kostenlose Bücher