Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Russell Street?« Lilly drehte sich zu ihr um, und Juliana verdrängte ihr Unbehagen. Es war ein ermutigendes Treffen gewesen. Ihre Vorschläge trafen auf mehr Begeisterung als Zweifel, obwohl einige Skeptikerinnen in der Gruppe waren – jene, die noch immer nicht glauben konnten, daß eine Hure auch ohne den schützenden und ausbeuterischen Arm eines Zuhälters zurechtkam.
    Sie ging mit den anderen hinaus und nickte Mistress Mitchell zum Abschied zu, deren Lächeln schwärzliche Zahnstümpfe in einem schlaffen Mund enthüllte. Diese Bordellwirtin gehört eindeutig einer anderen Klasse an als Mistress Dennison, dachte Juliana. Die soziale Hierarchie in dieser Unterwelt war ebenso strikt definiert wie in ihrer Oberklasse.
    Arm in Arm schlenderte sie mit Lilly in Richtung Russell Street, wobei sie immer wieder einen Blick über ihre Schulter zurückwarf, in der Erwartung, den unerschütterlichen Ted auf ihren Fersen zu sehen. Es war ihr gelungen, ihm zu entwischen, indem sie das Haus ganz einfach durch den Hinterausgang verlassen und niemanden über ihr Weggehen informiert hatte. Bei ihrer Rückkehr würden wahrscheinlich die unvermeidlichen Funken stieben. Aber sie brauchte ja nicht zuzugeben, wo sie gewesen war. Der Herzog hatte Lucys Brief nicht wieder erwähnt, deshalb nahm sie an, daß er die entscheidenden Absätze nicht gelesen hatte.
    Sie wandte sich wieder Lilly zu, die aufgeregt ihre Überraschung darüber beschrieb, wie begeistert alle bei dem Treffen gewesen waren. Plötzlich drehte Juliana erneut spontan den Kopf zur Seite… und verfluchte sich augenblicklich für den Reflex. George stand an der Ecke der Russell Street und starrte sie an. Er hatte gesehen, wie sie sich nach ihm umwandte. Und er musste auch den erschrockenen Ausdruck des Erkennens in ihren Augen wahrgenommen haben, selbst wenn sie ihn noch so hastig unterdrückt hatte.
    Jetzt konnte sie es nicht mehr riskieren, allein in eine Mietsänfte zu steigen. Es würde nur zu leicht für George sein, ihr zu folgen und sich wie eine Klette an sie zu hängen. Im Moment hätte sie alles für den Anblick des unerschütterlichen Ted gegeben. Sie war sich bewußt, daß George ihnen die Straße hinunter nachkam. Er unternahm keinen Versuch, sich unauffällig zu benehmen und seine Absichten zu verbergen; tatsächlich hatte sein Schritt etwas Schwungvolles an sich. Es war beinahe so, als verspotte er sie, als wollte er sagen: Probiere du nur, mir zu entwischen!
    Als sie das Etablissement der Dennisons erreichten, begleitete Juliana die anderen hinein, und sie zwang sich, keinen Blick zurückzuwerfen, obwohl ihr ein Kribbeln des Unbehagens über den Rücken lief. »Gibt es in diesem Haus einen Hinterausgang?« fragte sie.
    »Warum?« Lilly blickte sie verwirrt an.
    Juliana runzelte die Stirn und frage sich, ob sie die Mädchen ins Vertrauen ziehen sollte. Sie entschied sich für die Hälfte der Geschichte. »Auf der Straße ist ein Mann, der mich verfolgt. Ich möchte nicht mit ihm sprechen.«
    »Juliana, wer ist er?« Die Mädchen drängten sich näher um sie, ihre Augen glänzten vor Neugier.
    »Ein Mann aus der Vergangenheit«, erwiderte Juliana ausweichend. »Ein ekelhafter Kerl, der mich seit Tagen belästigt.«
    »Wie dieser gräßliche Hauptmann Waters«, sagte Rosamund. »Monatelang hat er Lilly verfolgt. Selbst noch, nachdem Mr. Garston ihn gewarnt hatte.«
    »Gott, das war vielleicht eine Plage!« Lilly fächelte sich heftig zu, als wollte sie die Erinnerung auf diese Weise verjagen. »Nie hat er seine Rechnung bezahlt oder Geschenke mitgebracht oder mir auch nur eine Kleinigkeit extra zugesteckt. Kein Wunder, daß Mr. Dennison ihn aus dem Haus verbannte.«
    »Aber er kam trotzdem immer wieder und hat dich mit Schafsaugen angeschmachtet.« Emma schmunzelte. »Hat er nicht sogar angeboten, dich zu heiraten?«
    »Pah! Niemals werfe ich mich so einem schweißfingrigen Hungerleider an den Hals«, erklärte Lilly voller Abscheu. »Ich kenne meinen Wert, laß dir das gesagt sein.«
    Alles Interesse an Julianas Verfolger war über dieser Erinnerung vergessen, und als sie erneut nach einem Ausgang auf der Rückseite des Hauses fragte, führte Rosamund sie ohne weitere Fragen durch die Küche zu einer Hintertür, die sich auf eine enge, mit Küchenabfällen übersäte Gasse öffnete.
    George konnte sein Glück kaum fassen. Juliana war wieder in dem Bordell. Diesmal spielte sich das Ganze jedoch ohne die Sänfte des Herzogs ab, und es warteten keine

Weitere Kostenlose Bücher